„AXIOS!": Metropolit Kirill, neuer Patriarch von Moskau
In diesem Artikel analysiert Hypodiakon Nikolaj Thon die Errungenschaften des ersten Jahres des Patriarchentums Seiner Heiligkeit Kyrill.
Статья

„Durch die Gnade und die Mitwirkung des Heiligen Geistes hat das Landeskonzil der Russischen Orthodoxen Kirche am 27. Januar 2009 in der Stadt Moskau, in der Kathedraldomkirche Christi des Erlösers in geheimer Abstimmung den Metropoliten von Smolensk und Kaliningrad Kirill zum Hochheiligen Patriarchen von Moskau und der ganzen Rus' gewählt", so lautet der Text der offiziellen Urkunde zur Wahl des neuen Patriarchen von Moskau und der ganzen Rus', die am Nachmittag bzw. frühen Abend des genannten Tages erfolgte.

Es war die erste Patriarchenwahl seit dem Ende der Sowjetunion und die erste seit der Wiedervereinigung der Heimat- mit der Auslandskirche, die sich 2007 vollzogen hatte. Die Russische Kirche ist bekanntlich mit 150-170 Millionen Mitgliedern die größte autokephale orthodoxe Kirche in der Welt. In der Russländischen Föderation, in der Ukraine, in Weißrussland und in Moldawien ist die Orthodoxie jeweils mit markantem Abstand die größte Konfession. Aber die Russische Kirche zählt auch fast alle ehemaligen Sowjetrepubliken zu ihrem kanonischen Territorium und hat entsprechend auch in der Kasachischen Republik, in Estland, Lettland und Kirgisien starke Positionen. Insofern hat der russische Präsident Dmitrij Medvedev zu Recht die Wahl des neuen Patriarchen als wichtiges Ereignis für die Zukunft Russlands sowie für die Beziehungen zwischen Staat und Kirche bezeichnet.

Hinzu kommt die erstaunliche Wiedergeburt der Russischen Kirche seit dem Ende der Sowjetzeit: Die Bilanz seit dem letzten Landeskonzil, die Metropolit Kirill (Gundjaev) noch als Locum tenens des Patriarchenstuhles vor dem Wahlprozedere vortrug, spiegelt sich in beeindruckenden Zahlen wieder - über dreißig mal mehr Klöster in Russland, Tausende wieder oder neu eingerichteter Kirchgemeinden und allein in Moskau statt 40 nun 872 geöffnete Kirchen. Allerdings hat die Zahl der Pfarrgemeinden und Klöster noch nicht den Stand von 1914 erreicht. Trotzdem hatte Metropolit Kirill Recht, wenn er bei der Beerdigung für Patriarch Aleksij II. betonte, dieser „hat uns eine ganz andere Kirche hinterlassen. ... Die Kirche ist nicht mehr gebrechlich. Uns zittern nicht mehr die Hände und Knie. Der Glaube ist zu einer materiellen Kraft geworden."

 

Im Vorfeld der Wahl

Die erste Wahl eines Patriarchen im postsowjetischen Russland genoss die große Aufmerksamkeit der Medien. Sie berichteten ausführlich in den vergangenen Wochen über angebliche Vorgänge hinter den Kulissen, über die Zusammensetzung des Wahlgremiums und die vermeintlichen Ecken und Kanten der aussichtsreichsten Bewerber. Besonders auf einigen Internetseiten wurde eine Fülle von authentischen und teils auch recht reißerischen „Hintergrundberichten" ausgebreitet, die teilweise schon an einen Wahlkampf erinnerten, obwohl Metropolit Kirill unter Hinweis auf den kirchlichen Charakter dieser Wahl immer wieder vor einem solchen warnte. Doch gerade die extrem konservativen Gegner des Metropoliten ließen sich davon nicht abschrecken. Sie warfen ihm vor allem eine zu starke ökumenische Geneigtheit vor und schreckten nicht einmal davor zurück, die These zu verbreiten, Metropolit Kirill sei in Wahrheit ein Kryptokatholik, ein „heimlicher Kardinal" der Römischen Kirche. Auch sei er ein „Modernist", der als Patriarch wertvolle Traditionen der Kirche wie die kirchenslavische Gottesdienstsprache oder den julianischen Kalender über Bord werfen würde.

Als sich abzeichnete, dass diese Gerüchte - und direkte Verleumdungen des Metropoliten - nicht die gewünschte Wirkung zeigten, verlegten sich seine Gegner auf die Propagierung einer neuen Wahlordnung, nämlich der Wahl durch das Los. Eine solche hatte es zwar in der russischen Kirchengeschichte nur dreimal gegeben (nämlich im 17. Jahrhundert der Patriarchen Iosif und Nikon und 1917 des Patriarchen Tichon), aber die entscheidenden Gremien, also zuerst der Heilige Synod bei seiner Sitzung am 10. Dezember 2008 und dann unmittelbar vor dem Landeskonzil das Bischofskonzil, blieben dabei, dass der neue Patriarch durch eine in allen Wahlgängen geheime Wahl bestimmt werden sollte, und zuerst die drei Bischöfe mit den meisten Stimmen im Bischofskonzil als Kandidaten für die eigentliche Wahl beim Landeskonzil. Wählbar waren prinzipiell alle Bischöfe, die wenigstens 40 Jahre alt waren, eine höhere theologische Ausbildung besaßen und wenigstens zwei Jahre lang  eine Diözese geleitet hatten.

 

Das Landeskonzil und die Patriarchenwahl

Fast die Hälfte der 711 stimmberechtigten Mitglieder des Landeskonzils kamen aus dem Ausland, die meisten davon mit 192 aus der Ukraine; 10 kamen aus Deutschland, und zwar - mit den beiden Diözesanbischöfen - je vier Delegierte der Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und der Russischen Orthodoxen Diözese des orthodoxen Bischofs von Berlin und Deutschland (Russische Auslandskirche) sowie die beiden Vikarbischöfe Longin (Talypin) von Klin und Agapit (Gorachek) von Stuttgart. Die rund 200 Diözesan- und Vikarbischöfe machten somit weniger als ein Drittel der Wahlversammlung aus, denn rund 500 Wahlberechtigte waren teils von verschiedenen sonstigen kirchlichen Einrichtungen, vor allem aber den Diözesen entsandt, aus denen jeweils ein Priester, ein Mitglied des monastischen Standes und ein Laie kamen. Unter den Laien waren neben Kirchenangestellten und Gemeinderatsmitgliedern auch Vertreter der russischen Gesellschaft wie Geschäftsleute, Schauspieler und Staatsbeamte. 30 der Laiendelegierten waren Frauen, zudem natürlich etliche Nonnen, darunter die Äbtissinnen der bedeutendsten Klöster. Allerdings waren einige Konzilsmitglieder in letzter Minute aus Krankheit oder anderen persönlichen Gründen verhindert, so dass de facto 702 Personen am Konzil teilnahmen.

Zuvor hatte das Bischofskonzil am Sonntag, dem 25. Januar, wie vorgesehen drei Kandidaten aus den Reihen des Heiligen Synods bestimmt, und zwar die Bischöfe, auf die die meisten der abgegebenen Stimmen entfielen. Es waren dies der „Locum tenens", Metropolit Kirill mit 97 Stimmen, der Metropolit von Kaluga und Borovsk Kliment (Kapalin) mit 32 Stimmen und der Metropolit von Minsk und Slutsk, Exarch von Belarus', Filaret (Vachromeev) mit 16 Stimmen. An vierter Stelle kam Metropolit Juvenalij (Pojarkov) von Kruticy und Kolomenskoe; er erhielt 13 Stimmen. Zur Patriarchenwahl selbst wurden 700 Stimmen abgegeben, davon waren 23 ungültig. Nach Angaben der Wahlkommission, die der Metropolit von Ekaterinodar und vom Kuban' Isidor (Kiričenko) leitete, erhielt Metropolit Kirill 508 der 677 abgegebenen gültigen Stimmen, also 75,94 %. Metropolit Kliment kam auf 169 Stimmen (24,96 %). Unmittelbar vor der Wahl hatte der dritte vom Bischofskonzil bestimmte Kandidat, Metropolit Filaret, seine Kandidatur zurückgezogen und zur „Konsolidierung" durch die Wahl Kirills aufgerufen.

Die Bekanntgabe des Ergebnisses wurde vom russischen Fernsehen und der Webseite der Kirche direkt übertragen. Die Glocken der Erlöserkathedrale gaben die Wahl des neuen Patriarchen mit 16 schweren Glockenschlägen bekannt. Vor der Erlöser-Kathedrale hatten mehrere tausend Menschen auf die Wahl des neuen Patriarchen gewartet. Die umliegenden Straßen waren für den Verkehr gesperrt.

Unmittelbar nach dem Ende der Wahl betonte Metropolit Kirill vor den Mitgliedern des Landeskonzils, dass der Patriarch ein schweres Kreuz zu tragen habe: „Ich nehme aus Ihren Händen diese Gnade Gottes an; ich bitte, meine menschlichen Schwächen zu verzeihen; ich bitte Sie um Ihre Hilfe beim Dienst für Gott. Beten Sie um Gottes Hilfe".

 

Der neue Patriarch

Der neue Patriarch Kirill - mit weltlichem Namen Vladimir Michajlovič Gundjaev - wurde am 20. November 1946 im damaligen Leningrad (heute wieder St. Petersburg) als Sohn eines Priesters geboren. Am 3. April 1969 wurde er vom damaligen Metropoliten von Leningrad Nikodim (Rotov) zum Mönch und am 1. Juni des gleichen Jahres zum Priester geweiht; nach dem Studienabschluss an der Geistlichen Akademie 1970 wirkte er in der Neva-Metropole zunächst als Dozent für Dogmatische Theologie und als Gehilfe des Inspektors der Leningrader Geistlichen Akademie und des Seminars. Zugleich wurde er Sekretär von Metropolit Nikodim. Seit 1970 lernte er als Vertreter russischer orthodoxer Jugendorganisationen die USA und Westeuropa kennen. Am 12. September 1971 zum Archimandriten erhoben, wurde er zum offiziellen Vertreter des Moskauer Patriarchats beim Weltkirchenrat in Genf bestellt - ein Amt, das er von 1971 bis 1974 innehatte. Von Ende 1974 bis Ende 1984 war Kirill vorwiegend als theologischer Lehrer an verschiedenen Akademien und schließlich als Rektor der Leningrader Lehranstalten tätig. Am 14. März 1976 wurde er zum Bischof von Vyborg (finn. Viipuri) ernannt (1977 Erzbischof). In der Nachrüstungsdebatte in Westeuropa Anfang der 80er Jahre trat er als Kirchensprecher gegen das atomare Wettrüsten auf. Am 26. Dezember 1984 erfolgte die Ernennung zum Erzbischof von Smolensk, 1991 die Erhebung zum Metropoliten von Smolensk und Kaliningrad (die einstige Hauptstadt Ostpreußens, die früher deutsch Königsberg und polnisch Krolewiec hieß). In seine Zeit als Metropolit fiel der Bau der Aleksandr-Nevskij-Kathedrale in Kaliningrad, einem architektonischen Meisterwerk und zugleich Symbol der orthodoxen Präsenz in der Enklave am Baltischen Meer.

Seit dem 13. November 1989 war Erzbischof (seit dem 25. Februar 1991: Metropolit) Kirill Vorsitzender des Außenamtes des Moskauer Patriarchats und ständiges Mitglied des Heiligen Synods der Russischen Orthodoxen Kirche. In dieser Funktion war der Metropolit nicht nur bei zahlreichen internationalen ökumenischen Begegnungen präsent, er war es auch, der in aller Welt neue russische orthodoxe Gotteshäuser einweihte. Denn - vielfach unbemerkt von der ökumenischen Öffentlichkeit - ist die Russische Kirche gerade in den letzten 15 Jahren durch die Auswanderung zahlreicher Russen eine Weltkirche geworden, die auf allen Kontinenten präsent ist, in Neapel genauso wie in New Delhi, in Kuwait oder in Havanna.

In der Phase der „Perestrojka" von Michail Gorbačev zählte Kirill zu den Autoren des neuen Gesetzes über Religionsfreiheit. Dies trug auch zu seinem Ruf als einer der Vordenker der Kirche bei. Metropolit Kirill zeigte sich zudem als begnadeter Publizist und Medienmann und wurde neben dem Patriarchen selbst zum Gesicht der Kirche in Russland: Er ist mittlerweile Autor von 600 Büchern und Publikationen. In seinen wichtigsten Büchern (etwa in dem 2002 erschienenen Werk „Die Herausforderungen der modernen Zivilisation - Was sagt dazu die Orthodoxe Kirche?" oder „Gott und der Mensch. Gespräche über den orthodoxen Glauben") setzte sich der Metropolit von Smolensk vor allem mit der Situation des suchenden Menschen in der Welt von heute auseinander. Er gilt darüber hinaus als Hauptautor der Soziallehre seiner Kirche („Grundlagen der Sozialkonzeption der Russischen Orthodoxen Kirche"), die im Jahr 2000 publiziert wurde, wie auch der vom Bischofskonzil im Juni 2008 verabschiedeten „Lehre über Freiheit, Würde und Menschenrechte", die eine genuin orthodoxe, die westliche säkulare Sichtweise der Menschenrechte in Frage stellende Position bezieht. Immer wieder wurde er gern und häufig in Talk-Shows eingeladen. Schon seit 1994 hat der neu gewählte Patriarch eine wöchentliche Sendereihe „Wort des Hirten" im 1. Programm des russischen Fernsehens. Inzwischen hat der neue Patriarch bekannt gegeben, dass er diese Sendung auch in der neuen Funktion weiterführen wird.

Auf Ebene der Weltkirche machte sich Metropolit Kirill immer wieder für den Dialog stark. Für Aufsehen sorgte der Metropolit, als er etwa vor zehn Jahren eine „Radikalreform" des Weltkirchenrates forderte. In der Folge kam es in der Tat in Genf zu großen Reformschritten. Er war es auch, der erstmals 2006 ein Treffen der Religionsführer in Moskau zeitgleich zum G-8-Gipfel  organisierte. An dem zweiten Treffen dieser Art 2007 in Köln nahm er ebenfalls persönlich teil. Dies war übrigens bei weitem nicht der erste Besuch von Metropolit Kirill in Deutschland, hat er dieses Land doch vielfach besucht - sowohl privat wie offiziell. So war er etwa schon 1988 in Hemer und im Haus Villigst zu ökumenischen Gesprächen, nahm an dem Evangelischen Kirchentag im Ruhrgebiet 1991 ebenso teil wie 1993 an dem in Hamburg und zuletzt noch 2007 in Köln. 1995 begleitete er Patriarch Aleksij II. bei dessen Deutschlandbesuch und 2008 weihte er das Gelände des neuen russischen Klosters in Götschendorf in der Uckermark.

Nach dem Tod Patriarch Aleksijs II. am 5. Dezember des Vorjahres wurde Metropolit Kirill als „Locum tenens (russ. Mestobljustitel')" mit der provisorischen Kirchenleitung betraut. Seine jetzige Wahl garantiert Kontinuität zum Vorgängerpatriarchen Aleksij II. Nicht übersehen werden sollte, dass er ein Schüler von Metropolit Nikodim ist, dem die lebendige Weitergabe des orthodoxen Glaubens ebenso stets eine Herzenssache gewesen ist wie die Förderung der Einheit der Christen. Unter seiner Führung, so schrieben Beobachter in Moskau, werde sich die Kirche noch stärker als bisher als eigenständige, dem Staat ebenbürtige Institution erweisen. Dass er im Notfall - wie einst sein Lehrer Nikodim - den Konflikt mit der politischen Führung nicht scheut, bewies er mehrmals. Auch sein erstes Schreiben als erwählter Patriarch an Präsident Dimitrij A. Medvedev zeugt von diesem Selbstbewusstsein einer erstarkten Kirche gegenüber dem Staat: „Ich bezeuge die unveränderte Bereitschaft der Russischen Orthodoxen Kirche zu einer Ausweitung der konstruktiven Beziehungen mit dem Russischen Staat und zu gemeinsamer Arbeit, die ausgerichtet ist auf das Wohl des Volkes, auf die Festigung der geistlichen und moralischen Grundlagen seiner Existenz. Ich bin überzeugt, dass der jetzt begonnene Dienst als Patriarch beitragen wird zur Stärkung der Einheit unserer Gesellschaft, zur Schaffung guter gegenseitiger Beziehungen unter allen ihren Mitgliedern. unabhängig von ihrer nationalen oder religiösen Zugehörigkeit, ihrer Ansichten, Überzeugungen und ihres sozialen Standes".

 

Inthronisation

Die Inthronisation des neuen Patriarchen fand am Sonntag nach dem Landeskonzil, dem    1. Februar 2009, zugleich dem Festtag des hl. Markos von Ephesos, des standhaften Verteidigers der Orthodoxie auf dem Unionskonzil von Florenz im 15. Jahrhundert, statt. Dabei wurde der erwählte Patriarch nach dem Kleinen Einzug der Göttlichen Liturgie von den rang-ältesten Metropoliten, nämlich Filaret von Minsk und Vladimir von Kiev, zum Thronsitz hinter dem Altar geleitet, wo sodann das Gebet erklang: „Die Göttliche Gnade, die das Schwache heilt, das Mangelnde ergänzt und die Vorsehung immerdar schenkt ihren heiligen orthodoxen Kirchen, setzt auf den Thron der heiligen Ersthierarchen von Russland Petr, Aleksij, Iona, Makarij, Filipp, Iov, Ermogen und Tichon unseren Vater Kirill, den heiligsten Patriarchen der großen Stadt Moskau und der ganzen Rus' - im Namen des Vaters - Axios - und des Sohnes - Axios - und des Heiligen Geistes - Axios!" Sodann wurde der neue Patriarch mit den traditionellen liturgischen Gewändern des Moskauer Patriarchen bekleidet. Am Ende der Liturgie erhielt er noch den - für den Vorsteher der Russischen Kirche typischen - hellgrünen Mantel (Mandyas), die weiße Patriarchenhaube (kukol') und den Hirtenstab des hl. Metropoliten Petr.

An der Inthronisation nahmen hochrangige Vertreter aller autokephalen und der meisten autonomen orthodoxen Kirchen teil, an ihrer Spitze der Papst und Patriarch von Alexandreia Theodoros sowie die Vorsteher der Kirchen von Polen, Albanien, der Tschechischen Länder und der Slowakei sowie von Finnland und Japan. 

Auch die wichtigsten nicht-orthodoxen Kirchen waren dabei. So vertrat Walter Kardinal Kasper Papst Benedikt XVI. Die beiden großen Kirchen Deutschlands waren in Moskau   ebenfalls vertreten: An der Inthronisationsfeier des Patriarchen nahm als Vertreter der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz der Vorsitzende ihrer Ökumene­kommission, Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller von Regensburg, teil. Die Evangelische Kirche in Deutschland vertrat ihr Ratsvorsitzender, der Bischof von Berlin-Brandenburg und der Lausitz, Prof. Dr. Wolfgang Huber.

 

Gratulationen, Würdigungen und Erwartungen

Die zahlreichen Glückwunschschreiben, die von staatlichen wie kirchlichen Vertretern unmittelbar nach seiner Wahl an Metropolit Kirill gerichtet wurden und aus denen hier nur ein kleiner Teil auszugsweise angeführt werden kann, zeigen, dass ihm als einem verlässlichen und vielen wohl bekannten Partner weltweit ein großes Vertrauen entgegengebracht wird und zugleich sich zahlreiche Hoffnungen auf sein zukünftiges Wirken richten.

Russlands Präsident Dmitrij Medvedev hat unmittelbar nach dessen Wahl am Dienstagabend Metropolit Kirill telefonisch ebenso beglückwünscht wie der Ministerpräsident der Russländischen Föderation, Vladimir Putin. Wie Natalja Timakova, Pressesekretärin des Staatschefs, mitteilte, „äußerte der Präsident seine Hoffnung auf eine weitere Festigung des Dialogs zwischen der Russisch-Orthodoxen Kirche und dem Staat bei der Entwicklung des Landes und der Festigung der geistig-moralischen Werte. Darüber hinaus brachte der Präsident seine Zuversicht zum Ausdruck, dass die Tätigkeit des gewählten Patriarchen der Festigung der interkonfessionellen Eintracht in der russischen Gesellschaft dienen wird".

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios schrieb dem neuen Moskauer Patriarchen: „Wir sind überzeugt, dass in der Zeit Ihres Patriarchenamtes, das lang und ruhmvoll sein möge, wir harmonisch zusammenarbeiten werden zum Ruhme Gottes und im Namen des gemeinsamen Zeugnisses der Orthodoxie in der heutigen unruhigen Welt. Ich erwarte Sie in den kommenden Monaten im Bereich der Mutterkirche, damit wir durch eine geheiligte Konzelebration unseren gemeinsamen Weg in die Zukunft beginnen!" Der Vorsitzende der Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland / Verband der Diözesen, der griechisch-orthodoxe Metropolit von Deutschland Augoustinos (Lampardakis), betonte gleichermaßen die Bedeutung des Moskauer Patriarchen für die innerorthodoxe Zusammenarbeit: „Mit großer Freude haben wir von Ihrer gestrigen Wahl zum heiligsten Patriarchen von Moskau und der ganzen Rus' erfahren. ... Wir sind sicher, dass das Anliegen der orthodoxen Einheit auf allen Ebenen auch das Ihre ist, wie Sie schon in Ihrer jahrelangen segensreichen Tätigkeit als Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats immer wieder gezeigt haben". Der Wiener griechisch-orthodoxe Metropolit Michael (Staikos) setzt ebenfalls große Hoffnungen auf den neuen Moskauer Patriarchen. So betonte er, dass er auf eine weitere Annäherung zwischen den Patriarchaten von Moskau und von Konstantinopel hoffe. Die Tatsache, dass Patriarch Kirill „mit großer Mehrheit gewählt" wurde, beweist nach Ansicht von Metropolit Michael, dass er „die Hierarchie hinter sich hat und so das Werk seines Vorgängers auch in Richtung einer Lösung bestehender Probleme kraftvoll fortsetzen kann". Patriarch Kirill sei ein weit über die russischen Grenzen hinaus in der gesamten orthodoxen Welt bekannter und geachteter Theologe, so der Metropolit von Österreich. In den vergangenen 20 Jahren habe der jetzt gewählte Patriarch „das russisch-orthodoxe Glaubenszeugnis maßgeblich geprägt".

Die Römisch-Katholische Kirche beglückwünschte den Metropoliten und äußerte ihre Hoffnung auf eine gegenseitige Annäherung „ungeachtet der noch bestehenden Schwierigkeiten": „Wir sind glücklich, dass der neue Patriarch eine Person ist, mit der wir seit vielen Jahren brüderliche Beziehungen unterhalten haben und der mit dem Papst gleich nach dessen Wahl 2005 und später erneut im Mai 2006 und im Dezember 2007 zusammentraf", heißt es in einer offiziellen Mitteilung des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. In seinem persönlichen Schreiben führte Papst Benedikt XVI. aus: „Es möge der Allerhöchste Ihre Anstrengungen zur Bewahrung der Gemeinschaft zwischen den orthodoxen Kirchen ebenso segnen wie auch bei der Sache jener Fülle der Gemeinschaft, die das Ziel der katholisch-orthodoxen Zusammenarbeit und des Dialogs ist". Auch der Vorsitzende der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, gratulierte Patriarch Kirill und betonte, dieser übernehme sein Amt in einer Zeit, in der die Kirche ihren festen Platz im Leben der russischen Gesellschaft neu gefunden habe, andererseits aber auch noch die Folgen der über 70-jährigen kommunistischen Herrschaft spüre: „Sie stehen vor der Herausforderung, das reiche und vielfältige innerkirchliche Leben zu konsolidieren. ... In den vergangenen Jahren ist das Gespräch zwischen unseren beiden Kirchen weiter gegangen. Ich verbinde mit Ihrer Wahl die tiefe Hoffnung, dass wir einander noch besser verstehen. Ich bin überzeugt, dass Sie alle Voraussetzungen mit sich bringen, um die großen Herausforderungen, vor denen Ihre Kirche steht, zusammen mit dem Heiligen Synod, zu bewältigen. Ich hoffe, dass die Wiederaufnahme der theologischen Gespräche zwischen dem Moskauer Patriarchat und der Deutschen Bischofskonferenz, die im Laufe dieses Jahres erfolgen soll, zu einer Intensivierung und Vertiefung des orthodox-katholischen Dialogs und einer Wiederannäherung zwischen den Schwesterkirchen beitragen wird". Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller, der auch Vorsitzender der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz ist, drückte seine Freude darüber aus, dass Patriarch Kirill in den ersten Jahrzehnten seines kirchlichen Dienstes mit Metropolit Nikodim (Rotov) von Leningrad und Novgorod zusammen sein konnte, der auch in Regensburg weilte. Seitdem seien die Kontakte zur Russischen Orthodoxen Kirche stetig gewachsen. „Die Entscheidung des Landeskonzils zugunsten des bisherigen Metropoliten von Smolensk und Kaliningrad stimmt uns sehr zuversichtlich und ist ein ermutigendes Signal", betonte auch der Hauptgeschäftsführer des römisch-katholischen Hilfswerkes für Osteuropa „Renovabis", Pater Dietger Demuth in Freising. Er begründet seine Zuversicht mit der Tatsache, dass die Mitarbeiter von „Renovabis" den neuen Patriarchen Kirill im Rahmen der Projektarbeit in Russland als aufgeschlossenen und innovativen Partner kennen gelernt hätten.

In seinem Glückwunschschreiben hat der auch Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Pfarrer Dr. Samuel Kobia, die Würdigung der weltweiten ökumenischen Gemeinschaft zum Ausdruck gebracht, die den neuen Patriarchen als einen „herausragenden orthodoxen Theologen und Kirchenführer" ansieht: „Wir danken Ihnen für Ihre Freundschaft und Begleitung im Bereich der innerchristlichen Beziehungen und beten, dass Ihr Engagement für den Dialog, Ihre profunde Kenntnis der gegenwärtigen kirchlichen und ökumenischen Entwicklungen und Herausforderungen und Ihre kritisch-konstruktive Haltung die Beziehungen zwischen den getrennten Kirchen und ihr gemeinsames Zeugnis in einer nach Werten suchenden Welt stärken wird. ... Wir würdigen den Kirchenführer, der eine wichtige Rolle im Bereich des interreligiösen Dialogs und der internationalen Beziehungen spielt, und wir beten, dass der Patriarch der Russischen Orthodoxen Kirche auch in Zukunft offene, mutige und mitfühlende Worte für die Welt findet und sich für alle Menschen, die ja nach dem Bilde Gottes geschaffen sind, einsetzt", heißt es in dem Brief vom 28. Januar 2009 weiter. Mit großer Freude hat auch der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, auf die Wahl von Metropolit Kirill zum Patriarchen der Russischen Orthodoxen Kirche reagiert. Er erinnere sich sehr gerne an die „vielfältigen brüderlichen Begegnungen und Gespräche" in der Vergangenheit, schreibt Huber in seiner Gratulation. Die Christen der Russischen Orthodoxen Kirche und der EKD seien seit Jahrhunderten auf vielfältige Weise miteinander verbunden, „in guten und in bösen Tagen", so der Ratsvorsitzende. „Seit nunmehr fünfzig Jahren ist zwischen unseren Kirchen in verschiedenen historischen, politischen, gesellschaftlichen Kontexten und auch in manch schwieriger ökumenischer Situation ein gegenseitiges verlässliches Vertrauen gewachsen."

Der Präsident der Wiener Stiftung „Pro Oriente", Johann Marte, betonte die „weltbürgerliche Offenheit" des neuen Vorstehers der Russischen Kirche: „In Fragen der Ökumene ist Patriarch Kirill durchaus für Überraschungen gut", so Marte. Man könne davon ausgehen, dass die bisherige „Politik der Entspannung" zwischen den Kirchen fortgesetzt werden wird, „da Kirill eine Persönlichkeit ist, die über den russischen Tellerrand hinaussieht, die gesamte Christenheit im Blick behält und damit auch die Probleme, die wir nur gemeinsam lösen können", sagte Marte. Im bisherigen ökumenischen Gespräch habe man ihn stets als „kraftvolle Persönlichkeit mit großem Weitblick" und als „hervorragenden Theologen" kennen gelernt.

Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland erklärte in ihrem Glückwunschschreiben an Patriarch Kirill: „Wir glauben und hoffen, dass der neue Vorsteher der Russischen Orthodoxen Kirche auch in Zukunft die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland stärken wird".

 

Anstehende Aufgaben und Vorhaben - Erste Akzente

Es stellt sich sicher abschließend die Frage, was vom neuen Patriarchen und der Russischen Orthodoxen Kirche unter seiner Leitung erwartet werden kann. Zwar ist es sicher völlig falsch, wenn von gewissen westlichen „Experten" und manchen nichtorthodoxen Presseorganen behauptet wurde, das Moskauer Patriarchat habe in den letzten zehn Jahren der Amtsführung von Patriarch Aleksij II. eine Stagnation oder Lähmung erfahren: In diesen letzten Jahren hat nicht nur der verstorbene Patriarch selbst - buchstäblich bis zum letzten Tag seiner Amtszeit! - seinen geistlichen Dienst in Form von Gottesdiensten, Predigten, Pastoralbesuchen und Begegnungen mit kirchlichen wie politischen und gesellschaftlichen Amtsträgern erfüllt, in diesen zehn Jahren sind auch so bedeutende Dokumente wie die „Sozialkonzeption" (auf dem Bischofskonzil 2000) oder die Formulierung der Menschenrechte in orthodoxer Sicht in der „Deklaration über die Rechte und Würde des Menschen" (auf dem Bischofskonzil 2008) verabschiedet worden - nicht zuletzt unter wesentlicher Mitwirkung des Kirchlichen Außenamtes und seines Leiters, des jetzigen Patriarchen Kirill.

So wird man erwarten können, dass einige Aufgaben unter seiner Führung nun zwar nicht in anderem Sinne, aber in anderer Weise angegangen werden. So hat der neue Patriarch unmittelbar nach seiner Wahl Ängste konservativer Kreise beruhigt, wenn er sagte, es werde „keine Reformen geben, die von oben übergestülpt werden und die Menschen traumatisieren". Treffend dürfte die Charakterisierung sein, die das Vorstandsmitglied des Russischen Weltvolkskonzils Aleksandr Dugin abgab: „In der Kirche beginnt eine neue Etappe, allerdings nicht ideologisch. ... Patriarch Kirill wird die Kirche in die Gesellschaft hineinführen, damit sie dort für orthodoxe Werte eintritt: Die Russische Orthodoxe Kirche wird gegen den Postmodernismus antreten, die liberale Kultur und den liberalen Individualismus". 

Ein von ihm als äußerst wichtig erachtetes Feld seiner Tätigkeit ist für Patriarch Kirill sicher die Intensivierung der Beziehungen innerhalb der Weltorthodoxie. In all seinen ersten Ansprachen und Stellungnahmen betonte der neue Patriarch die Wichtigkeit der gesamtorthodoxen Zusammenarbeit. Dieser wichtige Akzent spiegelte sich auch in den Grußworten der Delegierten der anderen autokephalen orthodoxen Kirchen, die entsprechende Hoffnungen mit der Neubesetzung des Moskauer Stuhles zum Ausdruck brachten. So erklärte etwa der Erzbischof von Kreta Irenaios im Namen des Ökumenischen Patriarchen: „Jetzt ist die ganze orthodoxe Welt wie auch die Mutterkirche von Konstantinopel stolz darauf, dass im Verlauf der Jahrhunderte das Russische Patriarchat - unbeschadet verschiedener Widerstände, Prüfungen und Stürme ... der Kirche viele Heilige gegeben hat, lebte, überlebte und lebt, beständig auferstehend und blühend. Die Erwartungen der Kirche von Konstantinopel sind vielfältig, hauptsächlich konzentrieren sie sich aber auf die Einheit und Einmütigkeit, das gemeinsame Voranschreiten zur Organisation und der Einberufung des schon lange ausgerufenen Großen Konzils, dessen Vorbereitung beschleunigt werden muss zur Bewahrung der hohen Würde der Orthodoxen Kirche, der Zusammenarbeit und der Realisierung der theologischen Dialoge mit den anderen Christen und einer allgemeinen und friedlichen Lösung der von Zeit zu Zeit aufkommenden bilateralen Fragen und anderer schwieriger interkirchlicher und interorthodoxer Fragen wie auch im Zusammenhang mit der Bioethik oder ebenso auch in der Sache einer einen und einzigen gottesdienstlichen Ordnung, aber auch sozialer Fragen. ... Die Erwartungen der erstthronenden Konstantinopler Kirche in Bezug auf ein gemeinsames Vorgehen werden von guten Hoffnungen gekrönt, insofern auf diesen historischen Sitz heute ein schöpferischer und aktiver Mann der Kirche gekommen ist, der eine große kirchliche Erfahrung hat und bekannt ist für seine kanonische und theologische Weisheit, für sein gesundes Wort und ... seinen Beitrag zum Werk der christlichen Einheit und für seine innere Fülle sowohl zuerst als Mensch wie auch als Bischof der Orthodoxen Kirche Christi". In seinem Dankwort nahm Patriarch Kirill diesen Gedanken auf, betonte aber zuerst, dass er seit 1977 mit dem jetzigen Ökumenischen Patriarchen persönlich bekannt sei: „Die Verbindung mit Seiner Heiligkeit hat einen wichtigen Anteil in meinem Leben!" und kündigte unter Bezugnahme auf das Treffen in Konstantinopel im Oktober 2008, an dem er einen wichtigen Anteil hatte, an: „Ich hoffe sehr, dass unser brüderlicher Dialog, der besonders in der jüngsten Zeit wichtig war, in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres fortgesetzt wird. ... Ich denke, dass dieses Gespräch neue Möglichkeiten für die gesamtorthodoxe Zusammenarbeit eröffnet hat"; beide Patriarchate würden „die kanonische Ordnung bewahren und keinen Versuchungen und Verführungen dieser Welt nachgeben, in die Hürde der Kirche einzudringen und Spaltungen und Schismen zu provozieren". 

Ein zweiter Bereich, in dem neue Impulse von Patriarch Kirill erwartet werden können, ist die Straffung der Organisation innerhalb der Patriarchatsverwaltung selbst. Vor allem aber wird man von der Russischen Kirche unter Patriarch Kirill erwarten können, dass sie ihre missionarische Aufgabe innerhalb der russischen Gesellschaft mit neuem Schwung und unter Nutzung vielfältiger, darunter auch neuer Mittel angehen wird. Über Jahrzehnte hatte Metropolit Kirill - schon in den Leningrader Geistlichen Lehranstalten, besonders aber in den fast zwanzig Jahren als Leiter des Außenamtes - gezeigt, dass er ein sehr effektiver und erfolgreicher Organisator ist, der die Möglichkeiten der heutigen Publizistik - etwa auch im Internet - zu nutzen versteht. Bei seinem ersten Besuch als neuer Patriarch im Kirchlichen Außenamt am 11. Februar 2009 erinnerte er einerseits daran, dass das Außenamt „in der äußerst schwierigen Zeit des politischen und staatlichen Umbruchs dazu beigetragen hat, dass sich in den Augen unserer Zeitgenossen das Bild der Kirche wandelte. ... Wir waren die ersten, die den Schlag der Missionare entgegennahmen, welche in unser Land kamen, um das Volk von der Orthodoxie wegzubringen und Menschen aus der orthodoxen Tradition, die aber aus historischen Gründen noch ungläubig waren, zu ihrem Glauben hinzuführen. ... Es gelang uns, die öffentliche Weltmeinung gegen die missionarische Invasion, die sich über Russland ergoss, zu richten. Wir konnten die Unterstützung sehr vieler christlicher Gemeinschaften, Organisationen und Kirchen gewinnen". Im Blick auf die anstehenden Aufgaben betonte Patriarch Kirill bei dieser programmatischen Ansprache vor seinen alten Mitarbeitern: „Vor uns stehen heutzutage viele Probleme. Das wichtigsten Thema sind dabei heute die interorthodoxen Beziehungen; dies hat für uns Priorität". Dabei solle eine möglichst effektive Bündelung der Kräfte erfolgen: „Ich schlage vor, dass all diese gewaltige Arbeit von einem Zentrum aus koordiniert wird. Es darf keine parallelen Tagesordnungen geben. Es darf nicht eine Situation eintreten, wo die Rechte nicht weiß, was die Linke tut. Wir können uns nicht leisten, die auch ohnehin beschränkten menschlichen Ressourcen zu vergeuden!" Eine besondere Aufgabe sei somit auch die Gewinnung neuer und fähiger Mitarbeiter.

Als Losung für das neue Patriarchat darf wohl gelten, was Patriarch Kirill in seiner Ansprache zu seiner Inthronisation so formulierte: „Den orthodoxen Glauben und die Moral des  Evangeliums mit dem Alltagsdenken zu verbinden, mit den Erwartungen und Hoffnungen der Menschen, bedeutet, ihnen Hilfe zu geben, die schwierigsten weltanschaulichen und ethischen Fragen der Gegenwart zu beantworten. Der Glaube wird verstanden und wirklich aufgenommen, unbeschadet der ganzen Fülle und Widersprüchlichkeit der in der Gesellschaft existierenden Ansichten und Überzeugungen, wenn der Mensch die unzweifelhafte Richtigkeit und Kraft jener Botschaft erkennt und tief verspürt, die Gott selbst den Menschen gibt durch Seine Offenbarung. Das menschliche Denken und das menschliche Wort können nicht stärker sein als das Wort Gottes. ... Das Zeugnis der Kirche gegenüber der Welt beschränkt sich nicht allein auf die Predigt vom kirchlichen Ambon, sondern schließt einen offenen, wohlwollenden und interessierenden Dialog ein, in dem beide Seiten sowohl sprechen wie hören".

 

Orthodoxie Aktuell, 2009

Комментарии ():
Написать комментарий:

Другие публикации на портале:

Еще 9