Das Gleichnis von den Talanten
„Nicht dafür war ihm der Talant vom Herrn gegeben worden, um ohne sich zu vermehren in der Erde vergraben zu werden. Vielmehr damit der Mensch, mit dem Talant als Geschenk, etwas aus sich macht, ein anderer Mensch, ein neuer Mensch wird. Was diesem unwürdigen Knecht fehlte, waren Mut, Kühnheit und das Vermögen, alles aufzugeben, alles zu riskieren ...“ – aus einer Predigt zum Gleichnis von den Talanten von Metropolit Antonij von Sourozh
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Die heutige Evangeliumslesung gehört in eine Reihe von Ausführungen Christi die das kommende Gericht betreffen, die bereits im vorangegangenen 24. Kapitel des Matthäusevangeliums beginnen. Als die Jünger des Herrn auf dem Ölberg stehend vor sich die wie eine Festung gut ausgebaute und scheinbar unzerstörbare Stadt Jerusalem sehen, fragen diese ihren Herrn über das Schicksal dieser Stadt. Christus sagt ihnen vorraus, dass nichts von dieser Pracht und Stärke übrigbleiben wird und dass sie deshalb darauf gefasst und wachsam sein sollten. Desweiteren erzählt Er ihnen drei Gleichnisse.

Das erste warnt uns davor, dass das Gericht Gottes uns eines Tages überraschen kann, sodass es schon zu spät sein wird, um noch irgendetwas zu unternehmen. Es ist das Gleichnis von den zehn Jungfrauen, von denen fünf auf die Begegngung mit dem Herrn vorbereitet waren, fünf andere jedoch – die törichten – nicht. Darin besteht für uns die erste Warnung: das Gericht wird kommen und deshalb sollte der Mensch zu jedem Zeitpunkt dazu bereit sein, denn es wird zu einem Zeitpunkt eintreten, an dem wir es nicht erwarten. Es wird kommen – wie der Herr es selbst sagt – wie ein Dieb in der Nacht.

Das zweite Gleichnis, welches wir heute gelesen haben, ist das Gleichnis von den Talanten. Die Quintessenz ist folgende: Jeder Mensch empfängt vom Herrn gewisse Gaben. Als Geschenk. Das Gleichnis nennt diese Talante. Diese Gaben sind ganz unterschiedlich, doch sie alle sollen Früchte bringen. Der Herr wird uns nicht dafür richten, wie viel Frucht wir bringen, sondern dafür wie wir mit diesen Gabe umgegangen sind. Gemäß den Kräften eines Menschen schenkt der Herr ihm auch Seine Gaben. Dem Einen hat er zehn Silberlinge gegebene, einem Anderen fünf, dem Dritten nur einen. Von diesen dreien haben aber nur die beiden ersten beiden Früchte dargebracht. Der Dritte überhaupt nichts. Der Herr macht zwischen dem Ersten und dem Zweiten keinen Unterschied, obwohl der erste viel mehr geschaffen hat, als der zweite. (dieser um die Hälfte weniger). Der Herr jedoch richtet den Dritten für dessen Kleinmut. Dieser nämlich hatte es nicht gewagt, alles zu riskieren, um dem Herrn Früchte darzuzubringen. Er vergrub sein Talant, er hob es auf, er gab es dem Herrn so, wie es war, zurück. Und als ob der Herr das so in Ordnung finden müsste, sprach jener Knecht daraufhin zu seinem Herrn: Was wilst Du? Du hast doch das, was dir gehört, ganz zurückbekommen? Nicht dafür war ihm der Talant vom Herrn gegeben worden, um ohne sich zu vermehren in der Erde vergraben zu werden. Vielmehr damit der Mensch, mit dem Talant als Geschenk, etwas aus sich macht, ein anderer Mensch, ein neuer Mensch wird. Was diesem unwürdigen Knecht fehlte, waren Mut, Kühnheit und das Vermögen, alles aufzugeben, alles zu riskieren, um nicht am Ende ohne Fruchte darzustehen. Für diesen Kleinmut, für diese Feigheit wurde er verurteilt.

Das dritte Gleichnis wird vor der Großen Fastenzeit verlesen. Es spricht zu uns davon, dass die Frucht, die wir zu bringen berufen sind, in wahrer Menschlichkeit besteht. Ihr erinnert euch an das Gleichnis mit den Ziegen- und Schafböcklein. Gott richtet die Menschen nicht dafür, dass sie keinen großen Theologen sind, dass sie keine großen Persönlichkeiten waren, sondern dafür, dass sie dem, was es heisst ein Mensch zu sein, nicht entsprochen haben, dass sie hartherzig waren und kleinmütig und niemandem zu Hilfe geeilt sind.

Dies sind die Geleichnisse, die nun vor uns stehen: Eine Warnung davor, dass das Gericht kommen wird, dass es unerwartet und plötzlich  - wie ein Dieb in der Nacht  - über uns hereinbrechen wird, wenn wir dazu nicht bereit sind. Uns ist gesagt, dass jedem von uns ausreichend viel gegeben ist, um dem Herrn zu Dessen Freude Früche und zum Heil unserer Seele darzubringen. Diese Früchte sind sehr einfache Dinge: Sei menschlich und so wirst du auch bereit sein, den Herrn aufzunehmen.

Denkt über diese Worte nach. Es ist ein einfacher Weg. An seinem Ende steht ein Gericht, von dem uns nichts retten kann. Für den, der dem, was es heisst ein Mensch zu sein, nicht entsprochen hat, wird es dann auch keinen Weg in jenes Reich geben, in dem wir dazu berufen sind, Gott Selbst ähnlich zu sein.

Amen

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