Thomassonntag
„Dann würden wir den Tod nicht fürchten, würden kein Leid scheuen ... weil niemand uns dieses Leben nehmen kann. Dann würden wir als lebendige, triumpfierende und gewinnde Zeugen dafür, dass Christus auferstanden ist, durchs Leben gehen, und andere würden in uns den Schein der Ewigkeit erblicken, würden in uns Menschen erblicken, die es gelernt haben zu lieben, auch wenn dies das irdische Leben kostet, die gelernt haben, an den Menschen zu glauben, wie nur Gott an den Menschen zu glauben vermag, die auf alles hoffen und alles besiegen und sich dabei der endlosen Freude, der Liebe und dem Sieg des Herrn hingeben.“ – aus einer Predigt zum Thomassonntag von Metropolit Antonij von Suroz
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Erster Sonntag  nachOstern (Joh. 20, 19-31) - 7. Mai 1978

Wir gedenken heute des Heiligen Apostels Thomas. Ihn kennealle als den, der an der Auferstehung Christi gezweifelt hat, als die anderenJüngern ihm davon erzählt und berichtet haben. Dabei stellen wir uns selten dieFrage, wer Thomas denn eigentlich war, was für ein Mensch er war, warum er sozweifeln konnte.

Außer jenen Versen, die von seiner Erwählung zum Apostelberichten, lesen wir über den Apostel Thomas im Evangelium nur noch an zweiweiteren Stellen, von denen die erste sehr bedeutsam ist: Als Christus zuseinen Jüngern sprach, dass Er nach Juda zurückkehren müsse, um dort SeinenFreund Lazarus von den Toten zu erwecken, versuchten diese Ihn zu überreden,Sich doch fern zu halten von dem mörderischen und gefährlichen Jerusalem. Nurallein Thomas antwortete Ihm: Lasst uns mit Ihm gehen und mit Ihm sterben ...Bereits vor der Auferstehung Christi, als die Jünger in Christus nur ihrenMeister sahen, war Thomas bereit, aus Liebe und in Treue zu Ihm mit Ihm zusterben. Einfach nur sterben: nicht Ihn schützen, auf nichts hoffen, sondern einfachnur mit Ihm Sein Los teilen. ...

Dieser Mensch also, der mit solcher Treue bereit war, mit demHeiland in den Tod zu gehen, stellt den anderen Jüngern die Frage: Kann dasdenn sein? Sie berichteten ihm, dass sie den auferstandenen Christus gesehenhaben und er konnte es nicht glauben. Warum?

Etwa nicht deshalb, weil die Apostel vor dem HeiligenPfingsten, also bevor der Heilige Geist auf die Apostel niederstieg, ebensolcheängstlichen, zweifelnde und zögerliche Menschen waren, die nur langsamverstanden, wie wir? Wie konnte Thomas an die Auferstehung Christi glauben,wenn der einzigste Beweis dafür die Freude und der Jubel der Jünger war, diesejedoch die gleichen geblieben waren, ohne sich verändert zu haben, ohne sich vonjenen zu unterscheiden, die sie früher waren? Um der Kunde von der Auferstehungglauben zu können, bedurfte Thomas eines anderen Beweises, als nur diejubelnden Worte der Apostel. Denn er hatte begriffen, dass, wenn Christusauferstanden ist, alles auf der Welt anders geworden ist, dass den letzten Siegnicht der Mensch, sondern Gott davon trägt, dass die Liebe gesiegt hat undnicht der Hass, dass wir jetzt in einer neuen Welt leben, weil Gott wahrhaftigin diese Welt gekommen ist und sie verwandelt hat in eine Welt des ewigenLebens, nicht nur eines Lebens, dass, wenn auch durchaus lange, trotzdem nurzeitlich begrenzt vor sich hinsiecht.

Als nun der Heiland vor ihm stand, konnte er glauben, dennim Heiland leuchtete das ewige Leben. Christus trat vor Seine Jünger schonnicht mehr nur als jener Jesus aus Nazareth, Der ihr Meister war, sondern alsder auferstandene Herr in aller Kraft und Herrlichkeit Seiner Auferstehung -die Hände jedoch, die Füße und die Seite waren durchbohrt von den Nägeln undder Lanze.

Die Aufertstehung Christi hebt sämtliche Tragik im Lebennicht auf. Christus ist in unser Leben gekommen, um eben alles tragische in ihmzu tragen und es in einen Sieg zu verwandeln. Solange es jedoch auf der Erde nocheinen Menschen gibt, der sündigt, bleibt der Leib Christi der Leib desGekreuzigten. Auch in der Ewigkeit wird Er als solcher vor uns treten, dennSeine Kreuzigung bekräftigt die unendliche göttliche Liebe. ... Nachdem Thomas dengekreuzigten Christus in der Herrlichkeit der Auferstehung sah, verneigte ersich vor Ihm und sprach das letzte und triumpfierende Zeugnis, welches wirdurch die Welt, durch unser Leben und durch das Leben der Welt zu tragen tragen:Mein Herr und mein Gott! ...

Die jedoch, denen wir von der Auferstehung Christi berichten,denen wir verkünden, dass Er auferstanden ist, dass Er Gott ist, dass Er gesiegthat, wie können diese Leute uns glauben, wenn wir genauso wie die Apostel unsnur darüber freuen können, was wir erlebt haben, nicht aber die ganze Kraft unddie Herrlichkeit der Auferstehung ins Leben tragen können. Deshalb sind wir,die wir an die Auferstehung Christi glauben, berufen, eine neue und erneuerte Gemeinschaftzu sein, andere Menschen zu sein: Menschen, die an das Leben glauben, an dasewige Leben, in denen der Sieg über den Tod schon jetzt triumpfiert, weil wir,die wir am Tod Christi Anteil genommen haben, berufen sind, aus dem ewigenLeben des Auferstandenen Christus, ein göttliches Leben zu leben. ...

Dann würden wir den Tod nicht fürchten, würden kein Leidscheuen, würden uns vor nichts auf der Welt ängstigen, weil niemand uns diesesLeben nehmen kann. Dann würden wir als lebendige, triumpfierende und gewinndeZeugen dafür, dass Christus auferstanden ist, durchs Leben gehen, und andere würdenin uns den Schein der Ewigkeit erblicken, in uns Menschen erblicken, die esgelernt haben zu lieben, auch wenn dies das irdische Leben kostet, die gelernthaben, an den Menschen zu glauben, wie nur Gott an den Menschen zu glaubenvermag, die auf alles hoffen und alles besiegen und sich dabei der endlosenFreude, der Liebe und dem Sieg des Herrn hingeben. Amen.

http://www.metropolit-anthony.orc.ru/inname/in_101.htm#1

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