25.8.1965
In einer seiner Abhandlungen meint der Heilige Ephrem der Syrer: Lasst euer Gebet nicht nur Worte sein. Möge vielmehr jede eure Handlung ein Dienst an Gott sein!
Damit ist viel gesagt. Zuallererst bedeutet es, dass alles, was wir tun, auf irgendeine Weise spirituelle Bedeutung hat. Jeder Mensch auf dieser Erde ist in diesem Sinne in einem bestimmten Maß Hohepriester des Lebendigen Gottes. Er gehört zweier Welten an: der irdischen und der himmlischen, der geistigen und der materiellen. Er ist dazu berufen, alles, was es in unserer Welt gibt, zu einem Teil des von Freude strahlenden Gottesreiches werden zu lassen. Es gibt nichts auf der Erde und unter dem Himmel, was nicht Anteil haben kann an der Ewigen Herrlichkeit, wenn Gott alles in allem sein wird: Alles, außer der menschlichen Sünde.
Und in der heutigen Lesung aus dem Evangelium sehen wir, wie sich dies ausdrückt in den vier Männern, die ihren gelähmten Freund zum Herrn brachten und Ihm diesen direkt vor die Füße legten. Ihr Handeln war lebendiges Gebet. Ein Gebet ohne Worte. Ein Gebet, mit dem sie ihren Glauben an den Herrn und ihre Liebe zu ihrem Freund bezeugten.
So sollte auch unser Gebet sein. Wir sollten für einander einstehen und gegenseitig für uns bitten. Es reicht nicht aus, vor Gott zu stehen und Ihn darum zu bitten, dass Er für Menschen das tun möge, was wir eigentlich in Seinem Namen tun sollten. Es reicht nicht aus, Gott dort um Hilfe anzurufen, wo Er zu uns sagen könnte: Geh du und übe Barmherzigkeit, tu das Rechte, handle mit Liebe! Dies sollten wir ständig beherzigen.
Einige wundern sich, warum der Herr den Gelähmten voller Wohlwollen betrachtete und ihn auf den Glauben anderer hin heilte. Weil der Glaube der anderen nicht nur ein einfacher Glaube war, sondern eine konkrete Tat war. Es war ein lebendiges Gebet und lebendige Liebe. Dieser Mensch hatte Freunde gewonnen, die ihn mit Liebe umsorgten, die keine Mühen scheuten, um ihren kranken Freund zum Heiland zu tragen.
Beten sollte in sich alles einschließen. Unser gesamtes Leben sollte ein Wandeln vor Gott sein und im Namen Gottes sollten wir unter den Menschen und vor den Menschen leben. Wenn wir so leben, dann wird niemand mehr die Christen dafür rügen können, dass sie nur schön reden können, dass sie, wenn es darum geht, etwas zu tun, kraftlos und gleichgültig sind. Nur dann wird man sagen können, dass Beten etwas ist, was sich nicht nur der geistigen Schau hingibt, sondern ein Tun darstellt, welches konkretes Handeln bedeutet.
Das ist es, worüber es nachzudenken gilt: Unser gesamtes Lebens sollte Gebet und Barmherzigkeit werden, denn nur dann wird unser gesprochenes Gebet keine leeren Worte mehr sein, sondern ein Teil unseres Handelns, mit dem wir vor Gott bezeugen, dass auch unser Herz von Mitleid erfüllt ist, dass auch wir fremdes Leid mitempfinden, dass auch wir bereit sind vor dem Herrn auszurufen: Herr, wenn Du mich senden willst und Du durch mich Deine Barmherzigkeit an einem Menschen erweisen willst, dann schicke mich: Hier bin ich, Dein Knecht!
Amen