Sorgt euch nicht …
„Alles, was wir haben, gehört nicht uns. Alles, was wir gebrauchen, und was unser Nötigstes überschreitet, nehmen wir anderen weg, ja wir stehlen es ihnen. Alles, was wir nicht aus freiem Willen und aus Liebe hergeben, nehmen wir heraus, ja entreißen wir, aus dem Wunder der Liebe des Gottesreiches …“ – aus einer Predigt zu Mt.6,25-34 von Metropolit Antonij von Sourozh
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Wenn wir heute die Worte des Heilandes lesen, dass wir – wie Er sagt - ganz einfach leben könnten, ohne uns besonders darum zu sorgen, was wir essen und trinken und was wir anziehen werden, dann ringen zwei unterschiedliche Gefühle in uns miteinander.

Einerseits scheint es uns, dass dies sehr einfach ist und warum sollte man nicht so leben? Warum sollte man nicht all die Verantwortung von sich werfen und die Sorgen einfach hinter sich lassen, die uns ständig so quälen? … Auf der anderen Seite sagt uns ein anderes Gefühl, dass dies doch so nicht möglich ist! Und so stellt sich uns die Frage, ob das von Christus Gesagte überhaupt möglich ist? Glauben wir aber etwa nicht daran, dass all das, was Er uns gebietet, der Weg des Lebens, der Weg zum Leben ist?

Wie sollen wir nun diesen Zwiespalt in unserer Seele lösen? Mir scheint es ratsam, jene strengen Bedingungen, in die uns diese Freiheit stellt, genauer zu betrachten. Wenn wir so leben wollen, wie Christus zu uns spricht: Sorgt euch um das Himmelreich und seine Wahrheit, in der Hoffnung, dass sich auch alles andere von selbst ergeben wird, dann müssen wir unser Verhältnis zum Leben völlig verändern. Dann müssen wir aufhören, so zu leben, wie wir es jetzt tun.

Das Wesen des Gottesreiches besteht darin, Gott mit seinem ganzen Herzen, mit all seinen Gedanken und mit all seiner Kraft sowie seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst. Das bedeutet, dass es in unserem Leben nichts mehr geben sollte, was nicht mit der Liebe zu Gott und zu unserem Nächsten vereinbar ist. Das bedeutet, dass wir all unsere Gedanken, all unsere Kräfte, unser ganzes Herz nicht uns selbst, sondern einem anderen widmen sollten: Gott oder unserem Nächsten. Das bedeutet, dass alles, was wir haben, alles, womit wir uns trösten und erfreuen, Gott gehört und unserem Nächsten. Das bedeutet, dass wir alles, was wir gebrauchen und dabei mehr ist als wir wirklich nötig haben, Gott und unserem Nächsten rauben. …

Wenn wir so darüber nachdenken, dann stellt sich uns die Frage, wer von uns dann - wohl wissend wie wir leben - vor dem Gericht des Gottesreiches, des Reiches der sich am Kreuz opfernden, freudigen und erlösenden Liebe bestehen kann? Alles, was wir meinen zu besitzen, gehört nicht uns. Alles, was wir gebrauchen und was unser Nötigstes überschreitet, nehmen wir anderen weg, ja wir stehlen es ihnen. Alles, was wir nicht aus freiem Willen und aus Liebe hergeben, nehmen wir heraus, ja entreißen wir, aus dem Wunder der Liebe des Gottesreiches …  Wenn wir uns dies zu unseren Grundprinzipien machen würden, wie leicht würde es uns dann fallen, im Glauben an Gott und voller Barmherzigkeit unserem Nächsten gegenüber zu leben. Denn all dies würde ein festes Fundament darstellen für ein Leben in geistlicher Armut und körperlicher Besitzlosigkeit, wie wir es in seiner wahren Größe und Herrlichkeit noch gar nicht erfassen können …

Das ist es, was hinter diesen „einfachen“ Worten Christi steht: „Sorgt euch nicht – um euch sorgt sich der Vater!“ … Dahinter steht: Sorgt euch nur darum, was auch Gottes Sorge ist. Denn der Lebendige Gott sorgt für euch mit Seiner sich am Kreuz opfernde Liebe, die in Golgatha gekreuzigt wurde. Dann werdet auch ihr Eingang finden in jenes Reich, wo ihr nichts benötigt, wo Gott euch alles gibt.

Amen

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