Protodiakon Andrey Kuraev äußert sich dazu, wofür Gesetze über das Verbot der Propaganda von Homosexualität unter Teenagern verabschiedet werden
In St. Petersburg, Kostroma, Archangelsk und Rjasan verabschiedeten die gesetzgebenden Versammlungen und die örtlichen Dumas Gesetze über das Verbot der Propaganda von Homosexualität unter Teenagern. Hinter diesen gesetzgebenden Akten vermuten viele die Verstärkung der schützenden Position der Kirche zu Gunsten traditioneller Familienwerte, sowie auch ihrer angreifenden Position gegen die Propaganda des nicht-traditionellen sexuellen Verhaltens.  Wir besprechen dieses Thema mit dem bekannten Theologen Protodiakon Andrey Kuraev.
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- Welche reellen Einschränkungen könnten erwartet werden, falls derartige Gesetze in Kraft treten?

-  Mir scheint, dass der Zweck und der Sinn solcher Gesetze nicht darin liegt, sie zu einer Waffe mit direkter Wirkung zu machen, sondern darin, den Willen der Zivilgesellschaft zum Widerstand gegenüber der starken homosexuellen Lobbys zu deklarieren. Zum Beispiel der in den russischen Massenmedien, vor allem im Fernsehen.

 

- Ich bin vielleicht ein nicht sehr aufmerksamer Fernsehschauer, doch habe ich keine Wirkung der homosexuellen Lobbies auf den Bildschirmen bemerkt.

- Schauen Sie sich das Programm des russischen Fernsehens während der Osterfeiertage an. In Wirklichkeit wurde ein ganz anderes Ereignis gefeiert – nämlich der Geburtstag von Alla Pugatschowa!  Das erwies sich als etwas, was wichtiger als Ostern war.  TV-Bosse und Showbusiness-Stars leben nach ihrem eigenen Kalender und beten ihre eigenen Götter an.

 

- Ist das vielleicht einfach ein niedriges Kulturniveau?

- Nein, das ist ein ganz anderes Wertsystem, eine andere Vision des Menschen und des Sinns des Lebens.

 

- Aber Pugatschowa ist doch kein Homosexuelle.

- Das nicht, aber sie lobbiert Homosexuelle aktiv.

 

- Aber wie? Ich bin gar nicht mit dem Thema vertraut.

- Sie hat zum Beispiel den englischen Chor der Homosexuellen nach Russland gebracht. Auch die von ihr großgepäppelten „Stars“ (sie steuert ja die russische Musikszene totalitär, ohne selbst neue Liede zu singen) sind alle von einer besonderen Art.

Am Karsamstag wurde ich eingeladen, um in der Sendung „Prawo Golosa“[1] im 3. Kanal teilzunehmen. Die Sendung sollte an den Ostertagen gezeigt werden, und ihr Thema lautete in etwa „Die Kirche in der modernen Gesellschaft“. Als ich ankam, stellte es sich heraus, dass mein Opponent der P. war – ein offener Homosexueller und besonderer Grobian, Ich hatte schon einmal das Vergnügen, ihm zu begegnen. Er ist ein Mensch ohne Uni-Diplom, ein rückhaltloser Schwuler, der aber auf sich aufmerksam machen kann, und er wird eben in alle Programme hineingesteckt.

Warum halten Sie es für notwendig, dass ausgerechnet für diesen Menschen am Ostertag PR gemacht werden soll? – fragte ich diejenigen, die mich eingeladen hatten. Ist in ihrem Fernsehkanal ein Ostergespräch ohne homosexuelle Gestalt unmöglich, dann charakterisiert das  eben ihren Fernsehkanal. Ich werden für ihn – am Ostertag  – keine PR machen! Mein Ultimatum wirkte erst dann, als sich mir ein anderer eingeladener Priester, Vater Dimitry Perschin anschloss. Schließlich schafften wir, diesen Herrn aus dem Ostergespräch gar zu entfernen.

 

- Ist er wirklich ein rückhaltloser Prediger der Homokultur?

- Ja, ja. Er führt das Editorial in einer Zeitschrift, deren Namen ich nicht nennen möchte, um keine Werbung für sie zu machen.

Wenn Patriarch Kyrill sagt, dass gegen die Kirche ein realer Krieg geführt wird, dann sollte auch verstanden werden, wer ihn führt. Ich habe keine Information, ob diese Kräfte an den Frühlingsskandalen beteiligt sind, aber eine derartige Konfrontation der Werte findet sowohl in Russland als auch im Westen statt, - das ist die Tatsache.

Deshalb ist die Annahme der örtlichen Gesetze über das Verbot von Homosexualität unter den Teenagern eine Form der Selbstdeklaration der sittlichen Mehrheit: uns gibt es noch.

 

- worin äußert sich denn heute die Propaganda von Homosexualität unter Teenagern in Russland? Wodurch – durch Aushängeschilder, Konzerte, Werbung, Internet – stößt der Teenager auf die verführende Wirkung dieser Propaganda?

- Es gibt viele Bücher und sogar Projekte, die für das Schulpublikum konzipiert sind, in denen behauptet wird, dass verschiedene Erfahrungen des Sexuallebens gleichberechtigt seien und daran nichts Schlimmes sei.

 

-  Gibt es denn keine natürliche Barriere, so wie Erziehung in der Familie, traditionelle Vorstellungen der Gesellschaft davon, was richtig ist, und was nicht?

- Im Leben jedes Menschen bleibt das, was zum ersten Mal geschieht, auf immer. Es gibt eine riesige Menge Literatur, die zum Thema der besonderen Bedeutsamkeit der ersten Verliebtheit, der ersten sexuellen Erfahrung geschrieben ist. Das prägt sich im Bewusstsein des jungen Menschen sehr tief ein und verlangt dann, nach der bestimmten Weise wiederholt zu werden.

Die ersten Erfahrungen sind sehr wichtig. Teenager sind hypersexuelle Wesen, und deshalb, wenn man ihnen eine homosexuelle Erfahrung anbietet und sagt, dass es cool sei, könnte das in ihnen eine derartige Verhaltensmatrix prägen.

 

- Meinen Sie, dass die Propaganda von Homosexualität heute wirklich so einflussreich ist?

- Ja, da sie ihren Opponenten eigentlich knebeln.

 

- Was sind juristische Praktiken diesbezüglich in anderen Ländern?

- Es ist in verschiedenen Ländern verschieden. Es gibt Länder, wo es die Todesstrafe darauf steht.

Wir sollen verstehen, dass die Kultur der Homosexualität die Kultur des Todes ist. Denn das ist eine kinderlose Welt, die lediglich Kinder von anderen stehlen kann und unfähig ist, selbst das Leben zu gebären. Ich weiß, dass Internet-Hamster gleich schreien werden, - was ist mit euch Mönchen, ob ihr, mit eurem Zölibatgelübde jemanden gebärt?! Doch hängen am pastoralen Gewissen jedes orthodoxen Mönches Dutzende geborener Babies. Ohne ihn hätte es sie nicht gegeben, weil er durch seine Worte und Ratschläge Frauen von Abtreibungen abbringt.

 

- Die Homosexualität ist nicht immer propagandistisch. Kann es dazu kommen, dass wir in der Rage des Kampfes die Werke von  Marcel Proust, usw. verbieten?

- Was die angenommenen Gesetze betrifft, ist es wichtig, dass in ihnen eine bestimmte gesellschaftliche Position deklariert wird. Und das, was als Propaganda von Homosexualität erachtet wird – diese Terminologie kann dann in Durchführungsbestimmungen näher präzisiert werden, all das ist die weitere Arbeit der Gesetzgeber.

Jetzt ist es wichtig, dass diese Werte von der Mehrheit verkündet werden und unter den Schutz des Gesetzes gestellt werden. Sonst haben wir eine Auffassung der Demokratie als Schutzes der Rechte der Minderheiten, nicht als Schutz der Mehrheit für die Verwirklichung ihrer Pläne und ihres Wertsystems.

 

- Glauben Sie, dass die Homosexualität wirklich so eine weit verbreitete Erscheinung unter Teenagern ist?

- Im letzten Jahr kam ich während einer meiner Geschäftsreisen in ein kleines Hafenstädtchen. Während eines Gesprächs mit einem gläubigen Vierzehn- oder Fünfzehnjährigen fragte ich ihn: eventuell, da du ein kirchlicher Mensch ist, bist du in deiner Klasse ein „weißer Rabe“? Und er erwiderte mir: aber gar nicht, in meiner Klasse gibt es sieben „Gay“-Jungen, die mit Männern für Geld schlafen.

Es überraschte mich, wie ruhig er das aussprach. Erstens sage er ein sehr literarisches Wort - „Gays“ - und zweitens sagte er das ohne jegliche Aufregung, so in etwa wie wir über ein Landschaftselement reden: da ist ein Hügelchen, da ist ein Bach, und hier ist so eine Erscheinung in meiner Klasse. Dieselben Sachen erzählt man von einigen Kleinstädtchen im Ural, dort fuhr in den 1990er Jahren die Moskauer Elite hin, zum Beispiel Abgeordnete.

 

- Um diese Situation zu ermitteln?

- Nein, um Jungs zu kaufen. Deshalb ist es so wichtig, dass die Gesellschaft sagt, was sie für normal hält, und was nicht. Es ist klar, dass es einen Sturm der Proteste seitens derjenigen auslöst, die „unsere westlichen Partner“ genannt werden. Von dieser Seite gibt es starken Druck. Aber es geht um unsere Kinder, und, ich glaube, hier macht es keinen Sinn, nachzugeben.

Jelena Jakowlewa


[1] Stimmrecht (Anm.d.Ü.)

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