Zum Gedenken an die Neuen Märtyrer Russlands
„Ich erinnere mich an einen Mann, der sechsunddreißig Jahre im Gefängnissen und Lagern gesessen hatte, ein Priester in meinem Alter. Er saß einst vor mir und erzählte mir mit leuchtenden Augen, die voller Dankbarkeit waren: "Siehst du nicht, wie unglaublich gütig Gott zu mir gewesen ist? Zur Zeit der Verfolgungen erwählte Er mich, einen unwürdigen, unerfahrenen, jungen Priester und schickte mich erst ins Gefängnis für fünf Jahre, in ein Gefängnis, wo es keinem Priester erlaubt war, die Liturgie zu feiern, wo jedoch ich als einer der Gefangenen für all meine Kameraden die Sakramente spenden konnte. ..." - aus einer Predigt zum Fest der Neumärtyrer Russlands von Metropolit Antonij von Sourosh
Статья

18. Juli 1999

Wir erinnern uns heute der Märtyrer der russischen Kirche, die ihr Leben gaben - und ich meine wirklich, die ihr Leben gaben, weil es ihnen nicht nur genommen wurde, sondern weil sie es selbst opferten, und dies im den letzten Jahrhundert. Wir gedenken ihrer mit Liebe und tiefer Rührung. Aber es genügt nicht, sich nur an sie zu erinnern, es gilt, von ihnen zu lernen.

Ein Märtyrer zu sein bedeudet  Zeuge zu sein. Die Märtyrer haben ihren Glauben an ihren Herrn Jesus Christus und ebenso ihre Treue zu dem, was Gott sie durch Christus gelehrt hatte, bezeugt. Ihr Leben war ein Bestätigung und eine Ehre für Gott. Man kann sagen, dass der erste Märtyrer, der erste Zeuge der vollkommenen Liebe und eines ebensolchen Lebens der Herrn Jesus Christus selbst war, der Sohn Gottes, der Mensch geworden war, um uns zu zum Heil zu führen, Der entschieden hatte zu sterben, damit wir leben können. Ihm folgten Millionen von Männern, Frauen und Kindern. Sie alle traten in Seine Fußstapfen.

Mir fallen die ersten Märtyrer Russlands ein, Boris und Gleb, die bedroht durch ihren Bruder, zu einander und zu denen, die sie umgaben sagten: "Wenn Blut vergossen werden soll, dann lass es das unsrige sein." Und sie hiessen, die Mörder ihrem heiligen Lebens auf der Erde ein Ende zu setzen. Sie waren die ersten Zeugen, die ersten Märtyrer Russlands. Sie gaben ihr Leben hin, ohne es auf Kosten von jemand anderem bewahren zu wollen. Solche Heldentaten geschehen allerdings meist nicht so einfach und ohne jeglichen Kampf.

Ich erinnere mich daran, wie man mir einst von einem russischen Priester erzählte, der sich zu Beginn der Revolution, tief erschüttert durch den Tod tausenden Gläubigen um ihn herum, von seinem Glauben lossagte. Danach schleppte man ihn vor seine Gemeinde, um vor allen, um vor seinen geistlichen Kinder zu verkünden, dass er sein ganzes Leben hindurch gelogen hatte, dass es keinen Gott gäbe und ebenso kein Heil in Christus. Um dies nun auch zu beweisen, gebot man ihm, daß er mit seinen Füßen ein Kruzifix zertreten sollte. Als man ihm jedoch vor das Kruzifx brachte und er dieses sah, brach er in Tränen aus, fiel auf die Knie, küßte das Kreuz und starb als Märtyrer. Der Weg zur Heiligkeit ist nicht immer glatt und einfach.

Es gibt Tausende und Abertausende von Männern, Frauen, Kinder, die zu Märtyrern wurden in einer ebensolchen Art. Nicht immer wurden sie ermordet, viele sind einfach nur gestorben.

Ich erinnere mich an eine Geschichte, die mir von einem Augenzeugen erzählt wurde.  Ein kleines Kind von elf Jahren, sprach zu seinen Eltern: "Gott will, daß ich von euch fortgehe und in in Wäldern für das Heil Russlands bete."Er verließ seine Familie und verschwand für eine Weile. Eines Tages traf ihn ein Bauer im Wald. Der Junge war in Lumpen gekleidet und lief barfuß durch den Schnee. Der kleine Junge von elf Jahren fragte den Bauern, ob dieser nicht ein Paar Schuhe für ihn finden könne, weil seine Füße im Schnee so schmerzten." Als der Bauer zurückkam, fand er das Kind tot im Schnee liegen. Er hatte sein Leben für das Heil seines Vaterlandes und seiner Kirche hingegeben.

All dies sind Beispiele, die uns groß, vielleicht zu groß erscheinen. Wenn wir jedoch einerseits alle berufen sind, treu im Glauben zu sein, und ehrlich bekennen können, dass wir an Christus glauben, dass wir glauben, dass Christus Gottes eigener Sohn ist, Der Mensch geworden ist, um wegen unserer eigenen Unwürdigkeit und Sündhaftigkeit mit uns und für uns zu sterben, sollten wir Ihm dann nicht auch darin unseren Glauben beweisen, indem wir tun, was Er uns geboten hat, indem wir einander lieben, einander treu sind und der Art zu leben treu bleiben, welche Er uns durch Sein eigenes Blut aufgezeigt und geschenkt hat?

Wir werden jetzt einen Gebetsgottesdienst zu Ehren derer, die sich bis zum Ende als treu erwiesen haben, feiern. Wir werden darum beten, dass durch ihr Gebet, die Treue und der Glauben auch in uns immer weiter wachsen, dass unsere Entschlossenheit gestärkt wird, um nicht nur Christi, Der Sein Leben für uns gegeben hat, sondern auch unseren Brüdern, unseren Schwestern, unseren Kindern wahrhaft würdig zu werden, die so an Christus glaubten, dass sie alles gaben, sogar ihr Leben und das oft nicht nur in einem Augenblick des Martyriums, sondern für vielen Jahre der Qual, in Lagern und Gefängnissen - und dies taten mit offenem Herz.

Ich erinnere mich an einen Mann, der sechsunddreißig Jahre im Gefängnissen und Lagern gesessen hatte, ein Priester in meinem Alter. Er saß einst vor mir und erzählte mir mit leuchtenden Augen, die voller Dankbarkeit waren: "Siehst du nicht, wie unglaublich gütig Gott zu mir gewesen ist? Zur Zeit der Verfolgungen erwählte Er mich, einen unwürdigen, unerfahrenen, jungen Priester und schickte mich erst ins Gefängnis für fünf Jahre, in ein Gefängnis, wo es keinem Priester erlaubt war, die Liturgie zu feiern, wo jedoch ich als einer der Gefangenen für all meine Kameraden die Sakramente spenden konnte. Und so auch für den Rest meiner Gefangenschaft in den Konzentrationslagern, wo ich weiterhin Priester war für meine Kameraden. Wie unendlich gut und barmherzig ist unser Gott!"

Können nicht auch wir etwas von diesen einfachen Beispielen lernen? Möge Gott uns Mut geben, stark zu sein im Glauben, so gut wir es können, so viel wir es vermögen.

Möge der Segen des Herrn mit euch sein, durch Seine Gnade und Liebe zur Menschheit, immer, jetzt und immerfort und bis in alle Ewigkeit.

Amen.

 

Комментарии ():
Написать комментарий:

Другие публикации на портале:

Еще 9