Die Erzählung aus dem Evangelium, welche wir heute gelesen und gehört haben, folgt sofort nach dem Bericht von der Verklärung des Herrn. Keiner von uns kann von diesem furchtbaren Kontrast zwischen diesen beiden Welten unberührt bleiben.
Auf dem Berg der Verklärung erstrahlte Christus, der Mensch, in all der Herrlichkeit des Menschseins. Nicht nur in der ursprünglichen Schönheit der Schöpfung, sondern eben in jener Herrlichkeit, welche zu teilen auch wir alle berufen sind, wenn uns einst die Gnade Gottes ganz umfangen wird und wir, ebenso wie der brennende Dornbusch, in Flammen stehen werden, ohne zu verbrennen, und strahlen werden und leuchten voll Göttlichem Licht. Auf jenem Berg schauten die Jünger die Welt, ja die Schöpfung Gottes, wie sie hätte sein können, wie sie war und wie sie sein wird, wenn der Herr den Sieg errungen haben wird und die Welt in der Herrlichkeit des Ewigen Lebens leuchten wird. Die Jünger hatten das Mysterium des zukünftigen Äons geschaut, die verklärte Welt, die ganz umfangen ist und strahlt durch die Herrlichkeit Gottes. Sie fühlten sich wunderbar und wollten nicht loslassen von dieser Schau und diesem besonderen Zustand. Christus jedoch gebot ihnen, vom Berg der Verklärung hinabzusteigen, dieser Schau ade zu sagen, sich von diesem seligen Zustand zu verabschieden und hinabzusteigen in die Tiefen der Ebene.
Christus sandte sie dorthin jedoch nicht allein. Er ging mit, um gemeinsam mit ihnen im Dunkel des irdischen Lebens, in dem die Sünde regiert, zu leben und der Finsternis und all der Schrecken der Hölle entgegenzutreten. Als sie in der Ebene angelangt waren, kam ein Mann auf sie zu, dessen Sohn von einem bösen, dunklen und zerstörerischen Geist, dem Geist des Todes, besessen war. Dorthin hatte Christus seine Jünger geführt.
Geht es uns nicht manchmal auch so, dass, wenn wir in der Kirche sind, es uns scheint, dass all das Quälende, Dunkle und Zerstörerische irgendwohin und weit von uns entschwunden ist, dass es so herrlich hell, ruhig und licht in unserer Seele geworden ist und wir von einer solchen Freude erfasst werden und ein solch wunderbarer Frieden auf uns ruht? Uns geht es dann so gut und nur mit Schrecken und Schmerzen denken wir dann daran, dass wir dorthin zurückkehren müssen, wo wir wieder auf das Chaos, auf Bitternis, Angst, Hass und Geiz, ja auf all das stoßen, was das Leben zerstört, die Leute auseinanderreißt und die Seele tötet.
Doch wir sollten dann daran denken, dass Christus und das Ungeschaffene Licht und die sieggeschwängerte Schönheit der Ewigkeit deshalb schauen lässt, damit wir von ihnen in der Welt, der es oftmals so bitter und schwer ergeht, Zeugnis ablegen. Auch wir sollten vom Berg der Verklärung - so wie Moses vom Berge Sinai - mit einem solchen Licht in den Augen ins Tal hinabsteigen, dass die Menschen, wenn sie uns ansehen, von dem Leuchten in unseren Augen geblendet werden, dass sie in uns das stille Licht des Ewigen Lebens erblicken, welches jegliche Finsternis vertreibt und unendlichen Frieden, Freude, Hoffnung und Erlösung bereitet.
Lasst uns bedenken, was für eine Verantwortung wir haben: wie viel uns gegeben ist und gegeben wird, ja, wie reich wir sind! Und wenn wir die Kirche verlassen oder unser Gebet zu Hause beenden, weil Gott uns zu einem anderen Dienst ruft, dann lasst uns bedenken, dass wir dazu berufen sind, der Welt dieses Licht und diese Freude, ja unsere Sicherheit und unser Zeugnis zu bringen!
Amen.