28. August 1981
Wir feiern heute unser Altarfest. Wir alle stehen vor dem einen und einzigen Altar, den es gibt, vor dem Altar, vor dem Thron, auf dem unser Gott thront. Doch wie heißt es in der Heiligen Schrift? Gott wohnt in den Heiligen. Nicht nur an heiligen Orten, sondern in den Herzen und Köpfen derjenigen, die sich durch Arbeit an sich selbst gereinigt haben und durch die Göttlich Gnade erfüllt wurden. Er wohnt mitten im Leben, in den Leibern der Heiligen.
Heute feiern wir das Entschlafen der Gottesmutter, der Heiligsten der Heiligen. Sie ist der Erde entschlafen. Doch wie sie bis in die Tiefe ihres Wesens voller Leben war, so ist sie auf immer lebendig geblieben. Und lebendig in der Seele ist sie hinaufgefahren vor den Thron Gottes. Lebendig und auferstanden in ihrem Leibe steht sie nun vor Ihm und betet für uns. Sie ist in der Tat selbst zum Thron der Gnade geworden. Der Lebendige Gott selbst hat Wohnung in ihr genommen. Er war in ihrem Leib wie auf dem Thron Seiner Herrlichkeit. Mit welcher Dankbarkeit, mit welcher Rührung denken wir an sie. Wir nennen sie: Quelle des Lebens. Lebensspendende Quelle nennt sie die Kirche und schuf ihr zu Ehren eine solche Ikone. Die Lebensspendende Quelle, die Gottesgebärerin, beendete ihr Erdenleben umringt von der ehrfürchtigen Liebe aller.
Doch was hinterlässt sie uns? Nur ein Gebot und ein wunderbares Beispiel. Mit diesem Gebot, von dem ich spreche, wandte sie sich einst auf der Hochzeit in Kana in Galiläa an die Diener. Sie sprach: Was auch immer Christus euch aufträgt, das tut! Und sie taten es und das Wasser, was zum Waschen gedacht war, wurde zu Wein des Gottesreiches. Dieses Gebot hinterlässt sie jedem von uns. Sie bittet jeden von uns, dass wir die Worte Christi begreifen, beherzigen und ihnen lauschen mögen. Aber nicht nur hören sollen wir sie, sondern sie auch tun, denn dann wird die Erde zum Himmel werden. Dann wird alles auf der Erde in die Herrlichkeit der Ewigkeit verklärt werden.
Und sie hat uns gleichzeitig ein Beispiel hinterlassen: Im Evangelium heißt es von ihr, dass sie jedes Wort über Christus und natürlich auch jedes Wort von Christus in ihr Herz genommen hat, wie einen Schatz, wie das Wertvollste, was sie hatte …
Lasst es uns lernen, so zuzuhören, wie man zuhört, wenn man von Liebe und Ehrfurcht ergriffen ist. Lasst uns uns in jedes Wort des Heilandes hineinhören. Im Evangelium ist vieles gesagt. Das Herz eines jeden von uns reagiert aber auf besondere Weise mal auf das eine, mal auf das andere Wort. Und genau das Wort, welches mein oder dein Herz besonders berührt, spricht der Heiland ganz persönlich zu mir oder zu dir. Dieses Wort sollten wir bewahren und es zum Motto unseres Lebens werden lassen, wie eine Art Berührungspunkt zwischen uns und Gott, wie ein Zeichen unserer Nähe und Verwandtschaft zu Ihm.
Wenn wir so leben werden, so hinhören und so die Worte Christi in unserem Herzen bewahren werden, wie man Samen in gepflügte Erde säet, dann wird sich auch an uns erfüllen, was Elisabeth einst der Gottesmutter, als diese zu ihr kam, prophezeit hatte: Selig bist du, die du geglaubt hast, denn alles, was dir vom Herrn gesagt worden ist, wird sich erfüllen. … Möge dies auch mit uns so geschehen. Möge die Gottesmutter für uns Beispiel sein und mögen wir ihr einziges Gebot wirklich beherzigen. Denn nur dann wird der Lobpreis, den wir ihr zu Ehren in unserer Kirche singen, ein wahrhaftiger sein, denn nur dann verneigen wir uns in Ihr und durch Sie vor Gott im Geist der Wahrheit.
Amen