Das wissenschaftlich-theologische Portal „Bogoslov.Ru" als Reflexion der heutigen geistlichen Bildung und theologischen Wissenschaft in Russland
Die Geschichte der geistlichen Bildung in Russland unterscheidet sich von der in Europa, in diesem Land wurde das Fach Theologie nie an einer staatlichen Universität unterrichtet, was zu Konsequenzen führte, die noch heute spürbar sind. Erzpriester Pawel Welikanow erzählt an der Universität von Freiburg über die Geschichte und Gegenwart der theologischen Disziplin und stellt das neue theologische Portal „Bogoslov.Ru“ vor.
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Sehr geehrte Damen und Herren, Professorinnen und Professoren, Kollegen und Kolleginnen! Als erstes möchte ich dem Rektor der Universität von Freiburg und den Organisatoren dieses Kolloquiums unseren Dank aussprechen: für die Einladung und für die Möglichkeit, vom heutigen Stand der theologischen Wissenschaft in Russland zu erzählen. Ich werde dieses am Beispiel des Internetportals „bogoslov.ru" tun. Mit dem heutigen Treffen ist auch ein Ereignis verbunden - die Eröffnung der deutschsprachigen Version des Portals. Nach der griechischen ist dies die zweite fremdsprachige Version.

Die Geschichte der geistlichen Bildung Russlands reicht über drei Jahrhunderte zurück. Doch muss gleich bemerkt werden, dass die theologische Bildung in Russland sich auf eine andere Weise entwickelt hat, als in Europa. Die erste theologische Hochschule wurde dort die Slawisch-griechisch-lateinische Akademie. Sie wurde im Jahr 1685 von zwei griechischen Theologen begründet - den Brüdern Sophroneus und Jonnikus Lichud. Die Lichud Brüder kamen nach der Bitte des Moskauer Patriarchen Joakim aus Konstantinopel.

1755 öffnete in Moskau die Reichs-Universität mit drei Fakultäten - Jura, Medizin und Philosophie. Der Begründer der Universität, ein Absolvent der Slawisch-griechisch-lateinischen Akademie, Michael Lomonosow, schrieb in einem seiner Briefe, dass er „die theologische Fakultät den synodalen Hochschulen überlassen hat". Der Hauptgrund, warum die theologische Fakultät an der Universität nicht eröffnet wurde - obwohl es in Europa üblich war- waren die fehlenden Lehrkräfte. Es gab nur wenige, die orthodoxe Theologie unterrichten konnten. Byzanz war zu dem Zeitpunkt unter osmanischer Herrschaft, und von geregelter theologischer Bildung unter den östlichen Patriarchen konnte keine Rede sein. Schon im Jahr 1593 beschwerte sich der alexandrinische Patriarch Meletius Pigas beim russischen Zaren Theodor: im orthodoxen Osten „drohe die Quelle der Weisheit ganz auszutrocknen"[1]. Auf der anderen Seite, nachdem im Jahr 1701 an der Akademie kein Griechisch mehr unterrichtet wird, wächst die Abhängigkeit der geistlichen Seminare und Akademien von katholischen Lehrkräften. In einer solchen Situation hätte die Eröffnung einer theologischen Fakultät die Situation nur verschlimmert und sie keinesfalls gelöst. In dieser Epoche konnte die Theologie als Wissenschaft nur europäisch sein, genauer gesagt, katholisch oder protestantisch. Die orthodoxe byzantinische Tradition war nahezu vergessen.

Das XIX. Jahrhundert ist für die geistliche Bildung von besonderer Wichtigkeit: Gerade zu dieser Zeit fand eine Reihe von Reformen statt, die das theologische Bildungssystem grundlegend veränderten und verbesserten. Die Unterrichtssprache wechselte vom Lateinischen zum Russischen, es bildeten sich neue Disziplinen, die eine Grundlage für eine eigene, unabhängige theologische Schule schufen. Die Moskauer Geistliche Akademie, die Nachfolgerin der Slawisch-griechisch-lateinischen Akademie, wurde 1814 von Moskau in das Dreifaltigkeits-St.-Sergius Kloster verlegt. Das Kloster, das geistliche Zentrum Russlands, wurde vom Heiligen Sergius gegründet, einem der größten Heiligen der Russischen Kirche. An diesem Ort, unter der Obhut des Heiligen, vertieft und entwickelt sich die akademische Wissenschaft. Die Liebe zu der Akademie eines großen Theologen, des Hierarchen Filaret (Drosdow), trug zur Entwicklung von zwei wissenschaftlichen Richtungen bei, auf der einen Seite der Geschichte, auf der anderen - der  christlichen Metaphysik, Ontologie und Philosophiegeschichte.

Doch es darf nicht vergessen werden, dass die Russische Kirche im XVIII. Jahrhundert nicht länger von einem Patriarchen, sondern vom Synod geleitet wurde, einem staatlichem Organ. Sie hängt stark vom Staatsapparat ab, in erster Linie von dem Oberprokurator, der für die Kirche de facto ein Gesetz- und Administrationsminister war. Und somit hingen auch die Bildungsreformen stark von den persönlichen Ansichten des Oberprokurators ab. So wollte N. Protasow das geistliche Bildungsniveau absichtlich vermindern, in dem er „gemäß den Bedürfnissen der Gemeindemitglieder" einige theologische Disziplinen strich und stattdessen Medizin, Landwirtschaft und Volkssprachen einführte. Doch ein anderer Oberprokurator, K. Pobedonoszew, war ein aktiver Befürworter der wissenschaftlichen Disziplinen.

Durch einige Reformen im XIX. Jahrhundert wurden Unterschiede zwischen Seminaren und Akademien definiert. Hierbei muss auch bemerkt werden, dass sich in dieser Zeit zwischen den Universitäten und Akademien neue Beziehungen bildeten. Auf den Universitäten wurden Lehrstühle für allgemeine Kirchengeschichte, Geschichte der Russischen Orthodoxen Kirche und Kirchenrecht eingerichtet. Diese Lehrstühle wurden meist von Geistlichen geleitet. Doch war die Mauer zwischen der staatlichen und kirchlichen Wissenschaft stark spürbar - gemäß einer Satzung aus dem Jahr 1884 durften Absolventen eines Seminars keine Universität besuchen, und mussten ihre Bildung an einer geistlichen Akademie fortsetzen. Und umgekehrt, ein Absolvent eines Gymnasiums hatte kein Recht, eine geistliche Akademie aufzusuchen. Diese künstlichen Verbote führten zu einer Verdrängung der Religion aus dem intellektuellen Leben der Gesellschaft. Am Anfang des XX. Jahrhunderts verhielten sich Jugendliche zur Religion abwertend. Genau hier wurden radikalen ideologischen Parteien geboren, die später noch nie dagewesenen Verfolgungen der Kirche unternahmen.

Die tragischen Ereignisse der Oktoberrevolution 1917 gingen auch an der Moskauer Geistlichen Akademie nicht vorbei. Die Kirchenverfolgungen, massenhafte Hinrichtungen von Geistlichen, rücksichtloser Raub des Kircheneigentums - all das waren nur die äußeren Seiten der sowjetischen Politik. Das Regime verfolgte auch ein inneres, ideologisches Ziel: im kommunistischen Bewusstsein durften keine Spuren von Religion bleiben. Die Religion wurde nicht nur physisch vernichtet, sondern auch ausgelacht; religiöse Wahrheiten wurden in der atheistischen Propaganda belogen, lächerlich gemacht und bespuckt; sie wurden zu Witzen gemacht, eine Mischung aus Obskurantismus und Ignoranz. „Die Vernichtung der Religion als eines illusorischen Glücks ist die Voraussetzung für das wahre Glück" - genau diese Worte von Karl Marx wurden zum kommunistischen Motto für viele Jahrzehnte.

1925 öffnete in Paris das orthodoxe theologische Institut des Hl. Sergius. Hier, im Ausland, durch Krieg und Bedrängnis vom verwundeten Russland getrennt, setzte die russische theologische Schule ihren Weg fort. Mehr noch, gerade an diesem Ort offenbarte sich der russische theologische Gedanke so klar, wie noch nie zuvor. Die Werke der besten Professoren des St. Sergius Instituts, der Erzpriester Sergej Bulgakow und Georgij Florowskij, Basileios Senkowskij, N. Glubokowskij, N. Rogdestwenskij, N. Arsenjew, S. Frank, A. Kartaschow und vieler anderer Professoren und Studenten dieser Schule, bilden einen außerordentlichen Teil des russischen theologischen Erbes.

Doch auch die 1922 geschlossene geistliche Akademie verschwand nicht. Sie lebte weiter - die Arbeit wurde fortgesetzt, in den Wohnungen der Professoren und an den Gemeinden.

Der Zweite Weltkrieg wird für die gottlose Staatsmacht zu einer Lektion. Vor der Tragödie des Volkes verstummt der Atheismus. 1944 öffnete in Moskau ein theologisches Institut, zwei Jahre später wurde dieses Institut in die Moskauer geistliche Akademie umgewandelt. Bald darauf empfing die St.-Sergius Lavra die ersten Studenten - vor kurzem noch Frontsoldaten, in der Zukunft jedoch Priester, Mönche und Bischöfe.

Doch die Verletzungen, die der geistlichen Bildung zugefügt wurde, waren erheblich. Der große Teil der Wissenschaftler wurde vernichtet - in Gefängnissen und Zwangslagern. Von den wenigen, die am Leben blieben, war nur noch ein Teil fähig, als Lehrer zu arbeiten. Der Sowjetrat der religiösen Angelegenheiten errichtete eine strenge Kontrolle über das Curriculum und die wissenschaftliche Arbeit. Disziplinen, die eine kritische Einstellung zum existierenden Regime oder eine seriöse philosophische Kritik des Marxismus aufbringen konnten, wurden verboten. Der sowjetische Staatskoloss verspürte den wackligen Untergrund und konnte nicht zulassen, dass die geistliche Bildung zu einer Alternative der sowjetischen Gelehrtenwelt würde. Vor der Kirche stand eine andere Aufgabe: einfach nur zu überleben und zu retten, was noch da war.

Mit dem Zerfall der sowjetischen Macht kamen auch neue Zeiten für die geistliche Bildung.  Durch das steigende Interesse an der Religion entstanden einige Bildungseinrichtungen, die nicht länger das Ziel hatten, Geistliche auszubilden. Die Möglichkeit, allgemeinbildende theologische Disziplinen an weltlichen Universitäten einzuführen, wurde aktiv diskutiert.

1992 beschloss das Bildungsministerium, dass Theologie an Bildungseinrichtungen Russlands gelehrt werden kann. Doch erst im Jahr 2000 wurde das Fach „Theologie" ins Fächerregister eingetragen. Dieser Entscheidung ging eine lange und angespannte Diskussion voraus, die stark von ehemaligen Professoren des wissenschaftlichen Atheismus entfacht wurde. Schnell wurden diese Professoren in den veränderten Bedingungen zu Religionswissenschaftlern. Ihr Hauptargument gegen Theologie an staatlichen Universitäten war, dass die neue Disziplin dem weltlichen Charakter des russischen Staates widerspreche und zu Streitigkeiten zwischen verschiedenen Religionsgemeinschaften des Landes führe.

Die langersehnte Freiheit erlaubte der Kirche, neue Seminare und geistliche Lehreinrichtungen zu eröffnen. Heute gibt es in der Russischen Orthodoxen Kirche 5 Akademien, 2 Universitäten, 2 theologische Institute, 38 Priesterseminare, Pastoralkurse, Schulen für Ikonenmalerei und Chorleitung. Die Gesamtzahl der Studenten beträgt rund 10 000 Personen. Die Moskauer Geistliche Akademie hat einen besonderen Platz unter den theologischen Schulen. Alle methodischen Bildungsreformen des Bildungskomitees der Russischen Orthodoxen Kirche werden als erstes in der Moskauer Akademie eingeführt. Dort werden nicht nur Lehrkräfte, Wissenschaftler, Forscher und Verantwortungsträger der Russischen Kirche und anderer autokephalen Kirchen ausgebildet. Die Akademie tritt als eine Vorläuferin der gesamten Bildungsreform der theologischen Bildung auf.

Heute ist die Reform der geistlichen Ausbildung abgeschlossen. Als Ergebnis gibt es nun eine klare Aufgabenteilung: die Seminare bereiten ausgebildete Geistliche vor, die Akademien Spezialisten auf konkreten Gebieten der kirchlichen Wissenschaft, die später unterrichten oder wissenschaftlich tätig sein können. Objektiv können die Früchte der Reform beim Vergleichen der Diplom- und Doktorarbeiten von heute und von vor 15 Jahren objektiv beurteilt werden.

Im April 2007 wird vom Bildungsausschuss eine nicht kommerzielle Organisation gegründet - das Zentrum für Informationstechnologien. Das erste Resultat dieses Zentrums war eine Überarbeitung des Portals Bogoslov.Ru, das im Jahr 2001 mit dem Segen Seiner Heiligkeit, des Patriarchen von Moskau und ganz Russland Alexij gegründet wurde. Das Portal wird nun neu eröffnet, doch mit einem anderen Konzept und in einem prinzipiell neuen Stil. Die kirchliche Wissenschaft, die sich noch vor kurzem verstecken musste, hat heute nicht nur die Möglichkeit, sich frei zu entwickeln, sondern kann auch mit der wissenschaftlichen Welt der Universitäten zusammenwirken.

Heute ist das primäre Ziel von Bogoslov.Ru die Vereinigung kreativer theologischer Kräfte auf dem Portal und eine vollwertige Informationsbegleitung wissenschaftlicher Forschungsarbeit. Die Distanz zwischen weltlicher und kirchlicher Wissenschaft, besonders in geisteswissenschaftlichen Disziplinen, verringert sich zunehmend. Ein Beispiel dafür ist die „Orthodoxe Enzyklopädie"; zu ihrer Entstehung tragen in engster Zusammenarbeit weltliche Universitäten und kirchliche Akademien bei. Am heutigen Tag wird an 40 russischen Hochschulen Theologie unterrichtet. Die Anzahl der Hochschulen, an den Einleitungskurse in die Orthodoxie gelesen werden, lässt sich kaum aufzählen. Das wachsende Interesse junger Studenten an der Theologie ist offensichtlich.

Doch wäre es naiv anzunehmen, dass das atheistische Denkmodell in Russland überwunden ist. Bis heute ist es nicht möglich, ein vom Staat anerkannter Magister oder Doktor der Theologie zu werden. Unter einigen der größten Wissenschaftler Russlands besteht immer noch die Überzeugung, dass Theologie im Prinzip nicht als Wissenschaft angesehen werden kann. „Auf welcher Grundlage, fragt man, sollte man Theologie, die Menge religiöser Dogmen, als eine wissenschaftliche Disziplin ansehen?", schrieben zehn Mitglieder der Akademie der Wissenschaften letztes Jahr in einem Brief an den Präsidenten. „Jede wissenschaftliche Disziplin", fuhren sie fort, „orientiert sich an Fakten, an Logik, und an Beweisen, und nicht am Glauben... Alle Errungenschaften der heutigen Wissenschaft basieren auf einer materialistischen Weltansicht. Was hat „die biblische Lehre über die Weltentstehung" mit Fakten zu tun, die aus der modernen Astrophysik und Kosmologie bekannt sind?"

Deswegen  entstand für die Redaktion des Portals die Aufgabe, eine akademische Internet-Ressource zu schaffen, deren bloße Existenz den besagten Wissenschaftlern schon eine Antwort geben würde. Dafür durfte das Portal nicht politisch engagiert sein, verschiedene Meinungen (auch der Besucher aus anderen Religionen) mussten frei geäußert werden können. Das Portal durfte den Leser nicht durch eine offiziöse Form abstoßen. Das Zentrum für Informationstechnologien war perfekt geeignet, um eine solche Aufgabe zu erfüllen, einerseits wurde es von zwei kirchlichen Strukturen gegründet, andererseits ist es eine juristisch gesehen weltliche Organisation.

Lassen Sie uns anschauen, wie die gestellten Aufgaben heute auf dem Portal erfüllt werden.

Alle Materialien sind in einige große Gruppen unterteilt - Bibliografien, Nachrichten, Informationen und Forschung & Diskussion.

Der bibliografische Block stellt den Informationskern dar. Er ist das primäre Arbeitsinstrument für die Forscher. Hier werden sowohl russische Buch-Neuerscheinungen vorgestellt, als auch Übersetzungen von Inhaltsangeben, Zusammenfassungen und Rezensionen zu fremdsprachigen Büchern. Bis zum heutigen Tag ist das Portal die einzige russischsprachige Ressource, die regelmäßig Informationen über theologische Publikationen im Ausland bereitstellt; zurzeit sind über 600 Buchbesprechungen verfügbar.

Im Bereich „Dissertationen und Doktorarbeiten" befindet sich eine Liste wissenschaftlicher und qualifizierender Arbeiten der größten geistlichen Bildungsstätten Russlands - der geistlichen Akademien und Seminare aus Moskau, St.-Petersburg, Minsk und Kiew. Die Liste ordnet die Werke chronologisch - beginnend in der Mitte des XX.  Jahrhunderts bis zum heutigen Tag an. Es sind über 2500 Beschreibungen. Außerdem hat die Redaktion Doktorarbeiten von weltlichen Universitäten Russlands ausgesucht, die für Theologen von Interesse sein können. Dies sind nochmals 400 Beschreibungen. Ein Teil der Beschreibungen enthält den vollständigen Text der Arbeiten, Rezensionen und Autorenreferate. Im Laufe der Zeit werden immer mehr Texte alter und neuer Arbeiten in die Datenbank aufgenommen. Doch bleibt unser Interesse nicht nur bei den Arbeiten stehen, die in Russland verfasst wurden. Vor der Redaktion steht auch die Aufgabe, wissenschaftlich-theologische Arbeiten in unsere Datenbank aufzunehmen, die in den größten europäischen und amerikanischen Universitäten geschrieben wurden. Und hierbei wagen wir es natürlich, auf ihre Hilfe zu hoffen.

Eine besondere Aufmerksamkeit möchte ich dem Artikelverzeichnis wissenschaftlicher Zeitschriften widmen. Die Redaktion hat über 50 Periodika der Russischen Akademie der Wissenschaften, so wie einen großen Teil der kirchlichen Wissenschaftsperiodik verarbeitet. Es wurden über 5500 Artikel ausgewählt, die für kirchliche Wissenschaft und Bildung von Interesse sind. Die Artikel sind hauptsächlich als bibliografische Beschreibung aufgeführt. Doch mit einigen Verlagen sind Abkommen über die Onlinepublikation ganzer Artikel getroffen. Hierzu zählen Zeitschriften wie „Fragen der Philosophie", „Kirchengeschichtlicher Bote", „Vaterlandsgeschichte", „Kirche und Zeit". Außerdem wurde die erste Etappe einer analogen Arbeit an ausländischen theologischen Publikationen durchgeführt - eine kurze Beschreibung von 90 deutschsprachigen Zeitschriften. Die Redaktion verfolgt Neuerscheinungen und erneuert die Datenbank. Auf dem Portal sind insgesamt 11 430 Artikel vorgestellt.

Einen besonderen Platz besetzt die Zeitschrift „Der theologische Bote" aus Vorrevolutionszeiten mit ihrem Vorgänger „Zusätze zu den kirchenväterlichen Werken in russischer Übersetzung". Ungeachtet dessen, dass die Zeitschrift den Höhepunkt russischer theologischer und historischer Wissenschaft repräsentiert, ist sie schon lange zu einer Rarität geworden. In keiner staatlichen oder kirchlichen Bibliothek gibt es einen vollen Satz dieser Zeitschrift. Die Redaktion des Portals, gemeinsam mit dem griechisch-lateinischen Kabinett, hat die Zeitschrift elektronisch verarbeitet und im Internet allgemein zugänglich gemacht. Dies sind ca. 6000 Artikel. Zurzeit wird eine analoge Arbeit an der Zeitschrift „Kirchenväterliche Werke in russischer Sprache" abgeschlossen. Diese Zeitschrift war ein grandioses Gemeinschaftsprojekt der vorrevolutionären Akademien. Heute ist unsere Aufgabe, alle Zeitschriften der geistlichen Akademien den Lesern zugänglich zu machen. Sie haben bis heute ihre Bedeutung nicht verloren.

Der Informationsblock. Der Abschnitt „Personalien" enthält Biografien von Wissenschaftlern, sowie bibliographische Listen ihrer Publikationen. Heute sind dort über 400 Biografien und 4500 Personenangaben. Viele von ihnen sind heutigen und vorrevolutionären Theologen gewidmet. Doch da für einen russischen Leser Informationen über westliche Theologen aufgrund der Sprachbarriere nur schwer zugänglich sind, versuchen wir Informationen über diese möglichst ausführlich bereitzustellen.

Der Abschnitt „Organisationen" enthält eine kurze Beschreibung der wichtigsten Bildungseinrichtungen und wissenschaftlichen Institutionen, Verlagen und Bibliotheken, die in den Bereichen Theologie und kirchliche Wissenschaften spezialisiert sind. Auch hier sind wir bestrebt, europäischen und amerikanischen Hochschulen und Verlagen eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Es gibt Beschreibungen von ca. 180 Organisationen.

Der Ereigniskalender zeigt nicht nur kirchliche Feiertage jedes Tages, sondern auch Interessantes aus der Geschichte und aus den Biografien bekannter Persönlichkeiten. Dadurch haben wir die Möglichkeit, die Geschichte sub specie eternitatis, aus der Sicht der Ewigkeit zu betrachten.

Eine besondere Aufmerksamkeit widmet die Redaktion dem Nachrichtenblock. Er wird täglich mit Nachrichten und Vorankündigungen erneuert. Unsere Aufgabe ist, die Nachrichten vorzustellen, die ungenügend in anderen russischen Medien beleuchtet werden. Wir versuchen täglich den Nutzern einige Exklusivnachrichten vorzustellen. In den Vorankündigungen lassen sich kommende Konferenzen, Treffen, Symposien und andere bedeutsame Ereignisse in Russland und im Ausland finden.

Der Forschungsblock besteht aus verschiedenen Arten von Publikationen. Das sind wissenschaftliche Forschungsartikel, analytische Arbeiten, sowie Artikel, die von Doktoranden publiziert werden. Ebenfalls werden den Nutzern Buchübersichten und bibliografische Sammlungen zu konkreten Themen zur Verfügung gestellt. Ein Jahr nach der Eröffnung des Portals wurden hier bereits 480 Publikationen veröffentlich, die speziell für das Portal geschrieben wurden. Wir versuchen Republikationen zu vermeiden, Ausnahmen gibt es nur für wenig bekannte und schlecht zugängliche Artikel.

Alle Materialien sind in ein Gliederungssystem eingebettet, das eine themenspezifische Auswahl durch alle Materiealien hindurch erlaubt. Dafür ist links eine Gliederliste untergebracht. Wenn Sie sich etwa im „Nachrichten" Bereich aufhalten und auf „dogmatische Theologie" klicken, werden Ihnen nur die Nachrichten aufgezeigt, die mit Dogmatik verbunden sind. Wenn Sie jedoch auf ein Thema von der Hauptseite aus klicken, werden Ihnen alle Nachrichten, Bibliografien, Bücher, Vorankündigungen, Arbeiten und Artikel vorgeführt, die der ausgewählten wissenschaftlichen Richtung entsprechen.

Ohne Offenheit ist Wissenschaft nicht möglich, unter jeder Publikation gibt es eine Diskussionsmöglichkeit. Als Beispiel - eine starke Diskussion gab es um den Film von Vater Tichon (Schewkunow) „Der Untergang des Imperiums", sowie auch um die Probleme geistlicher Bildung in der griechisch-sprachigen Umgebung Amerikas. Für Bewerber auf einen Doktortitel sind Kommentare zu ihren Arbeiten und Autoreferaten bei der späteren Verteidigung besonders wichtig.

Im Rahmen des Portals werden mehrere eigenständige Projekte geführt. Das sind die Projekte „Theologie in der Postmoderne", „Religionen ausgedachter Welten", „Landeskonzil der Russischen Orthodoxen Kirche 1917-1918".  Von besonderer Relevanz für die geistliche Bildung ist das Projekt „Schule der Informationsverarbeitung", das Resultat der Zusammenarbeit mit einem der größten Zentren Russlands für Informationsverarbeitung im Bereich öffentlicher Wissenschaften. Ein weiteres großes Projekt, das auf dem Portal vorgestellt ist, wird „Die Welt. Der Mensch. Das Wort" genannt. Dieses Projekt stellt den ersten Versuch einer Zusammenarbeit mit dem größten staatlichem Fernsehsender „Rossija" dar. Heute sind auf dem Portal über 200 Texte und Audioaufnahmen der Sendungen „Religiöse Enzyklopädie", „Geschichte der christlichen Kirche" und „Bibel für Kinder" untergebracht.

Das Internetlehrbuch „Einleitung in die Patrologie" von Archimandrit Kyrill (Goworun) ist der erste Versuch eines online-Lehrwerkes. Zurzeit wird am Kurs „Naturwissenschaftliche Apologetik" gearbeitet.

Der letzte Bereich „Fotogalerie" hat sich für die Nutzer als besonders attraktiv erwiesen. Dort sind einzigartige konzeptionelle Fotoreportagen ausgestellt, die es erlauben, die Spezifik religiöser Weltanschauung besser zu verstehen.

Noch am Anfang der Tätigkeit des Portals besuchte die Redaktion der heutige Präsident Dmitrij Medwedjew - er verbrachte längere Zeit auf den Seiten unserer Internetressource. Unter den hohen Gästen, die die Redaktion mit ihrem Besuch eine Ehre erwiesen, waren Erzbischof von Berlin und Deutschland Mark, Kardinal Walter Kasper, Direktor der Kongressbibliothek der Vereinigten Staaten Dr. Billington, der bekannte Theologe Priestermönch Gabriel (Bunge).

Eine neue Richtung, an der heute gearbeitet wird, ist die Schaffung fremdsprachiger Portalversionen. Es gibt bereits eine griechische Version, heute eröffnen wir eine deutsche, eine englische und eine italienische sind in der Entwicklungsphase. Wir möchten alle mit dem Leben der Russischen  Orthodoxen Kirche bekanntmachen, mit Entwicklungen der theologischen Wissenschaft im Land, mit neuen russischen Büchern und interessanten Ereignissen. Täglich erscheinen in deutscher Sprache Nachrichten über orthodoxe Theologie, globale Ereignisse in Russland und in der Orthodoxen Kirche. Kleine Buchbesprechungen, die dem westlichen Leser von Interesse sind, werden ebenfalls regelmäßig veröffentlich. Unter deutschsprachigen Materialien finden Sie die Beschreibungen solcher Büchern, wie „Das Dogma der Sühne in der russischen theologischen Wissenschaft", „Politische Gewalt: Vergangenheit und Zukunft" und „Russisches liturgisches Schöpfertum", die schon heute online vorgestellt sind. Im bereits erwähnten Bereich Personalien sind Lebenswege von großen russischen Theologen wie Metropolit Antonij (Hrapowitzkij), Erzpriester Georgij Florowskij, Sergej Bulgakow und Pawel Florenski zu finden. Nach und nach übersetzen wir auch größere Artikel und Interviews in die deutsche Sprache. Sie können sich mit russischen Heiligen bekannt machen, Artikel über Slawophile, Altkatholizismus, russische Theologie und den heutigen Zustand der russischen Kirche studieren, Interviews mit interessanten und bemerkenswürdigen Persönlichkeiten wie dem Metropoliten Kallistos (Ware) und K. Eggert lesen. Außerdem ist eine große Reihe an Kommentaren zu Fotoreportagen übersetzt. Dort finden Sie nicht nur Fotographien aus dem russisch-orthodoxen kirchlichen Leben, sondern auch Reportagen aus Peking, Serbien, Amerika und anderen Orten.

Im Lauf des nächsten Monats wird auf unserem Portal eine neue Diskussionsplattform eröffnet - die Internetkonferenz. Ich hoffe, dass sich auch die Dozenten, Lektoren und Studenten der Universität von Freiburg an dieser Konferenz beteiligen werden.

Zum Abschluss möchte ich die Hoffnung äußern, dass die Zusammenarbeit zwischen der Moskauer Geistlichen Akademie und der Freiburger Universität der wichtigsten Mission der Kirche dienlich sein wird - dem Zeugnis Christi, des Gekreuzigten und des Auferstandenen. Denn vor dem Angesicht der Welt, die immer grober wird, die in das anziehende Glück der Technologie verliebt ist, können nur Christen ein wahres Verständnis vom Sinn und Wert des Menschenlebens geben. Nur wenn wir gemeinsam eine christliche Theologie entwickeln, werden wir der Welt eine tatsächliche Antwort geben können.

 


[1] Малышевский И. И. Александрийский Патриарх Мелетий Пигас. К., 1872. Т. 2. С. 10

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