Zum Sonntag der Salböltragenden Frauen
„Lasst uns nachsinnen über die Zerbrechlichkeit der menschlichen Seele,
wie leicht es ist, auszurutschen und zu sinken. Lasst uns dann in solchen
Momenten der Niederlage mit liebendem Herzen, ohne Zweifel und Angst einander
treu bleiben bis zum Schluss und uns nicht von einander abwenden. ... Dann
reihen auch wir uns in den Kreis jener Salböltragenden Frauen ein und gehören
gemeinsam mit Joseph von Arimathea und Nikodemus zu all denen, die ... sich
nicht geschämt haben auf der Seite der Unterlegenen zu sein, die sich nicht
abgewandt haben von den Menschen, die tief gesunken sind, die für Gott die
Liebe auf der Erde lebten und Ihm in Seinen Plänen mit uns Menschen dienten." -
aus der Predigt zum Sonntag der salböltragenden Frauen von Metropolit Antonij
von Sourozh
Статья
21. April 1991
In feierlicher Weise verehren wir heute die Heiligen Salböltragenden Frauen, Joseph von Arimathea und Nikodemus. Über sie wird im Evangelium kaum etwas erzählt, wenn man den Zeitraum vor jenen dunklen Tagen betrachtet, an denen Christus verraten wurde, festgenommen und, von allen seinen Jüngern verlassen, gekreuzigt und getötet worden war. In diesen Tagen sind sie plötzlich da. Am Kreuz war keiner der Apostel. Judas hatte sich erhängt und nur Johannes stand zusammen neben der Gottesmutter, weil Er der Apostel der Liebe war, ebenso wie die Gottesmutter, die die Liebe im menschlichen Leibe war, die sowohl die gesamte Liebe der Schöpfung zu ihrem Gott wie auch all die Göttliche Liebe zu uns Menschen in sich verkörperte. Als allem Anschein nach das Böse über Christus gesiegt hatte, als Er verraten und gekreuzigt worden war und starb, - was bedeutete, dass schon alles verloren war - da erschienen Joseph und Nikodemus, die Ihm treu blieben bis zum Schluss. Nicht nur in den Tagen, als Jesus noch lehrte, sondern auch, als Er besiegt und geschlagen am Boden lag. Sie blieben Ihm treu auch in der Niederlage, wie sie ihnen erschien, wie sie sie mit ihren Augen selbst sahen und an der schon niemand mehr zweifeln konnte, die jedoch durch Liebe und Treue bis zum Letzten überwunden werden konnte.
Nun stellt sich für jeden von uns eine Frage: Wir wissen, das Christus den Sieg davon getragen hat. Wir können in unserer Phantasie nicht in die Tage der Leiden und der scheinbaren Niederlage Christi zuzrückgehen und es weder den Salböltragenden Frauen, weder Joseph von Arimathea noch Nikodemus gleich tun. Chistus hat uns jedoch etwas mit auf den Weg gegeben: Das, was wir für den Kleinesten und Unbedeutendsten Menschen unter uns tun, das tun wir für Ihn. Wir alle, alle ohne Ausnahme, erleiden ständig irgendwelche Niederlagen. Wir wollen Gutes tun, doch es gelingt uns nicht, wir glauben an das Gute, doch wir sind ihm nicht treu. Wir streben mit all unseren Kräften dahin, um unserer menschlichen Berufung würdig zu entsprechen, doch wir kommen immer wieder vom Weg ab.
In diesen Momenten, und sie geschehen ständig unter uns, unter allen Menschen, sollten wir uns die Heiligen Salböltragenden Frauen, den Heiligen Joseph von Arimathea und Nikodemus ins Gedächtnis rufen und wie ein starker Fels stehend einander Stütze und Halt sein. Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen, schreibt der Apostel Paulus. Wenn wir nicht gemeinsam unsere Lasten tragen, wenn wir uns nicht gegenseitig mit aller Kraft unterstützen, wenn wir nicht ständig nachsichtig, einfühlsam und großzügig einander annehmen, gerade auch in den Momenten, wenn es uns scheint, dass unser Freund oder unser Nächster sich weder sich selbst noch unserer Freundschaft würdig verhält, dann erfüllen wir das Gesetz Christi nicht.
Mögen wir alle über uns und über die Menschen um uns herum nachdenken, sowohl über unsere Engsten und Liebsten, wie auch über die Menschen, denen wir zufällig begegnet sind. Lasst uns nachsinnen über die Zerbrechlichkeit der menschlichen Seele, wie leicht es ist, auszurutschen und zu sinken. Lasst uns dann in solchen Momenten der Niederlage mit liebendem Herzen, ohne Zweifel und Angst einander treu bleiben bis zum Schluss und uns nicht von einander abwenden, denn dann erfüllen wir wirklich, indem wir gemeinsam und für einander die Lasten tragen, das Gesetz Christi, dann reihen auch wir uns in den Kreis jener Salböltragenden Frauen ein und gehören gemeinsam mit Joseph von Arimathea und Nikodemus zu all denen, die im Verlaufe der gesamten menschlichen Geschichte sich nicht geschämt haben auf der Seite der Unterlegenen zu sein, die sich nicht abgewandt haben von den Menschen, die tief gesunken sind, die für Gott die Liebe auf der Erde lebten und Ihm in Seinen Plänen mit uns Menschen dienten.
Amen
In feierlicher Weise verehren wir heute die Heiligen Salböltragenden Frauen, Joseph von Arimathea und Nikodemus. Über sie wird im Evangelium kaum etwas erzählt, wenn man den Zeitraum vor jenen dunklen Tagen betrachtet, an denen Christus verraten wurde, festgenommen und, von allen seinen Jüngern verlassen, gekreuzigt und getötet worden war. In diesen Tagen sind sie plötzlich da. Am Kreuz war keiner der Apostel. Judas hatte sich erhängt und nur Johannes stand zusammen neben der Gottesmutter, weil Er der Apostel der Liebe war, ebenso wie die Gottesmutter, die die Liebe im menschlichen Leibe war, die sowohl die gesamte Liebe der Schöpfung zu ihrem Gott wie auch all die Göttliche Liebe zu uns Menschen in sich verkörperte. Als allem Anschein nach das Böse über Christus gesiegt hatte, als Er verraten und gekreuzigt worden war und starb, - was bedeutete, dass schon alles verloren war - da erschienen Joseph und Nikodemus, die Ihm treu blieben bis zum Schluss. Nicht nur in den Tagen, als Jesus noch lehrte, sondern auch, als Er besiegt und geschlagen am Boden lag. Sie blieben Ihm treu auch in der Niederlage, wie sie ihnen erschien, wie sie sie mit ihren Augen selbst sahen und an der schon niemand mehr zweifeln konnte, die jedoch durch Liebe und Treue bis zum Letzten überwunden werden konnte.
Nun stellt sich für jeden von uns eine Frage: Wir wissen, das Christus den Sieg davon getragen hat. Wir können in unserer Phantasie nicht in die Tage der Leiden und der scheinbaren Niederlage Christi zuzrückgehen und es weder den Salböltragenden Frauen, weder Joseph von Arimathea noch Nikodemus gleich tun. Chistus hat uns jedoch etwas mit auf den Weg gegeben: Das, was wir für den Kleinesten und Unbedeutendsten Menschen unter uns tun, das tun wir für Ihn. Wir alle, alle ohne Ausnahme, erleiden ständig irgendwelche Niederlagen. Wir wollen Gutes tun, doch es gelingt uns nicht, wir glauben an das Gute, doch wir sind ihm nicht treu. Wir streben mit all unseren Kräften dahin, um unserer menschlichen Berufung würdig zu entsprechen, doch wir kommen immer wieder vom Weg ab.
In diesen Momenten, und sie geschehen ständig unter uns, unter allen Menschen, sollten wir uns die Heiligen Salböltragenden Frauen, den Heiligen Joseph von Arimathea und Nikodemus ins Gedächtnis rufen und wie ein starker Fels stehend einander Stütze und Halt sein. Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen, schreibt der Apostel Paulus. Wenn wir nicht gemeinsam unsere Lasten tragen, wenn wir uns nicht gegenseitig mit aller Kraft unterstützen, wenn wir nicht ständig nachsichtig, einfühlsam und großzügig einander annehmen, gerade auch in den Momenten, wenn es uns scheint, dass unser Freund oder unser Nächster sich weder sich selbst noch unserer Freundschaft würdig verhält, dann erfüllen wir das Gesetz Christi nicht.
Mögen wir alle über uns und über die Menschen um uns herum nachdenken, sowohl über unsere Engsten und Liebsten, wie auch über die Menschen, denen wir zufällig begegnet sind. Lasst uns nachsinnen über die Zerbrechlichkeit der menschlichen Seele, wie leicht es ist, auszurutschen und zu sinken. Lasst uns dann in solchen Momenten der Niederlage mit liebendem Herzen, ohne Zweifel und Angst einander treu bleiben bis zum Schluss und uns nicht von einander abwenden, denn dann erfüllen wir wirklich, indem wir gemeinsam und für einander die Lasten tragen, das Gesetz Christi, dann reihen auch wir uns in den Kreis jener Salböltragenden Frauen ein und gehören gemeinsam mit Joseph von Arimathea und Nikodemus zu all denen, die im Verlaufe der gesamten menschlichen Geschichte sich nicht geschämt haben auf der Seite der Unterlegenen zu sein, die sich nicht abgewandt haben von den Menschen, die tief gesunken sind, die für Gott die Liebe auf der Erde lebten und Ihm in Seinen Plänen mit uns Menschen dienten.
Amen
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