Zur Kommunion


„Zur gleichen Zeit erhoffen wir uns vom Herrn ein neues Leben, ein Leben der Fülle. Und dieses Leben wird uns immer wieder gegeben, weil uns das Ewige Leben, wenn der Herr zu uns kommt und uns mit Sich Eins werden lässt, umarmt und ganz und gar erfüllt. Dieses uns geschenkte Neue Leben nehmen wir jedoch nicht an. Wir wollen nur Seine Freude nicht aber seine Last. ...  Einerseits beginnt sich das Leben der zukünftigen Welt in uns zu entfalten. Jedoch nur dann wird dieses Leben in uns auch Wurzeln schlagen, wenn wir uns lossagen von den Werken des Bösen ... mit aller Kraft des Willens, schonungslos uns selbst und unseren Schwächen gegenüber und wenn wir ... dieses Ewige Leben in uns hegen und nähren durch ein Leben, wie es uns das Evangelium aufzeigt ..." - aus einer Predigt zum Thema der Kommunion von Metropolit Antonij von Sourozh
Статья

Fastenzeit 1967

In den Wochen der Fastenzeit werden viele von uns zum Abendmal kommen. Zum Sakrament der Heiligen Kommunion sollten wir sehr bewußt herantreten und wissen, was wir tun, worum wir bitten und was dies für uns bedeutet.

An der Heiligen Kommunion teilnehmen, heisst, den Herrn anzurufen, dass Er mit uns Eins sein möge. Nicht nur seelisch, sondern auch in unserem Leib vollzieht sich ein Mysterium. Sein Leben wird unser Leben und unser wird Seins. Jedes Mal deshalb, wenn wir, nachdem wir am Abendmal teilgenommen haben, erneut auf unsere dunklen Pfade zurückkehren, ziehen wir auch den Herrn qualvoll mit auf diese Bahn. Und wir tun Ihm damit Gewalt an, wir zerren Ihn auf den gleichen Weg des Leidens, der Ihn einst zur Seiner Kreuzigung führte, zu Seinen Schmerzen, zu Seiner Verspottung. Das alles sollten wir bedenken!

Zur gleichen Zeit erhoffen wir uns vom Herrn ein neues Leben, ein Leben der Fülle. Und dieses Leben wird uns immer wieder gegeben, weil uns das Ewige Leben, wenn der Herr zu uns kommt und uns mit Sich Eins werden lässt, umarmt und ganz und gar erfüllt. Dieses uns geschenkte Neue Leben nehmen wir jedoch nicht an. Wir wollen nur Seine Freude nicht aber seine Last. In diesem ersten Vorgeschmack des Ewigen Lebens schon hier auf der Erde existiert auch eine Last und eine tragische Seite, nicht nur Freude und Jubel. Einerseits beginnt sich in uns das Leben der zukünftigen Welt zu entfalten. Jedoch nur dann wird dieses Leben in uns auch Wurzeln schlagen, wenn wir uns lossagen von den Werken des Bösen, der Dunkelheit, der Zersetzung und des Todes, wenn wir uns bewußt dagegen entscheiden, mit aller Kraft des Willens, schonungslos uns selbst und unseren Schwächen gegenüber und wenn wir dazu außerdem dieses Ewige Leben in uns hegen und nähren durch ein Leben, wie es uns das Evangelium aufzeigt, d.h. durch ein Handeln, welches das Ewige Leben nicht mit Füßen tritt. Wir nähren es auch ebenso durch Gebet.

Es gibt noch eine andere Seite. Wir bitten den Herrn, dass Er mit uns Eins sein möge und so all die schwere Last unseres Lebens auf Sich nehme und sie gemeinsam mit uns trage. Gleichzeitig jedoch sollten auch wir dazu bereit sein, das Schicksal des Menschgewordenen Gottessohnes auf der Erde auf uns zu nehmen, einerseits dem Himmel, Gott und der Wahrheit anzugehören mit allem, was daraus resultiert: das heisst innerer Kampf mit dem, was in uns nicht von der Wahrheit ist, was in uns Tod bedeutet. Dass heisst weiterhin, bereit zu sein für die Wahrheit Gottes einzustehen, für das Geheimnis des Gottesreiches, für die Liebe Gottes auf der Erde in unseren Beziehungen zu den Menschen, auch dort wo dies bedeutet, ein Opfer zu bringen, sich zum Opfer zu bringen. Zuletzt bedeutet dies aber auch unsere Pflicht, im Namen des Herrn und Seiner Wahrheit dazu bereit zu sein, dass die Menschen einen verschmähen werden, fremd zu sein für all die, die bewußt oder unbewußt nicht für diese Wahrheit leben.

Deshalb sollten wir uns auf die Heilige Kommunion sehr aufmerksam und mit voller Konzentration vorbereiten, also  sehr bewußt und vorbereitet zur Beichte zu gehen, sich von allem, was Falsch in uns ist, loszusagen, all das, was uns wieder gefangen nehmen kann, abzustreifen und sich innerlich darauf vorzubereiten, nach der Beichte und dem Einswerden mit Christus zu beginnen, ein neues Leben zu leben, was dies uns auch kösten möge.

Wenn wir so an das Sakrament der Kommunion herantreten, dann wird das Geschenk des Einswerdens mit Christus, des Erfülltwerdens mit der Gnade des Heiligen Geistes, jenes neue und unausprechliche herzliche Du mit dem Vater und in Ihm mit allen Menschen, Früchte tragen. Wenn dies nicht geschieht, werden wir sehr sehr betrübt sein, wenn wir merken, dass wir, obwohl wir Gott anrufen, keine  Hilfe bekommen und kraftlos bleiben. Nicht weil Gott uns nicht helfen würde, nicht weil wir ohne Kraft sind, sondern weil wir das, was Gott uns schenkt, immer wieder so leichfertig in einem leeren Leben verschleudern.

Deshalb lasst uns nun voller Freude zu einem Neuen Leben herantreten. Alle wir, die, die bereits kommuniziert haben und auch jene, denen diese unbeschreibliche Freude noch bevorsteht, mögen so zu leben beginnen, dass durch uns der Himmel auf die Erde herabkommt, dass das Himmelreich, welches in uns wohnt, all das, was um uns herum ist, umarmen möge, im Großen und im Kleinen.

Amen    

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