Der Fischzug - die Berufung des Petrus (Luk. 5,1-11)
„Wenn wir so wie Petrus ausserhalb stehen würden und an der Pforte klopfen, wenn wir begreifen würden, wie fern wir all dem sind, was das Himmelsreich ausmacht, dann würden wir uns nicht mit aller Macht darum reissen, wie wir es so oft tun, besondere religiöse Erlebnisse zu haben oder Gott auf unmittelbare Weise zu schauen und Seiner teilhaftig zu werden. Dann würden wir voller Sanftmut, still und demütig dastehen, wohl wissend, dass uns dort, wo Er ist, kein Platz zusteht. Gleichzeitig jedoch aber auch wissend, dass Seine Liebe selbst die Grenzen der Erde, ja sogar die des Abgrunds umfängt.  ... aus einer Predigt zur Perikope der Berufung Petri von Metropolit Antonij von Suroz 
Статья

6. Oktober 1968

Wenn wir heute die Evangeliumsperikope vom Fischzug und von dem Entsetzen des Apostels Petrus hören, als dieser plötzlich, wie von einem Blitz getroffen, gewahr wurde, Wer neben ihm in seinem morsch gewordenem Boot sitzt, dann sind wir von Furcht ergriffen - oder vielmehr sollten wir es sein - weil wir uns allzu oft viel zu leichtfertig Gott nähern und dabei sofort auf eine Begegnung von Angesicht zu Angesicht hoffen.

Sich Gott zu nähern und auf Ihn zuzugehen, ist unser tägliches Gebot. Dies jedoch sollten wir immer in einem zerschlagenen Geiste tun und mit demütigem Herzen und dabei nie vergessen, dass wir keinerlei Recht auf eine Begegnung mit Ihm haben und dass diese, wenn sie dann doch geschieht, uns nur dank der grenzenlosen und unergründlichen Barmherzigkeit Gottes geschenkt wird.

Gewöhnlich treten wir nicht so vor Gott. Wir beginnen unser Gebet und sind sofort voller Erwartung tiefer religiöser Erlebnisse. Wir gehen in die Kirche und fordern fast von Gott, dass Er uns sofort die rechte Gebetsstimmung schenken solle. Dabei leben wir in unserem Alltag, ohne überhaupt nur an Ihn zu denken. In den wenigen Momenten dann, wenn wir uns plötzlich an Seine Anwesenheit erinnern, erwarten wir dann gleich, dass Er uns Gehöhr schenke, und auf unser Bitten, auf unser Flehen und auf unsere Wünsche sofort reagiere.

Oft kommt uns Gott nicht entgegen, weil eine Begegnung mit Ihm, wenn wir uns Ihm in einem solchen Geiste nähern, unser Gericht bedeuten würde. Wir könnten es nicht ertragen. Er würde dann vor uns treten und zu uns sagen: „Du hast Mich gerufen? - womit trittst du vor Mich?" Wir würden dann nur schweigen können, würden voller Furcht erzittern und wären niedergeschlagen. Deshalb ist es ein Fehler, wenn wir Gott bitten, dass Er doch unverzüglich auf unser Flehen oder einfach nur auf unseren Wunsch nach einer Begegnung mit Ihm eingehen möge und dies uns fühlen lassen möge. Wir sollen Gott suchen, doch dabei voller Ehrfurcht den Moment erwarten, wann Er es für richtig hält Sich uns zu zeigen.

Wie geistig reich wären wir, wenn wir fähig wären eine solche Begegnung so zu erleben, wie sie Petrus durchlebt hat, der, als er gewahr wurde, Wer neben ihm steht, zu Boden fiel, Ihm zu Füßen sank und ausrief: „Geh fort von mir, Herr, ich bin ein Sünder! ..."

Wir beten oft und stellen uns dabei vor, dass wir schon im Himmelreich sind, dass wir zur Familie Gottes gehören, dass wir schon unter denen sind, die in Seiner Gegenwart jubeln können. Doch wie oft sollten wir uns ganz im Gegenteil eingestehen, dass wir mit all unserem Sein aus Seinem Reich herausgefallen sind, dass nicht Gott in unserem Leben der König ist, dass nicht Er unser Herr ist, dass Er weder Haushalter unseres Lebens ist und noch nicht einmal unser Freund, der in jeder beliebigen Minute bei uns anklopfen könnte und für den wir bereit wären alles zu vergessen.

Wenn wir so wie Petrus ausserhalb stehen würden und an der Pforte klopfen, wenn wir begreifen würden, wie fern wir all dem sind, was das Himmelsreich ausmacht, dann würden wir uns nicht mit aller Macht darum reissen, wie wir es so oft tun, besondere religiöse Erlebnisse zu haben oder Gott auf unmittelbare Weise zu schauen und Seiner teilhaftig zu werden. Dann würden wir voller Sanftmut, still und demütig dastehen, wohl wissend, dass uns dort, wo Er ist, kein Platz zusteht. Gleichzeitig jedoch aber auch wissend, dass Seine Liebe selbst die Grenzen der Erde, ja sogar die des Abgrunds umfängt.   

Lasst uns deshalb öfter an diese wunderbaren Worte Petrus denken. „Geh fort von mir, Herr, ich bin ein Sünder!" Wenn wir beginnen zu beten, dann lasst es uns in diesem Geiste tun, voller Ehrfurcht vor dem Tore stehend und mit zitternder Hand leise klopfend, ob der Herr uns nicht doch öffnen könne... Wenn Er es dann nicht tun sollte, dann möge uns die Freude genügen, dass wir Ihn kennen, dass wir Ihn lieben, dass wir Ihn suchen und dass wir uns bemühen, mit all unserem Leben Ihm die Ehrlichkeit unserer Liebe, die Wahrhaftigkeit unseres Glaubens, die Aufrichtigkeit und die gute Absicht unseres Bestrebens zu zeigen und dass dies alles uns eines Tages würdig machen wird, den Herrn von Angesicht zu Angesicht zu schauen, um von Ihm Worte der Freude und nicht aber des Kummers zu vernehmen.

Amen        

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