Zum Fest der Orthodoxie
„Der Triumpf der Orthodoxie ... ist der Sieg Gottes über die Schwachheit des Menschen, über uns, Sein Sieg in uns und unter uns. ... Das Fest zum Triumpf der Orthodoxie ist ein Tag, an dem wir jubeln, weil Gott durch die menschliche Sünde nicht besiegt wurde, weder durch die Sünde des Verstandes, weder durch unser kaltes und unbeständiges Herz, weder durch unseren unschlüssigen Willen noch durch die Schwachheit des Fleisches. Gott ist unbesiegt geblieben in der Kirche Christi." ... aus der Predigt zum Fest der Orthodoxie von Metropolit Antonij von Suroz.
Статья

Erster Sonntag der Großen Fasten

2.3.1969

Heute feiern wir das Fest zum Triumpf der Orthodoxie. Es stellt sich sofort die Frage, welcher Triumpf gemeint ist. Wenn wir uns nur einmal umschauen, wenn wir einmal hineinschauen in unsere so vertraute und geliebte Orthodoxe Kirche, wie wenig strahlt sie dann als Siegerin, wie viel betrübliches sehen wir dann und wie wenig gibt uns dieses Bild scheinbar Anlass zum Feiern.

Doch wir feiern nicht den sichtbaren Glanz der Orthodoxie. Ganz im Gegenteil: dieser ist heute in keiner Weise gemeint. Der Triumpf der Orthodoxie zeigt sich in zwei anderen Dingen: Zum einen darin, dass die orthodoxen Christen, ob sie nun auf der ganzen Erde verstreut oder in fest gefügten Landeskirchen verbunden leben, ungeachtet der vielen Verfolgungen und der gewaltigen Schwierigkeiten ihren Glauben unversehrt, ihre Gottesdienste in voller Ehrfurcht sowie ihr Verständnis einer zum Heil führenen Spiritualität so bewahrt haben, wie es uns von Christus im Evangelium und von den Heiligen Kirchenvätern durch die vielen Jahrhunderte der Existenz unserer Kirche hindurch hinterlassen worden ist. Das gibt Grund zum Jubel. Dies gebietet uns jedoch auch, uns gleichzeitig in Ehrfurcht vor jenen Menschen zu verneigen, die im Verlaufe der Jahrtausende im reinen Glauben standhaft geblieben sind und sich zu ihm bekannt haben, die den wahrhaftigen Geist des Evangeliums zu uns getragen haben und die von uns so geliebten, tiefen und lehrreichen Gottesdienste für uns bewahrt haben.

Wir wissen jedoch sehr gut, dass jeder Mensch, wie aufrichtig er auch in seinem Wunsch, seiner Kirche treu zu sein, sein mag und wie viel Kräfte er für dieses noble Ziel auch immer aufwendet, doch immer leicht zu besiegen ist, wenn nicht Gott Selbst ihm die Kraft gibt, wenn nicht die Gnade Gottes für ihn streitet. In letzter Konsequenz ist deshalb der Triumpf der Orthodoxie, dessen unser Herz sich heute freut und der uns auch für die Zukunft mit Hoffnung erfüllt, der Sieg Gottes über die Schwachheit des Menschen, Sein Sieg über uns, in uns und unter uns durch alle vergangenen Jahrtausende hindurch.  Das Fest zum Triumpf der Orthodoxie ist der Tag, an dem wir jubeln, weil Gott durch die menschliche Sünde nicht besiegt wurde, weder durch die Sünde des Verstandes, weder durch unser kaltes und unbeständiges Herz, weder durch unseren unschlüssigen Willen noch durch die Schwachheit des Fleisches. Gott ist unbesiegt geblieben in der Kirche Christi. Er blieb ebenso unbesiegbar in einzelnen, konkreten Perönlichkeiten. Darin besteht unsere große Freude.

Doch das Fest der Orthodoxie ist durch ein sehr konkretes Ereignis auf den Weg gebracht worden: Nach dem siebenten Ökumenischen Konzil, als die Orthodoxie den letzten Sieg über die Gegner der Ikonenverehrung  davongetragen hatten, wurde dieses Fest erstmalig gefeiert. Was bedeutet dies?

Die Kirche behauptete das Recht und unsere Pflicht, die Ikonen Christi und der Gottesmutter zu verehren. Damit hat sie auch die Wahrheit der Menschwerdung Gottes, die Wahrheit darüber, dass Gott Sich Selbst offenbart, Sich im Bilde offenbart, verteidigt.  Er tut Sich uns, wenn auch nicht immer in vollkommener Weise, kund in den Bildern, die wir von Ihm zeichnen. Diese Bilder sind nicht nur die Ikonen. Es sind auch Abbilder in Worten, wie es Andreas von Kreta ausdrückt. In den Dogmen der Kirche, in den Lehren der Heiligen Väter, in den Weisungen, die wir erhalten. Nicht zuletzt offenbart sich uns Gott, natürlich auch bildhaft, in den Menschen, denn ein jeder von uns trägt in sich das Abbild des Lebendigen Gottes.        

In der Liturgie des Heiligen Basilius heisst es von Christus, dass Er „Abdruck des gleichen Bildes" ist, Der uns in Sich den Vater offenbart. Er ist das vollkommende Bild. Er ist die Wahrheit, Er ist der wahre Gott, ebenso auch der wahre Mensch. In uns lebt ein Schein und ein Abdruck dieses Bildes. Wenn wir heute den Triumpf der Orthodoxie bejubeln, freuen wir uns darüber, dass sich uns Gott durch die Menschwerdung des Sohnes Gottes, im Fleische Christi offenbart. Was für eine Freude ist es zu wissen, dass unsere Welt, unsere Schöpfung so eingerichtet sind, dass die Fülle der Gottheit unter uns im Leibe leben kann, dass dadurch Gott im Bilde dargestellt und ausgedrückt werden kann und dass wir, indem wir die Ikonen betrachten, uns vor dem Lebendigen Gott verneigen können. Mehr noch: Wenn wir verstehen würden, dass jeder Mensch eine lebendige Ikonen ist und dass wir, wenn wir nur fähig wären, von aller menschlichen Schwachheit, die unser Bild verdunkelt, abzusehen und mit wahrhaft sehenden Augen, also quasi durchschauend, das hinter der menschlichen Schwäche lebende Abbild Gottes im Menschen zu erblicken, dann würden wir lernen, auch unter uns Menschen und in uns Menschen den Lebendigen Gott zu verehren. Nicht umsonst meinten die Kirchenväter: Wer seinen Bruder erkannt hat, hat seinen Gott erkannt. ...

Lasst uns deshalb einander in voller Ehrfurcht begegnen, denn wir sind Erscheinung, Abbild und Ikone des Lebendigen Gottes. Lasst uns voller Ehrfurcht unseren Glauben bewahren im Dogma der Verehrung der Heiligen Ikonen, welches gleichzeitig Ausdruck für unseren festen Glauben, das Gott Mensch wurde, ist. Lasst uns jubeln, dass Gott von Generation zu Generation unsere Schwachheit besiegt, uns besiegt und uns erobert. Lasst uns einander Gott hingeben, dass dieser Sieg ein vollkommener sein möge, dass Er bis zum Ende siegen möge: Nicht nur in den vergangenen Jahrhunderten, sondern auch heute in uns, dass Sein Licht, und sein Glanz der Welt aufscheinen möge, die Ihn unter Schmerzen sucht.

Amen    

Quelle: http://www.metropolit-anthony.orc.ru/inname/in_84.htm

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