„Die Integration unserer Landsleute in das Leben der deutschen Gesellschaft bedeutet nicht deren Assimilation": ein Gespräch mit Igumen Daniil (Irbits)
Igumen Daniil (weltlich Andris Irbits) wurde 1976 in Riga geboren. 1992 wurde er von Archimandrit Kyrill (Borodin), damals Vorsteher der Dreifaltigkeits-Kirche in Riga, zum Jung-Mönch auf den Namen Wassilisk (Basiliskus) geweiht. 1995 zog er mit seiner Familie nach Deutschland. Im Januar 1996 wurde er Personalsekretär  von Erzbischof Feofan (Galinski) von Berlin und Deutschland. 1997 wurde er zum Mönchsdiakon auf den Namen Daniil (zur Ehre des Propheten Daniel) geweiht. 1998 empfing er die Priestermönchweihe. 2006 wurde er zum Igumen erhoben. Durch eine Verordnung von Erzbischof Feofan wurde er Statthalter des Großmärtyrer-Georg-Klosters in Götschendorf. Zugleich ist er weiterhin Kleriker der Berliner Kathedrale und Sekretär des Erzbischofs. In dieser Position ist er u.a. zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Regierungskontakte der Berliner Diözese der ROK. Vater Daniil schreibt Gedichte und Prosa und hat sowohl in Deutschland als auch in der lettischen Presse veröffentlicht.
Статья

- Vater Daniil, Sie wurden noch als Schüler zum Jung-Mönch auf den Namen Wassilisk geweiht.

- Dies geschah in Riga, als ich 15 Jahre alt war. Allerdings begann mein Weg zum Mönchstum bereits ein Jahr zuvor. Damals, schon als Novize, bin ich mehrmals ins Höhlenkloster von Petschory gepilgert, wo ich lange Gespräche mit meinem Beichtvater Starez Ioann(Krestjankin) hatte. Er war ja auch derjenige, der mich auf meinem monastischen Weg segnete. Ehrlich gesagt, wollte ich als älterer Teenager die Mönchsweihe so schnell wie möglich empfangen und im Höhlenkloster von Petschory Askese üben. Aber Vater Starez Ioann bremste meinen Eifer: „Denjenigen, die warten können, geschieht alles rechtzeitig." Anfang Juni 1992 war es dann endlich soweit: Archimandrit Kyrill (Borodin) weihte mich zum Jung-Mönch auf den Namen Basiliskus.


- Und wie standen Ihre Eltern und Schulfreunde zu Ihrem Wunsch, Mönch zu werden?

- Für meine Verwandten war es eine große Überraschung und auch ein Rätsel, denn meine Familie war nicht sehr religiös, obwohl sie auch nicht als atheistisch bezeichnet werden kann. Es war einfach so, dass bei uns zu Hause über den Glauben nicht gesprochen wurde. Dennoch hatten meine Eltern mich als Zweijährigen taufen lassen, und zwar in St.Petersburg, in der Alexander-Newski-Lavra. Nach einer gewissen Zeit söhnten sie sich mit meiner Wahl aus, und jüngst sind sie selbst zum orthodoxen Glauben und in die Kirche gekommen. Was meine Klassenkameraden und Freunde betrifft, war es so, dass ich Anfang der 1990er ausschließlich von kirchlichen und gläubigen Menschen umgeben war. Alle meine Freunde halfen als Altardiener in den Gotteshäusern in Riga, also in der Kirche zur Ehren der Hl. Dreifaltigkeit im Zadvinje-Bezirk und in der Domkirche zur Ehren der Geburt Christi. Sie alle begrüßten meine Entscheidung. Die Reaktionen in meiner nächsten Umgebung waren also durchweg positiv.


- 1995 zogen Sie von Riga, wo Sie vier Jahre lang als Mönch in der Welt lebten, nach Berlin. Stimmt es, dass Sie, der Sie bis dahin schon einige Erfahrungen als Schriftsteller gesammelt hatten, sofort begannen, als Sekretär des Erzbischofs Feofan (Galinski) von Berlin und Deutschland zu wirken?

- Das stimmt nicht. Zuerst gewährte mir Vater Feofan, diverse Dienste auszuüben. Ich war als Altardiener und Sakristan in der Christi-Himmelfahrt-Kathedrale zu Berlin tätig, und erst etwa ein Jahr später begann unser Erzbischof mit seiner Arbeit in der Diözesenkanzlei. Heutzutage besteht mein Dienst meist in der Pflege der Beziehungen der Diözese von Berlin und Deutschland mit Verwaltung und Öffentlichkeit. Ich möchte betonen, dass sich bei uns in den letzten Jahren ein konstruktiver Dialog mit den deutschen Behörden entstanden ist - sowohl auf gesamtdeutschem als auch auf regionalem Niveau.


- Interessieren sich die deutschen Stellen für die Meinung der Russischen Orthodoxen Kirche?

- In den letzten Jahren - ja. Es gibt häufig Begegnungen mit Abgeordneten des deutschen Bundestages und regionalen Politikern. Jüngst haben wir unser Projekt der Arbeitsgruppe Integration beim Bundeskanzleramt vorgelegt, und einige Sätze daraus wurden auch ins Zuwanderungsgesetz eingefügt. Die Hauptaufgabe unserer Diözese in ihren Beziehungen mit den politischen Strukturen Deutschlands ist es, unseren hier lebenden Landsleuten Beistand zu leisten. Dabei bemühen wir uns darum, die verschiedensten Bereiche abzudecken. Das kann etwa die Begleitung eines Gemeindemitglieds ins Sozialamt sein oder Hilfe bei der geistigen und moralischen Erziehung der Kinder oder auch die Vertretung der Rechte unserer Landsleute bei staatlichen und städtischen Behörden.


- Wie entwickeln sich die Beziehung der Diözese mit der Katholischen und der Evangelischen Kirche in Deutschland?

- Unsere Diözese hat gute Beziehungen mit den Katholiken und Evangelen in Deutschland. Vor uns stehen viele Aufgaben, die wir gemeinsam lösen müssen. Da wäre die Erziehung der Kinder und Jugendlichen in der christlichen Tradition oder auch die Organisation von gemeinsamen theologischen Seminaren und Begegnungen. Die Katholische und die Evangelische Kirche sind die offiziellen christlichen Konfessionen in Deutschland, und ihre brüderliche Hilfe für unsere Kirche ist sehr spürbar. Bei uns hat nicht jede Gemeinde einen eigenen Raum für Gottesdienste, und hier helfen uns die Katholiken und Evangelen, indem sie uns Räume zur Verfügung stellen. Ich denke, dass wir nur in Frieden und guter Nachbarschaft mit diesen Kirchen das Licht der Lehre Christi in die deutschen Lande tragen können.


- Wie geht der Bau des Hl.-Georg-Klosters in Götschendorf voran, dessen Statthalter Sie sind?

- Bekanntermaßen hat unsere Diözese 2006 durch die Gnade Gottes im Bundesland Brandenburg einen Landsitz für den symbolischen Betrag von einem Euro erworben. Dank unserer Sponsoren sind viele Arbeiten bereits erledigt. Telefonnetz und Stromversorgung, Wasserleitungen und Kanalisation sind fertig. Das Haus steht praktisch zum Betrieb bereit, es bekam ein neues Dach und neue wärmeisolierte Scheiben, Heizungsrohre und einen neuen Heizkessel. Aber weil dieser Landsitz ein Baudenkmal ist und unter dem Schutz des Kulturministeriums steht, müssen wir auf die für die Ausführung weiterer Arbeiten benötigten Papiere manchmal monatelang warten.

Leider ist Deutschland ein sehr bürokratisches Land, und jeder umgesetzte Stein bedarf einer entsprechenden Genehmigung. Das erforderliche Dokument für den Umbau des Bruderhauses und Bau eines neuen Gotteshauses haben wir bereits erhalten. Jetzt warten wir auf eine Genehmigung für die Renovierung des Hauptgebäudes, wo wir vorhaben, ein Pilgerzentrum zu errichten. Genauer gesagt, liegt sie schon vor, aber wir müssen mehrere Tausende Euro dafür bezahlen. Fast anderthalb Jahre haben wir mit dem Bauamt verhandelt, damit sie diesen Beitrag etwas verringern, aber sind nach wie vor zu keiner Einigung gekommen.

Sie wissen ja: bevor man anfangen kann, in Deutschland etwas zu bauen, muss man praktisch für „jedes Ziegelsteinchen" eine Genehmigung einholen und eine Menge von Bauversicherungen abschließen, ohne die es einfach nicht erlaubt ist, etwas zu bauen oder umzubauen. Über die von uns genommenen Rechtsanwälte haben wir die Sache dem Gericht übergeben. Vor kurzem haben wir bei Gericht gewonnen und dadurch einige Zehntausend Euro gespart. Bedauerlicherweise haben wir viel mit diesen bürokratischen Angelegenheiten zu tun. In Deutschland ist es - auch wenn man sehr viel Geld hat - nicht so einfach, etwas einfach so zu bauen, und noch schwerer ist es, etwas umzubauen. Alles bedarf entsprechender Bauversicherungen und Genehmigungen, deren Erhalt sich leider monatelang verzögert.


- Wie viele Mönche werden im Kloster wohnen können, wenn es erst einmal fertig ist?

- Wenn alle Arbeiten im Bruderhaus erledigt sind, wird es Platz für etwa 30 Brüder bieten. Langfristig planen wir noch ein weiteres Bruderhaus zu errichten, das noch einmal so viele Mönche aufnehmen kann. Das ist die Perspektive. Unsere erste Priorität ist es, die Arbeiten im bereits gebauten Bruderhaus fertig zu stellen.

Das Wichtigste für uns ist aber nicht die Zahl der Konventsmitglieder, sondern deren „Qualität". Ich möchte betonen, dass die Mentalität der im Westen lebenden Menschen ihre Besonderheiten hat. Die Mönche, die ihre Tugendtaten (Podwigen) in Deutschland vollbringen, sollten gute Beter und gute Missionare sein. Es ist wichtig, dass sie allen Ratsuchenden, die zu ihnen kommen, helfen, und unseren heterodoxen Brüdern, die ethnische Deutsche sind, die ganze Schönheit der Orthodoxie und ihrer Gottesdienste und Gebete nahe bringen. Deshalb ist es erwünscht, dass die Konventskandidaten neben einer guten theologischen Ausbildung auch gute Deutschkenntnisse haben.


- Bekommen Sie bei der Klostergründung auch Hilfe von der Berliner Gemeinde und Freiwilligen aus anderen Gemeinden?

- Einen in der jeweils eigenen Kraft stehenden Beitrag zum Aufbau des Klosters leisten vor allem die Mitglieder der Gemeinde unserer Christi-Himmelfahrt-Kathedrale in Berlin. Nach den deutschen Gesetzen ist es nur Baufirmen erlaubt, zu bauen, da diese über professionelle Spezialisten verfügen. Hier wird alles streng von der Polizei kontrolliert, die des Öfteren vorbeikommt und sowohl bei der Baufirma selbst als auch bei den angestellten Arbeitern alle erforderlichen Dokumente überprüft. Um die Baukosten zu verringern, haben wir vor, Bauarbeiter aus dem benachbarten Polen einzustellen. Es ist erfreulich, dass es in Russland viele Freiwillige gibt, die uns unentgeltlich helfen wollen. Jedoch müssen wir die deutschen Gesetze einhalten, denn wenn wir sie verletzten würden, könnten wir zu einer Geldstrafe in Höhe von etwa 50.000 Euro verurteilt werden.


- Heißt das, es ist Ihnen nicht einmal gestattet, mit Ihren eigenen Händen auf dem Territorium des künftigen Klosters mitzuarbeiten?

- Doch, das dürfen wir, aber eben nicht alle Tätigkeiten. Es ist erlaubt, das Territorium eigenhändig zu reinigen oder auch im Inneren Renovierungsarbeiten auszuführen. Aber nicht mehr. Mit unseren Gemeindemitgliedern organisieren wir im Kloster Subotniks und räumen den Baumüll vom Gelände. Es ist nicht so einfach, eine Gesamtfläche von fünf Hektar an einem Tag sauber zu machen. Die Gemeindemitglieder nehmen jede Ankündigung über eine bevorstehende Klosterfahrt immer sehr enthusiastisch auf.


- Wie groß ist die Klostergemeinschaft jetzt?

- Noch gibt es nur wenige von uns - drei Männer, einschließlich mir selbst. Das sind die Mönchpriester Gawriil (Kronstadt) und Martin (Bauer), die im Gemeindehaus der Stadt Rostock wohnen. Sie leisten geistliche Fürsorge in der örtlichen Gemeinde. In den verschiedenen europäischen Ländern, wie auch in Russland und der Ukraine, gibt es viele, die gerne in unser Kloster kommen und hier leben würden. Leider müssen wir zurzeit noch allen absagen, da wir noch keine Räume haben, in denen wir die freiwilligen Arbeiter und Novizen einquartieren könnten. Ich hoffe aber, dass das monastische Leben bei uns im Kloster mit der Hilfe Gottes bald aufleben wird.


- Ihr Name ist auf der offiziellen Webseite der Diözese zu finden: Igumen Daniil schrieb einen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel und traf sich mit ihr, sprach im Fernsehen usw. Die Seite kommentiert ihre Tätigkeit als Mitglied der Arbeitsgruppe Integration beim Bundeskanzleramt und Verantwortlichen für die Beziehungen der Diözese von Berlin und Deutschland zur Regierung. Was wurde für die in Deutschland lebenden Gläubigen auf diesem Feld bis jetzt geleistet worden?

- Die orthodoxe Weltanschauung hat in der deutschen geistigen Kultur keine Tradition. Nichtsdestotrotz werden im Rahmen der Arbeitsgruppe für Integration gemeinsame Maßnahmen der staatlichen Behörden und unserer Orthodoxen Kirche unternommen. Die Bedeutung unserer Kirche in Bezug auf die Integration der in Deutschland lebenden Menschen mit russischem Kulturhintergrund wird durchaus anerkannt. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass die Integration unserer Landsleute in die deutsche Gesellschaft nicht Assimilation bedeutet. Bei der Integration bleiben die eigenen, urwüchsigen Werte als Lebensgrundlage bestehen, während sie bei einer Assimilation komplett verloren gehen. Es ist wichtig, dass diese Werte der russischsprachigen Menschen in der modernen deutschen Gesellschaft erhalten bleiben, denn sie sind die Grundlage, auf der die Integration der Gläubigen in die deutsche Gesellschaft verwirklicht werden muss. Diese Position wird übrigens auch von den Regierungen der Bundesländer und der Städte unterstützt. Nicht immer und nicht überall besteht zwar volles Verständnis über die Wichtigkeit dieser Vorgehensweise, aber im Großen und Ganzen können wir eine wohlwollende Einstellung seitens des deutschen Staates beobachten.


- Was kann über unsere in Deutschland heranwachsenden Landsleute gesagt werden? Welche Maßnahmen wären notwendig, um die Eingliederung der Kinder und Jugendlichen in die deutsche Gesellschaft zu befördern?

- Unsere Kinder und Jugendlichen benötigen ein fundiertes Verständnis der eigenen Kultur und ihre praktische Anwendung in der Wirklichkeit, wie sie ihnen in Alltag begegnet. Damit meine ich auch die Kommunikation mit Gleichaltrigen. Damit die eigenen Werte erhalten bleiben und die akzeptablen Werte der modernen Gesellschaft aneignet werden können, organisiert unsere Kirche im Rahmen ihrer Sozialtätigkeit verschiedene Kultur- und Sportveranstaltungen. An ihnen nehmen Vertreter der Gemeinden und verschiedener stattlicher und öffentlicher Einrichtungen gemeinsam teil.

Auch die Organisation und Durchführung von kirchlichen Feriencamps für Kinder während der Sommer- und Winterschulferien halte ich für sehr hilfreich. Die Besonderheit ist dabei folgende: neben den üblichen Erholungsaktivitäten erhalten die Kinder auch thematischen Unterricht in den Grundlagen des Orthodoxen Glaubens und der geistlichen Kultur und werden auch in Russisch, Deutsch und Englisch unterrichtet. Das fördert meiner Meinung nach die Entwicklung einer ganzheitlichen Persönlichkeit, die ihr eigenes geistliches und kulturelles Fundament beherrscht, wobei dieses Fundament in seiner Kraft und Bedeutsamkeit höher steht als all das, was die moderne Gesellschaft anbieten kann. Auf diese Weise bewahren Jugendliche und junge Erwachsene ihr intellektuelles und kulturelles Niveau und entwickeln sich zugleich gemäß „europäischen Standards". Unter den Bedingungen der modernen Gesellschaft sehen wir diesen Weg als den produktivsten an. Er ermöglicht es nicht nur, die eigenen geistlichen und kulturellen Werte in das Umfeld zu integrieren, sondern auch die eigenen Werte mit denen der Gesellschaft zu vereinen. Dabei werden weder die eigenen Werte herabgewürdigt, noch wird die Bedeutung der „fremden" Werte übertrieben.
 
- Die erfolgreiche Integration der Migranten erfordert nicht nur kulturelle, sondern auch politische und wirtschaftliche Eingliederung. Wie würden Sie das Niveau der Integration unserer Geistlichen in die deutsche Gesellschaft charakterisieren?

- Bei uns beherrscht praktisch jeder Priester die deutsche Sprache. Es gibt seltene Ausnahmen, aber in diesen Fällen empfehlen wir, die Sprache wenigstens etwas nachzulernen. In Deutschland gibt es übrigens viele verschiedene Möglichkeiten, die Sprache zu lernen. Die Behörden kommen uns entgegen und organisieren Kurse, die vom Staat bezahlt werden.

In meiner Kirchendienstpraxis gibt es auch oft die Situation, dass Kinder kommen, die auf Deutsch beichten wollen. So geht es auch den ethnischen Deutschen, die zur Orthodoxie übertreten sind. Deshalb erfordert die vollwertige geistliche Fürsorge der Gläubigen, dass wir nicht nur unsere Muttersprachen, sondern auch Deutsch sprechen.


-Deutschkenntnisse sind nur eine der Schlüsselqualifikationen, die eine erfolgreiche Integration in die deutsche Gesellschaft garantieren. Zu den anderen Bedingungen zählt die Bereitschaft, die im Lande geltende Rechtsordnung und die dahinter stehenden Normen und geistlichen Werte zu akzeptieren. Was können Sie diesbezüglich über die Integration sagen?

- Bei unseren Gemeindemitgliedern ist es mit der Integration in die deutsche Gesellschaft recht einfach. Die meisten Gläubigen beherrschen die Sprache - einige mehr, andere weniger. Wir hoffen aber auch, dass unserer Kinder und Jugendlichen, während sie sich in die deutsche Gesellschaft integrieren, die russische Sprache nicht ganz vergessen. Unser Erzbischof, Seine Eminenz Feofan, hat den Diözesenklerus mehrmals darum gebeten, an den Gemeinden, neben den Sonntagsschulen, auch Sprachkurse anzubieten, damit Kinder hier Russisch lernen, ihr Sprachvermögen entwickeln und sich mit der klassischen russischen Literatur bekannt machen können. Es ist wichtig, dass die zukünftigen Generationen unserer Landsleute die Sprache ihrer Vorfahren sprechen und auch lesen und schreiben können. Ich persönlich bin meiner Mutter sehr dankbar dafür, dass sie mir die russische Hochsprache und Literatur beigebracht hat. Darum bitte ich auch die Eltern in unserer Gemeinde.


- Auf Ihrer privaten Webseite kann man Ihre literarischen Werke lesen. Viele Gedichte sind bereits in Literaturzeitschriften in Deutschland und Lettland veröffentlicht worden. Wie würden Sie persönlich die Thematik ihrer schriftstellerischen Werke bestimmen?

- Schon als Jugendlicher begann ich Gedichte zu schreiben. Die allerersten stammen noch in meiner Schulzeit, als ich ein elf Jahre alt war. Am Wochenende und in den Ferien brachten meine Eltern mich in ein Dorf aufs Land. Dort ging ich öfters allein spazieren und dichtete metrische Zeilen zusammen, zu denen ich später auch Musik komponierte. Mit 18 begann ich, diese Hervorbringungen ernst zu nehmen. Meine Gedichte waren meist dem Glauben und dem Leben gewidmet. Jetzt dichte ich über spirituelle und philosophische Themen, wobei das Spirituelle dominiert. Ich habe mich aber nie als professionellen Dichter angesehen. Ich dichte einfach das, wovon mein Herz singt.

Interviewer: Anatoli Kholodjuk

12. März 2010
 
Quelle:  http://www.pravoslavie.ru/guest/34475.htm
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