Palmsonntag
„Frei zu sein, bedeutet zu Gott zu gehören, denn nur der Herr kann uns frei machen. Wir sind gefangen in den Stricken der Sünde. Wir sind Knechte der Erde und des Todes. Wir sind gefangen durch unsere Blindheit, von unserer Trägheit und Schwachheit. Und der Herr spricht: Steh auf! Wenn wir wirklich auf diesen Ruf des Herrn reagieren würden, dann würde Er uns auch die Kraft dazu geben, die Kraft zu stehen und zu leben.“ – aus einer Predigt zum Palmsonntag von Metropolilt Antonij von Sourozh
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Der Einzug des Herrn in Jerusalem geschah im Glanz des Lichtes der Auferweckung des Lazarus. Gleichzeitig ist der Palmsonntag die Pforte zu den dunkelsten, grausamsten, aber auch größten Tagen der Geschichte der Menschheit: Die Leiden des Herrn und die Verwerfung Gottes, Der Fleisch geworden war, durch jene Menschen, zu denen Er gekommen war und die Ihn hätten erkennen sollen. Das Licht der Auferstehung leuchte bereits in der Auferweckung des Lazarus und zu jedem von uns sagt der Herr vor Seinen Leiden: Lazarus! Tritt heraus aus dem Grab! Mache dich frei von den Todesbinden, die dich gefangen halten und kehre zurück ins irdische Leben als Zeuge des Ewigen Lebens.

Lazarus war gestorben und hatte den Tod und die Verwesung gekostet. Doch hinter dem Tod und der Verwesung war er von Angesicht zu Angesicht dem Ewigen Leben, dem Lebendigen Gott, begegnet. Aus dieser Begegnung rief ihn nun um unser willen - um uns von der Ewigkeit zu künden - der Herr in das kummervolle, schwere Leben hier zurück. Erst viel später durfte er es dann durch einen Märtyrertod wieder verlassen. Er war herausgerissen worden aus der ewigen Ruhe, um vom Leben zu zeugen. Jeder von uns ist dazu berufen. Lazarus! Tritt aus deinem Grab! Lazarus! Befreie dich von den Todesbinden! …

Sind nicht auch wir wie an ein Grab gefesselt? Befinden nicht auch wir uns sehr häufig wie in der Finsternis eines Grabes, das mit einem Stein verschlossen ist? Sind nicht auch wir gefangen in unserer Zersetzung durch unseren Tod, der in uns nicht nur physisch, sondern vielmehr moralisch, psychisch-geistig wirkt? Sind nicht auch uns Hände und Füße gebunden durch all das, was der Verwesung, der Erde und dem Tode angehört? Und deshalb ruft der Herr zu jedem von uns: Reiß dich los von deinen Ketten. Werde frei!

Und frei zu sein, bedeutet zu Gott zu gehören, denn nur der Herr kann uns frei machen. Wir sind gefangen in den Stricken der Sünde. Wir sind Knechte des Irdischen und des Todes. Wir sind gefangen durch unsere Blindheit, von unserer Trägheit und Schwachheit. Und der Herr spricht: Steh auf! Wenn wir wirklich auf diesen Ruf des Herrn reagieren würden, dann würde Er uns auch die Kraft dazu geben: die Kraft zu stehen und zu leben. Wenn wir uns doch nur auf Seinen Ruf hin erheben würden, Ihm zu Liebe! Wenn wir uns doch nur lossagen könnten von all dem, was uns in Ketten bindet, uns zu Staub werden lässt, uns im Irdischen festhält. Wenn wir doch nur seufzen wollten aus voller Brust und leben wollten mit dem Atem des Geistes, im Atem der Ewigkeit …

Lasst uns nun also hineintreten in die Tage des Leidens unseres Herrn. Wenigstens mit dem Wunsch, aufzuerstehen, denn nicht alle sind gemeinsam mit Lazarus auferweckt worden. Viele erstanden, als am Karfreitag die Sonne sich verdunkelte, als die Erde bebte und sich die Gräber öffneten. Vielleicht reicht es auch aus für uns heute zu hören, dass die Auferstehung für uns errungen ist, dass der Herr uns deshalb mit Recht zurufen kann: Tritt aus deinem Grab heraus, befreie dich von deiner Knechtschaft! Vielleicht ist es für uns besser, auf den Karfreitag zu warten. Oder aber auf die siegvolle Nacht der Auferstehung, wenn es nichts anderes mehr geben wird als nur jubelndes, triumphfierendes Leben in Fülle … Doch lasst uns versuchen zu leben, uns aus unserer Knechtschaft zu befreien, um zu freien Kindern Gottes zu werden, zu Brüdern und Schwestern Christi, Der zu uns im Fleisch gekommen ist, um alle zu erlösen, um alle zu trösten, um alle - durch das Kreuz! – ins Gottesreich zu führen.

Amen

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