Zachäus
„Wenn wir darüber nachdenken … dann beginnen wir nun vielleicht in uns etwas zu erkennen: wenigstens, dass auch in uns das Übel wohnt, dass wir nicht perfekt sind, dass wir uns nach etwas sehnen, dass  jedoch diese Sehnsucht immer unerfüllt bleibt, weil wir selber träge sind und faul und Angst haben. Heute, in der Erzählung von Zachäus sehen wir, wo die Ursachen dieser Angst liegen. Was wünschen wir uns mehr? Angesehen zu sein bei den Leuten oder eine Begegnung mit Gott?“ -  aus einer Predigt zur Perikope über Zachäus von Metropolit Antonij von Sourozh
Статья

20. Januar 1991

In der vergangenen Woche haben wir die Erzählung vom blinden Bartimäus gehört. Durch sie hat uns die Kirche daran erinnert, dass wir alle blind sind - nicht physisch, sondern geistig. Sie zeigt uns, dass wir diese Blindheit nur dann überwinden können, wenn wir uns dem Einzigen zuwenden, Der es vermag, uns von ihr zu heilen, Der das Licht ist in der Dunkelheit und das Leben in Fülle.

Wenn wir darüber nachdenken - wie wir dies auch in der vergangenen Wochen schon hatten tun sollen – dann beginnen wir nun vielleicht in uns etwas zu erkennen: wenigstens, dass auch in uns das Übel wohnt, dass wir nicht perfekt sind, dass wir uns nach etwas sehnen, dass jedoch diese Sehnsucht immer unerfüllt bleibt, weil wir selber träge sind und faul und Angst haben. Heute, in der Erzählung von Zachäus sehen wir, wo diese Angst ihre Ursachen hat. Was wünschen wir uns mehr? Angesehen zu sein bei den Leuten oder eine Begegnung mit Gott? Was ist für uns wichtiger? Dass wir uns nicht zum Gespött der Leute machen, dass sich niemand von uns abkehrt, weil wir uns statt für alles andere für Gott entschieden haben – oder sehnen wir uns nach Gott um jeden Preis?

Der Heilige Johannes Klimakos sagt uns, dass die Ehrsucht, das heißt die Sucht danach, den Menschen zu gefallen bei gleichzeitiger Gleichgültigkeit dem gegenüber, was Gott darüber denkt, das gleiche ist, wie Gott zu hassen oder die Menschen zu fürchten. Wie sieht es also bei uns damit aus? Natürlich lachen heute die Menschen nicht mehr über jemanden in der Gesellschaft, in der wir leben. Nicht sie fürchten wir, doch wie viel gibt es in uns, was wir fürchten. Die Leute verzeihen uns dafür, dass wir uns nach Gott sehnen. Mögen nur wir sie zu nichts herausfordern und für sie keinen Anstoß darstellen. Sind wir dazu bereit? Sind wir bereit, mit unserer Lebensweise, die Menschen herauszufordern, sodass sie uns eventuell wie eine Art Aussatz betrachten? Sind wir dazu bereit? Sind wir bereit, durch unser Leben jenes Leben, welches die Welt führt, die unseren Gott nicht mehr kennt, herauszufordern und so auch jeden einzelnen dieser Welt (uns selbst darin eingeschlossen)? Sind wir dazu bereit, in uns selbst jenen Widerständen entgegenzutreten, die uns daran hindern, Gott zu begegnen? Sind wir dazu bereit, unsere Gedanken, Gefühle, Wünsche und Ängste, die wir in uns haben, aufzugeben, um zu sagen: „Nein! Mögen die Menschen auch über mich lachen, möge auch alles Vergangene, alles Gottlose und Gottferne in mir sich gegen mich erheben. Ich werde mich trotzdem auf den Weg zu Gott machen, Der der Einzigste ist, der um mich weiß und die Dinge, wie sie sind, richtig versteht“. … Jeglicher Ehrsucht sollten wir deshalb den Kampf ansagen, denn sie ist eine Nichtbeachtung des Göttlichen Gerichts, sie ist die Negierung jenes Rechts, welches unserem Gewissen gegeben ist, im Namen Gottes mit uns zu reden.

An einer anderen Stelle im Evangelium heißt es: Finde mit deinem Widersacher eine Übereinkunft, solange du noch auf dem Wege bist, bevor er dich vor das Gericht gebracht hat, denn dann wird es zu spät sein. Die Heiligen Väter lehren uns, dass mit diesem Widersacher hier unser Gewissen gemeint ist, welches uns im Verlaufe unseres gesamten Lebens immer wieder vorhält, was wir nicht tun oder was wir zu Unrecht tun.

Lasst uns darauf achtgeben. Dies ist der zweite Hinweis auf dem Weg zum Beginn der Großen Fastenzeit. Nun ist die Zeit der Buße gekommen, nun heißt es, zu sich zu kommen. Es ist Zeit damit anzufangen! Lasst uns deshalb einen guten ersten Schritt tun. Erneut, wenn wir diesen bereits in der vergangenen Woche getan haben, wenn nicht, dann jetzt. Von Tag zu Tag, von Woche zu Woche lasst uns nun aufmerksam auf unser Gewissen hören und uns auf den Weg zu Gott und Seiner Wahrheit machen. Denn nur dann können wir erneuert, oder zu mindestens bereiter, in die Große Fastenzeit gehen.

Amen  

Комментарии ():
Написать комментарий:

Другие публикации на портале:

Еще 9