Zur Grablegung
„Lasst uns in der noch verbleibenden kurzen Zeit mit ganzer Seele versuchen, den Tod Christi zu erfassen, und begreifen, dass es für all dieses Grauen nur einen Grund gibt: DIE SÜNDE. Jeder von uns, der sündigt, ist verantwortlich für diesen grauenhaften Karfreitag. Jeder trägt dafür die Verantwortung und wird dafür gerade stehen. Diesen Freitag hat es nur deshalb gegeben, weil der Mensch aufgehört hat zu lieben, weil er sich losgerissen hat von Gott. Jeder von uns, der gegen das Gebot der Liebe verstößt, ist verantwortlich für dieses grauenvolle Sterben des Gottessohns, für die Tränen der Gottesmutter und das Leid der Jünger." - aus der Predigt zur Grablegung am Karfreitag 1966 von Metropolit Antonij von Suroz
Статья

Karfreitag - 8.4.1966

Wie schwer ist es, das, was jetztpassiert, mit dem, was damals war zu verbinden: diesen feierlichen Ritus derGrablegung heute mit dem Grauen, jenem menschlichen Grauen, das die gesamteSchöpfung erfasste: die Grablegung Christi an jenem einmaligen, einzigst wirklichenKarfreitag.

Heute verbinden wir mit dem TodChristi Seine Auferstehung, jetzt stehen wir mit Kerzen in der Hand wie wir esauch zu Ostern tun. Jetzt strahlt vom Kreuz der Sieg und erleuchtet uns mitHoffnung. Damals jedoch war das nicht so. Damals starb im Fleische auf einemharten, groben Holzkreuz nach stundenlangen Qualen der Mensch gewordenenGottessohn. Damals starb im Leibe der Sohn der Jungfrau, Den Sie mehr als allesauf der Welt liebte, der Sohn, Den ihr einst der Erzengel verkündet hatte, derSohn, Der als Messias gekommen war, Der der Heiland der Welt war.

Damals nahmen zwei bis dahinheimliche Jünger, Joseph und Nikodemus, die nun jedoch im Angesicht desGeschehenen sich furchlos zu ihrem Herrn bekannten, Dessen Leib vom Kreuz. Eswar schon zu spät für eine richtige Beerdigung. Sie brachten den Leib in dienächstgelegene Höhle im Garten von Gethsemane, legten ihn, wie es damals üblichwar auf einen Stein, umwickelten ihn mit einem Grabtuch, bedeckten das Gesichtmit einem Stück Stoff und versperrten den Eingang zur Höhle mit einem Stein.Das war scheinbar alles.

Doch rund herum um diesen Tod warFinsternis und Grauen. Mehr, als wir uns es vorstellen können. Die Erde bebte,die Sonne wurde schwarz, die ganze Schöpfung erzitterte vor dem Tod ihresSchöpfers. Ebenso für die Jünger, für die Frauen, die sich getraut hatten,während der Kreuzigung und des Sterbens ihres Heilandes in einiger Entfernungzu stehen und für die Gottesmutter war dieser Tag finsterer und schrecklicherals der Tod selbst.

Wenn wir heute an den Karfreitagdenken, dann wissen wir, dass der Samstag folgt, als Gott von Seinen Werkenausruhte, der Samstag des Triumpfs! Wir wissen, dass wir in der hellerleuchteten Nacht vom Samstag zu Sonntag die Osterhymnen singen werden und jubelnwerden über den letztendlichen Sieg.

Damals jedoch war jener Freitagder letzte Tag. Nach ihm schien nichts mehr kommen zu können. Der nächste Tagsollte genauso dunkel werden, wie der vorherige auch. Deshalb wird niemalsjemand diese Finsternis, dieses schwarze Grauen jenes Freitags begreifenkönnen, keiner wird jemals ermessen können, was jener Freitag für dieGottesmutter und für die Jünger Christi bedeutete.

Jetzt werden wir dem Klageliedder Gottesmutter lauschen, der Klage einer Mutter über dem Leib ihres aufgrausamste Weise gestorbenen Sohnes. Lasst uns hinhören. Tausende undabertausende Mütter werden sich in dieser Klage wiederfinden können. Ich denke,ihr Klagelied ist aber noch viel schlimmer als all die anderen Klagen, dennseit der Auferstehung Christi wissen wir, dass der Sieg in der Auferstehungaller bevorsteht, dass nicht ein einziger Toter mehr in den Gräbern bleibt.Damals trug die Gottesmutter jedoch nicht nur ihren Sohn, sondern, sondern auchjegliche Hoffnung  auf den Sieg Gottes zuGrabe. Jegliche Hoffnung auf das ewige Leben war gestorben. Es sollten nunendlose Tage folgen, die, wie es schien, kein Leben mehr in sich haben werden.

Das sollten wir nicht vergesen,wenn wir vor die Ikonen der Gottesmutter und der Jünger des Herrn treten, wennwir den Tod Christi verstehen wollen. Lasst uns in der noch verbleibendenkurzen Zeit mit ganzer Seele versuchen, den Tod Christi zu erfassen, undbegreifen, dass es für all dieses Grauen nur einen Grund gibt: DIE SÜNDE. Jedervon uns, der sündigt, ist verantwortlich für diesen grauenhaften Karfreitag.Jeder trägt dafür die Verantwortung und wird dafür gerade stehen. DiesenFreitag hat es nur deshalb gegeben, weil der Mensch aufgehört hat zu lieben,weil er sich losgerissen hat von Gott. Jeder von uns, der gegen das Gebot derLiebe verstößt, ist verantwortlich für dieses grauenvolle Sterben desGottessohns, für die Tränen der Gottesmutter und das Leid der Jünger.

Deshalb lasst uns nun, wenn wirdas Grabtuch verehren, es voller Ehrfurcht tun. Er ist für dich alleingestorben. Möge dies ein jeder von uns begreifen! Lasst uns dabei dem Klageliedlauschen, der Klage der gesamten Erde, der Klage über die versiegte Hoffnungund dabei Gott danken für unser Heil, welches und uns so leicht gegeben wirdund an dem wir allzu oft teilnahmslos vorübergehen, obwohl Gott, die Gottesmutterund die Jünger für es einen so furchtbaren Preis gezahlt haben.

Amen

http://www.metropolit-anthony.orc.ru/inname/in_95.htm   

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