Die Auferweckung des Sohnes der Witwe von Nain
Die ein solches Leid nicht durchlebt haben, die nicht wissen, was es heisst, Witwe zu sein und noch keines ihrer Kinder zu Grabe tragen haben, auch die stehen manchmal vor dem Scheiterhaufen des gesamten Lebens.  ... Dann spricht Christus in Seinem großen Mitleid zu jedem von uns: Weine nicht! Hör auf. Ich bin hier! ... Und mit Seinem mächtigen Wort kann Er in unseren Herzen, unseren Seelen, in unserem Leben all das wieder zum Leben erwecken, was scheinbar spurlos verschwunden war. ...
Статья

16. Oktober 1977

Das Evangelium von heute zeigt uns zwei Formen äußersten menschlichen Leids: Witwe zu sein und darüber hinaus noch den einzigsten Sohn zu verlieren. Die Frau, auf die Christus am Stadttor getroffen war, hatte den Menschen verloren, den sie in ihrer Jugend so stark lieb gewonnen hatte, dass sie ihre Eltern und alles, was ihr lieb und teuer war, verlassen hatte, um an seiner Seite zu sein. Aus der Liebe der beiden wurde ein Sohn geboren, dem sie alles gaben, all ihre Hoffnung, all ihre Zärtlichkeit und der, wie sie sich es vorstellten, alles tun wird, damit sie ihre letzten Tage in Ruhe verleben können, der sie stützt, wenn sie alt sind und tröstet, wenn sie Kummer haben.

Doch der Mann starb, die erste Liebe jener Frau und nun trägt sie auch ihren Sohn zu Grabe. Am Stadttor trifft Christus auf sie und Dieser, ganz durchdrungen von Mitgefühl und Mitleid, wendet sich an sie mit Worten, die ihr sofort sagen wollen, dass ihr Leid ein Ende hat: Weine nicht! ... Er sagt nicht zu ihr: Sei getröstet, dein Sohn wird am Jüngsten Tage auferstehen; Er redet nicht davon, dass dies das allgemeine Schicksal der Menschen und dass ihr ein besonders schweres Los zugefallen sei und der Herr sie nicht verlassen werde. Er sagt zu ihr: Weine nicht! Und sie und der Trauerzug bleiben stehen und Christus lässt durch Sein Wort ihre letzte Hoffnung ins Leben zurückkehren, ja alles, was ihr geblieben war, nicht nur auf der Erde, sondern auch das, was sie mit der Ewigkeit verbindet, denn die Liebe zersprengt die Grenzen sowohl des Todes als auch die von Entfernungen und Zeit und führt uns in die Ewigkeit.

Viele mussten in den vergangenen Jahrzehnten ein solches Leid, wie jenes dieser Mutter ertragen. Wie undendlich viele Männer sind auf den Schlachtfeldern gefallen oder in den Lazaretten gestorben. Wie viele Kindern sind viel zu früh dahingegangen und wie viele Tränen haben Mütter vergossen. Jeder Mutter sagt der Herr: Weine nicht, glaube nur! Suche nicht deinen Sohn, deinen Mann, deine Liebe irgendwo in der Vergangenheit. Dort ist nur das, was einmal war. Die Liebe jedoch stirbt nie, sie ist stärker als der Tod. Sie vereinigt uns bereits sowohl hier auf der Erde wie auch in der Ewigkeit ...

Auch die, die ein solches Leid nicht durchlebt haben, die nicht wissen, was es heisst, Witwe zu sein, die noch keines ihrer Kinder zu Grabe tragen haben, stehen manchmal vor dem Scheiterhaufen des gesamten Lebens. Es kommt vor, dass ein Mensch immer voller Hoffnung war, Gott ganz nahe bei sich spürte und immer das Gefühl hatte, dass das Leben voller Siege ist und voller Freude dahinfliesst. Doch plötzlich hat alles ein Ende, all die Hoffnung und die Freude. Es kommt vor, dass ein Mensch im Verlaufe seines gesamten Lebens in seinem Herzen einen Traum, eine Liebe, eine Hoffnung trug  - so wie es eine Mutter unter dem Herzen trägt - und dann kommt ein Augenblick, in dem plötzlich aus einem unbegreiflichen Grund alles zusammenfällt, alles erstirbt und der Mensch bleibt allein zurück, so wie die Witwe aus Nain, jene Mutter, die ihren Sohn zu Grabe trug. Alles ist vergangen, alles gestorben, nichts ist mehr geblieben ...

Auch dann spricht Christus in Seinem großen Mitleid zu jedem von uns: Weine nicht! Hör auf. Ich bin hier! ... Und mit Seinem mächtigen Wort kann Er in unseren Herzen, unseren Seelen, in unserem Leben all das wieder zum Leben erwecken, was scheinbar spurlos verschwunden war. ...

Deshalb lasst uns von Christus lernen, mit welchem Mitgefühl wir anderem menschlichen Leid entgegentreten sollten. Mit welch einer Liebe sprach Er diese Worte: Weine nicht!, damit diese Frau nicht beschämt sei, nicht beleidigt oder verstört durch diese Worte. Wir müssen lernen, so zu sprechen, dass unsere Worte von Hoffnung, Glauben, Leben und von Gott die anderen nicht verletzen, nicht erniedrigen und keinen Anlass zum Zorn werden, sondern reine Tröstung und Freude bringen. Sehr oft sind wir es, denen es aufgetragen ist, den Menschen in einem irdischen Leid Trost zuzusprechen, gleichzeitig aber auch die Hoffnung auf die Ewigkeit und Kraft zum Leben neu zu erwecken. ...

Gib uns Herr, ein solches Mitgefühl, eine solche Liebe, dass all die, an die wir uns mit Worten des Glaubens, der Hoffnung und des Trostes wenden, neues Leben in sich finden mögen und erfüllt seien von ewiger Hoffnung, alles besiegendem Glauben und eines begreifen: dass über allem bis zum Ende die Liebe siegt, sowohl sie Liebe Gottes als auch die der Menschen.

Amen        

Комментарии ():
Написать комментарий:

Другие публикации на портале:

Еще 9