Zum Sonntag vor Weihnachten
„Das Alte Testament ist nicht nur eine Erzählung von einem Volk und von dessen Vergangenheit. Es berichtet uns nicht nur etwas darüber, wie das Volk gelebt hat, in dem Der Heiland, Christus, geboren wurde. Es ist vielmehr auch ein Abbild der menschlichen Seele, quasi eine Beichte der gesamten Menschheit, eine Schau seiner Wege, so wie Gott sie sieht. In dieser Beziehung erzählt uns die Ahnentafel Christi auch davon, was in unserer Seele, in unserem Leben, vor sich geht, wenn wir mit aufrichtiger Liebe und aufrichtigem Bestreben, voller Glauben und wirklicher Hoffnung, aber auch mit unseren Schwächen und unsern Stürzen … nach Gott suchen.“ – aus einer Predigt zum Sonntag der Väter von Metropolit Antonij von Sourozh
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Die Menchen führen gewöhnlich ihre Ahnentafeln, um unter ihren Vorfahren Gründe von einer Ehre zu neuen Ehren zu gelangen, von einem Ruhm zu noch größeren. Man gedenkt, wenn man an seine Vorfahren zurückdenkt, gerne derjenigen, die vor den Menschen oder vor Gott als groß und bedeutend galten. Die Ahnentafel Christi, die wir heute verlesen haben, ist eine lange Liste, die uns von menschlicher Treue, aber auch von menschlichem Verrat erzählt. Sie berichtet uns von Menschen, die auf der Suche nach Gott waren, die sich aus ganzer Seele nach Ihm sehnten, die sich unter großen Anstrengungen bemühten, sich selbst, Gott zu Liebe zu besiegen, für Dessen Wahrheit zu leben, um das ewige Leben zu erlangen. Gleichzeitig sind in diese Aufzählung auch viele Namen verflochten, die uns von menschlicher Schande berichten, von dem Fall des Menschen und seiner Untreue. Christus baut Seine Ahnetafel  nicht auf den Ruhm der einen oder anderen Vorfahren. Wenn es darum ginge, würde es ausreichen, zu betonen, dass Er Gottes Sohn ist. Seine Ahnetafel zieht sich durch sämliche menschliche Lebenswege, sowohl durch heldenhafte, als auch durch furchtbare, die uns das Alte Testament beschreibt.

Das Alte Testament ist nicht nur eine Erzählung von einem Volk und von dessen Vergangenheit. Es berichtet uns nicht nur etwas darüber, wie das Volk gelebt hat, in dem Der Heiland, Christus, geboren wurde. Es ist vielmehr auch ein Abbild der menschlichen Seele, quasi eine Beichte der gesamten Menschheit, eine Schau seiner Wege, so wie Gott sie sieht. In dieser Beziehung erzählt uns die Ahnentafel Christi auch davon, was in unserer Seele, in unserem Leben, vor sich geht, wenn wir mit aufrichtiger Liebe und aufrichtigem Bestreben, voller Glauben und wirklicher Hoffnung, aber auch mit unseren Schwächen und unsern Stürzen -  wenn wir Gott Selbst sowie auch andere Menschen verraten, die eigentlich ein Recht darauf hätten, sich auf uns verlassen zu können in ihren Aufstieg ins Himmelreich -  nach Gott suchen. Das ist der Grund, warum uns vor dem Weihnachtsfest diese lange Liste verlesen wird, die vielen, ja man könnte eigentlich sagen, allen eher unverständlich ist. Es gibt wahrscheinlich wenige unter uns, die wenigstens einmal in ihrer Freizeit diese Ahnentafel zur Hand genommen haben, um sie ganz durchgelesen, und sich die Mühe gemacht haben, im Alten Testament nach zu schauen, über welche Person, die zu dem Geschlecht gehört, aus dem Christus hervorgegangen ist, es sich hier und da handelt. Wir wissen um den Glauben Abrahams, wir kennen das Opfer Isaaks, wir haben von der Reinheit und Keuschheit Josefs gehört. Manchmal sagt uns auch noch der eine oder andere Name etwas. Aber auch die vielen anderen Namen, die wir nicht sofort richtig einordnen können,  haben uns so viel zu sagen.

Christus hat alle auf sich genommen. Die Größe des Menschen besteht darin, dass ohne Ihn Gott nicht Fleisch hätte annehmen können. Nur weil der Mensch so großartig ist, dass er die Fülle der Gottheit in sich erfassen kann, konnte Gott im Fleische Mensch werden. Damit jedoch hat Christus auch all die Schwachheit, die Zerbrechlichkeit, ja all das Schreckliche des menschlichen Schicksals auf Sich genommen. Lasst uns uns deshalb in diese Namen hineinlesen, so wie wir uns an Menschen erinnern, die in unserem Leben eine bedeutsame Rolle gespielt haben. Lasst uns uns in diese Namen hineinlesen, und daran denken, dass der Leib Christi gewoben worden ist aus den Leibern dieser Menschen, dass die Seele Christi sich durch diese Menschen Schritt für Schritt und von Generation zu Generation sowohl gereinigt hat, aber auch in Abgründe abgerutscht ist. Lasst uns heute dieser Menschen gedenken. Lasst uns an sie auch an anderen Tagen voller Ehrfurcht und mit aufrichtiger Dankbarkeit denken. Sie haben Christus für uns hervorgebracht: Der Leib Christi ist ihr Leib. Seine Geburt ist die Vollendung ihres Erdenschicksals, ist die Vollendung ihres Glaubens, ihrer Treue, ihrer Suche, ihres Drängens hin zu Gott, obwohl auch sie schwach waren, Schwächen hatten und sündigten. Und lasst uns von ihnen lernen, ebenfalls diesen Weg zu gehen und uns dabei auf alles Starke und Göttliche in ihnen und uns stützen lernen, damit wir so mit Hilfe der göttlichen Gnade und Barmherzigkeit all das überwinden und besiegen, was es in uns sowohl Gott gegenüber, als auch unserer Menschenwürde gegenüber Unwürdiges gibt.

Amen.

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