Vom Römischen Legionär
„Sich so, wie wir sind, ins Gottesreich zu drängen, … geht nicht. Um etwas anderes jedoch können wir bitten: Herr, ich bin krank. … In mir wirken Tod und Zersetzung. … Ich habe Angst und ich bin einsam. In allem, was ich tue, bleibe ich ein Knecht der Verwesung. Ich habe keinen Mut, diese Ketten von mir zu werfen. Sprich nur ein Wort und komm noch nicht direkt, denn ich kann Dich nicht empfangen! Ich bin nicht beständig genug, um Dich mit ungeteiltem Herz zu lieben. Ich kann nicht wirklich treu sein und nicht garantieren, dass ich nicht, nachdem Du bei mir zu Gast warst, wieder Deine Feinde zu mir ins Haus einlasse. Sag nur ein Wort, ein Leben spendendes Wort, das meine Seele berührt und sie so heilt und gesund macht. Eine Begegnung mit Dir, Herr, lass sie später geschehen, wenn Du es möchtest … -aus einer Predigt zum Evangelium vom Römischen Legionär von Antonij von Sourozh
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In der Lesung aus dem Evangelium von heute sehen wir einen Menschen, einen Anführer einer römischen Legion, der sich aus Mitleid zu seinem Diener zu Christus aufgemacht hat. Bewegt von Liebe und Mitgefühl wendet er sich an Diesen: „Mein Diener liegt in meinem Haus. Er ist kraftlos. Heile ihn!“ Christus sieht seinen Glauben. Er begreift seine Liebe und antwortet ihm: „Ich komme und werde ihn gesund machen.“ Die darauf folgende Antwort des Legionärs sind Worte, die wahrscheinlich niemand von uns je Gott so gesagt hat: „Ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach. Sag nur ein Wort und dieses Wort wird genügen, dass mein Diener gesund wird!“ …

Wie oft beginnen wir unser Gebet mit einem Hilferuf zu Gott: Komm! Komm schnell! Komm unverzüglich in das Haus meiner Seele, tritt ein in mein Leben und lass mich es merken und fühlen! … In der Geschichte aus dem Evangelium hätte der Legionär dies so ohne Egoismus sagen können, denn er bat nicht darum, dass der Herr kommen solle, damit es ihm selbst leichter würde. Er bat für einen Anderen. Doch sein Glaube war stark und er hatte begriffen, dass ein Besuch des Herrn in seinem Haus dieses in ein Paradies verwandeln und so schon die Ewigkeit anbrechen würde. Doch das konnte er nicht erwarten. Er war nicht bereit und ebenso nicht sein Diener. In seiner Bitte an den Herrn ging es vielmehr darum, dass in den Bedingungen des irdischen Lebens, in denen sich Leid, Kummer und Angst die Hände reichen, der Herr Sein gebieterisches Wort sprechen möge, damit Ruhe, Stille und auch Freude wieder einziehen mögen in sein Haus. Was für einen Unterschied zu uns! Er hatte begriffen, dass er selbst immer noch außerhalb des Mysteriums des Gottesreiches stand, außerhalb dieses Wunders der alles umfassenden Liebe, obwohl seine Seele sich bereits von diesem angezogen fühlte und er schon alles in sich besiegt und so auch sein Haus bereits in ein Paradies verwandelt hatte und bereit war den Herrn zu empfangen.

Wir sollten uns an seinem Wort ein Beispiel nehmen. Wir treten oft vor Gott in all unserer Not und Angst, mit unserer Unruhe und unserem Schmerz. Worum sollten wir beten? Können wir etwa darum bitten, dass der Herr zu uns hernieder kommen möge, um uns am Paradies kosten zu lassen, wenn doch unsere Seele so fern ist vom Paradies, wenn wir doch gar nicht leben können, wie es sich im Paradies lebt, weil Zwist, Zweifel und Ängste uns treiben und wir nicht lieben können und nicht einmal recht wissen, wie wir überhaupt leben sollen? Wir können Gott nur um Hilfe bitten. Ihn jedoch zu rufen, dass Er kommt und uns im Himmelreich sein lässt, wie wir sind, geht nicht.

Deshalb sind wir so leicht enttäuscht, wenn wir beten. Wir stellen uns vor Gott und bitten Ihn: Trage mich so wie ich bin, ohne dass ich mich ändern muss, ins Paradies! Mach, dass ich schon jetzt das Leben des zukünftigen Äons erleben kann, frei von allem, was ich an Sünden tue! … Die eindeutige Antwort der Heiligen Schrift darauf lautet: Alles, was unrein ist, hat keinen Platz im Gottesreich.  …

Sich so, wie wir sind, ins Gottesreich zu drängen, durch Gewalt oder List in es gelangen zu wollen, geht nicht. Um etwas anderes jedoch können wir bitten: Herr, ich bin krank. Das bedeutet dem Wesen nach, ich liege in Sünden. Der Tod schwebt über mir. In mir wirken Tod und Zersetzung. All dies kommt auf mich zu und ich habe Angst. Und ich bin einsam. In allem, was ich tue, bleibe ich ein Knecht der Verwesung. Ich habe keinen Mut, diese Ketten von mir zu werfen. Sprich nur ein Wort und komm noch nicht direkt, denn ich kann Dich nicht empfangen! Ich bin nicht beständig genug, um Dich mit ungeteiltem Herz zu lieben. Ich kann nicht wirklich treu sein und nicht garantieren, dass ich nicht, nachdem Du bei mir zu Gast warst, wieder Deine Feinde zu mir ins Haus einlasse. Sag nur ein Wort, ein Leben spendendes Wort, das meine Seele berührt und sie so heilt und gesund macht. Eine Begegnung mit Dir, Herr, lass sie später geschehen, wenn Du es möchtest …

Das ist Glaube. Das ist starker, tiefer Glaube, der sich stützt auf die Einsicht in die Dinge, wie sie sind. Wir können nicht so, wie wir sind, in das Paradies treten. Wir können auch den Herrn nicht darum bitten, in unser Leben zu treten und in ihm zu bleiben, denn wir verlassen Ihn immer wieder. Wir müssen mit etwas Geringerem beginnen, was aber ebenfalls Kraft und Mut und lebendigen Glauben verlangt: Sprich ein Wort, Herr, dass ich gesund werde! Wenn ich gesund werde und von meinem Krankenlager oder Totenbett aufstehe, werde ich mich bemühen, Dir im Glauben und in rechter Weise zu dienen. Und wenn die Zeit gekommen ist und Du in mein Haus eingehen kannst - vielleicht auch nur für einen Augenblick – und das Paradieses in ihm wehen lässt anstelle des jetzt dort herrschenden Geruchs des Todes, dann komm! Du kommst und ich werde Dich empfangen. So, wie man seine treuen Freunden empfängt, denn zu diesem Zeitpunkt wird niemand deiner Feinde mehr in meinem Hause sein: weder Egoismus noch Bosheit, weder Gier noch die Unfähigkeit zu vergeben. … Und dann, nachdem Du gekommen sein wirst und wieder hinauffährst in den Himmel, zurück in Deine Herrlichkeit, werde ich voller Sehnsucht nach Dir und in Erwartung Deiner leben und beten, dass ich reif würde für die selige Todesstunde. Nicht unbedingt für die Stunde des physischen Todes, nicht unbedingt für jene Stunde, in der mein Körper erstirbt und meine Seele sich aufmacht in die Freiheit, sondern für die Stunde jenes Todes, der mit der Liebe identisch ist, jenes Todes, der bedeutet, dass es in mir nichts mehr gibt, was sterben könnte. Für die Stunde jenes Todes, durch den ich hinaustrete in die Freiheit und durch den in mir alles erstirbt, was nicht in der Ewigkeit leben kann. Und wenn die Zeit für jenen Tod auf der Erde oder an der Grenze zur Ewigkeit und des Himmels kommen wird, dann lass mich, Herr, eingehen in Deine Gemächer!

Amen   

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