In seinem Mönchsleben im Dornbuschkloster am Fuße des Mosesberges war er erprobt und weit vorangekommen in der Askese, in der Bekämpfung der Leidenschaften, im Gebet, und als Abt und geistlicher Vater vieler junger Mönche und geistlicher Kinder war er ein guter Kenner der menschlichen Seele, ihrer Schwächen, Gefahren und Kämpfe geworden. Mit diesem Buch wollte er die Bitte seines geistlichen Bruders, des Abtes Johannes von Raitho, erfüllen, und schenkte uns dadurch einen wertvollen Schatz, ein Handbuch des geistlichen Lebens, eine Anleitung zum göttlichen Aufstieg, die Himmelsleiter.
30 Kapitel sind wie die Stufen einer Leiter, steil und unbequem, aber stetig aufwärts strebend von der Überwindung der Leidenschaften über den Erwerb der Tugenden bis zur Liebe, der Hoffnung und dem Glauben. Diesen geistlichen Weg sollen alle Christen gehen. Man sagt zwar heute oft, dieses Buch sei nur für Mönche zu lesen. Aber genauso hört man häufig die Meinung, das Fasten und das Beten sei für Mönche. Doch das ist nicht wahr. Die Mönche sind nicht anders als alle anderen Christen, und als Menschen sind wir uns alle ähnlich. Der hl. Johannes Chrysostomos sagt, nur das Gewand würde die Mönche unterscheiden. Alle haben auf Erden denselben geistlichen Weg zum Paradies, alle haben einen ähnlichen Kampf gegen die gleichen Leidenschaften, alle haben entsprechende Mühen, Versuchungen, Sünden, und derselbe Christus führt, begleitet und tröstet uns und wird uns im Paradies in seine Arme nehmen. So kann die Leiter des hl. Johannes, obwohl sie ursprünglich für Mönche und eigentlich genau genommen sogar für einen geistlichen Vater und Abt als Hilfe und Handbuch geschrieben worden ist, allen Menschen nützlich sein, weil es die menschliche Seele erklärt, die Gefährdungen des geistlichen Lebens beschreibt, die Mühen des geistlichen Kampfes skizziert, bei allen Rückschlägen tröstet, die Süßigkeit der Ruhe in Gott in Worte fasst und schließlich anregt, diesen geistlichen Weg auch selber zu gehen. Für die konkrete Umsetzung ins eigene Leben bedarf es freilich der Gabe der Unterscheidung, der Diakrisis, aber dabei helfen die Priester und geistlichen Väter.
Quelle: Vr. Martin Petzolt (Griechisch-orthodoxe Prophet Elias Kirche zu Frankfurt am Main, Deutschland, Internetblog der Gemeinde:http://propheteliaskirchefrankfurt.wordpress.com/)