Sonntag der salböltragenden Frauen
„Liebe erwies sich stärker als Angst und Tod, stärker alsDrohungen und die Furcht vor jeglichen Gefahren. Dort, wo Verstand undÜberzeugung die Angst der Jünger nicht überwinden konnten, siegte die Liebeüber alles. So siegt die Liebe im Verlaufe der gesamten Menschheitsgeschichte,ob nun der heidnischen oder der christlichen. Im Alten Testament heisst es: DieLiebe ist so stark wie der Tod. Nur sie kann mit dem Tod den Kampf aufnehmenund dabei siegen.“ – aus einer Predigt zum Sonntag der Salböltragenden Frauenvon Antonij von Suroz.
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2. Sonntag nach Ostern (Mk. 15,43 - 16,8) - 15.5. 1974

Kein Zureden und keine noch so tiefe Überzeugung können dieAngst vor dem Tod und vor Schande besiegen. Allein aus Liebe vermag ein Menschengrenzenlos und bis zum Schluss treu zu sein. Heute gedenken wir auf feierlicheWeise den Heiligen Nikodemus, Joseph aus Arimathea und den salböltragendenFrauen.

Joseph und Nikodemus waren Jünger Christi. Sie hatten diesjedoch verborgen gehalten. Solange Christus noch zu den breiten Volksmassenpredigte und von seinen Gegnern in immer größerem Masse gehassst wurde unddiese Rachepläne schmiedeten, kamen Joseph und Nikodemus nur des Nachts zuChristus, voller Vorsicht, damit niemand ihr Kommen bemerke. Als Christusjedoch plötzlich ergriffen ward, als er gebunden und zum Tode geführt,gekreuzigt und getötet wurde, erwiesen diese zwei Männer, die sonst in ihremLeben beide eher scheu waren, die sich nicht getrauten hatten, sich ganz zuihrer Jüngerschaft zu bekennen, plötzlich aus Ergebenheit, aus Dank, aus Liebezu Ihrem Herrn und aus Bewunderung Seiner mehr Kraft und Stärke als die engstenJünger Christi. Sie hatten alle Angst vergessen und traten offen vor alle, alsjene anderen sich verbargen. Joseph aus Arimathea bat um den Leib Jesu. Ebensokam auch Nikodemus, der sich nur nachts getraute Christus zu besuchen, hinzuund beide Männer begruben ihren Meister, von Dem sie sich von nun an nie wiederlossagten.

Über die salböltragenden Frauen wissen wir wenig. Eine vonihnen war von Christus von ewiger Verdammnis, von Besessenheit geheilt worden.Die anderen folgten Ihm überall hin: die Mutter von Jakob und Johannes undandere. Sie hörten Ihm zu und nahmen Seine Worte in sich auf. Sie wurden so zuneuen Menschen, indem sie ein einzigstes Gebot Christi, das Gebot der Liebeverinnerlichten. Eine Liebe, die sie in ihrem bisherigen Leben, ob dies nun einrechtschaffendes oder ein lasterhaftes war, nicht gekannt hatten. So fürchtetensie sich nicht in einiger Nähe des Kreuzes zu stehen, als Christus starb undkeiner Seiner Jünger ausser Johannes zu gegen war. Ebenso kamen sie ohneFurcht, um den Leib Jesu, Den die Leute verstoßen, Der von den Seinen verratenund von Fremden wie ein Verbrecher verurteilt worden war, zu salben.

Etwas später liefen zwei der Jünger, als diese die Kunde vonder Auferstehung Christi erreicht hatte, zum Grab. Einer war Johannes, der nahedem Kreuz gestanden hatte, jener Jünger, der Apostel und Prediger derGöttlichen Liebe wurde und den Christus lieb hatte. Der andere war Petrus, derseinen Herrn dreimal verleugnet hatte. An die salböltragenden Frauen war dasWort ergangen: „bringt die Kunde zu meinen Jüngern und zu Petrus", denn dieJünger hielten sich aus Angst versteckt und Petrus, der seinen Meister dreimalverleugnet hatte, konnte sich nicht mehr zu den Jüngern zählen. Auch ihm bringtdie Kunde von der Vergebung! ...

Wie schnell lief Petrus, als er die Nachricht vernommenhatte, daraufhin zum leeren Grab, um sich zu überzeugen, dass der Herr wirklichauferstanden war und dass alles noch möglich war, dass es noch nicht zu spätwar, seine Schuld zu gestehen, zu reuen und zu Ihm zurückzukehren, dass es nochnicht zu spät war, erneut Ihm ein treuer Jünger zu sein. Und wirklich, später,als er Christus am Meer von Tiberia traf, fragte ihn der Herr nicht weiter nachseinem Verrat. Er fragte nur, ob Petrus Ihn noch liebe?

Liebe erwies sich stärker als Angst und Tod, stärker alsDrohungen und die Furcht vor jeglichen Gefahren. Dort, wo Verstand undÜberzeugung die Angst der Jünger nicht überwinden konnten, siegte die Liebeüber alles. So siegt die Liebe im Verlaufe der gesamten Menschheitsgeschichte,ob nun der heidnischen oder der christlichen. Im Alten Testament heisst es: DieLiebe ist so stark wie der Tod. Nur sie kann mit dem Tod den Kampf aufnehmenund dabei siegen.

Deshalb sollten wir uns, wenn wir unser Gewissen zu unseremVerhältnis zu Christus, zu unserer Kirche, zu unseren Angehörigen, zu unserenMitmenschen und zu unserer Heimat befragen, nicht nach unseren Überzeugungen fragen,sondern nach unserer Liebe. Und derjenige, der ein ebenso liebendes, treues undunbeirrbares Herz in sich trägt wie der scheue Joseph, der verborgeneNikodemus, wie die stillen, salböltragenden Frauen, wie der Verräter Petrus,der junge Johannes, wer ein solches Herz hat, der wird auch Folter und Angstund Drohungen widerstehen, der wird seinem Gott, seiner Kirche, seinenAngehörigen und Mitmenschen und allen treu bleiben.

Wer jedoch nur feste Überzeugungen aufweisen kann, wessenHerz kalt bleibt und nicht durch solche Liebe erwärmt ist, die jegliche Angstverbrennen kann, der sollte wissen, dass er noch schwächlich ist. Der sollteGott um die Gabe jener zwar schwachen und gebrechlichen, dabei aber auch treuenund unbesiegbaren Liebe bitten.

Amen

 http://www.metropolit-anthony.orc.ru/inname/in_102.htm          

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