Zum Sonntag des Apostels Thomas
„In den kommenden vierzig Tagen erscheint der Herr immer wieder Seinen Jüngern, Er unterweist sie in den Geheimnissen des Gottesreiches, Er lässt sie begreifen, dass der Herrn die Liebe ist, Er gibt ihnen zu verstehen, dass die Kirche eine Gemeinschaft von Menschen ist, die die Liebe untereinander vereinigt. Er lehrt sie, dass auf sie das ewige Leben wartet, wenn sie auch das irdische Leben verlieren sollten oder dieses ohne Aufschub irgendeinmal zu Ende gehen wird. Dieses ewige Leben ist das Leben Gottes, das bereits in ihnen zu wirken begonnen hat und alles besiegen wird.“ – aus einer Predigt zum Sonntag des Apostels Thomas von Metropolit Antonij von Sourozh
Статья

17. April 1977

Mehrere Male lesen wir im Evangelium, wie ein Mensch, nachdem er in Christus seinen Herrn und Gott erkannt hat, sich zum Ihm auch voller Kraft und Freude bekennt. Dies beginnt gleich zu Beginn des Weges unseres Herrn. Nach Seiner Taufe, als der Herr Seinen Weg zum Kreuz antrat, trifft er auf Nathanael und bezeugt vor anderen, dass dieser ein Mensch mit reinem und aufrichtigem Herzen ist, worauf Ihn Nathanael fragt, woher Er dies denn wüsste. Der Heiland antwortet ihm mit geheimnisvollen Worten. „Schon bevor dich Philipp gerufen hat, habe ich dich geschaut, als du unter dem Feigenbaum saßest“ ... und Nathanael verbeugt sich vor Christus und sagt: „Du bist der Sohn Gottes, Du bist der König von Israel!“ ... In der Heiligenvita des Heiligen Apostols Nathanael lesen wir, dass er unter dem Feigenbaum zu Gott gebetet hat. Die Worte Christi „Ich habe dich unter dem Feigenbaum gesehen“ haben ihm pötzlich die Augen geöffnet und er hat verstanden, dass er vor DEM Gott steht, zu DEM er in jener Stunde gebetet hatte.

Danach hören wir eine ganze Weile keine solchen klaren Belenntnisse. Die Apostel hatten ebenso wie wir nur Augen für das Sichtbare, und nur sehr langsam beginnt auch das Unsichtbare durchzuscheinen. Im Verlaufe von mehr als drei Jahren spricht Er zu den Aposteln immer wieder über Seine eigentliche Natur und öffnet vor Ihnen Sein Mysterium: Ja, Er ist wahrer Mensch aber gleichzeitig auch Gott, der Fleisch angenommen hat, um die Welt zum Heil zu führen. Dieses immer klarer werdende Wissen um den Heiland äußert sich bereits auf dem Weg nach Jerusalem vor dem Tod Christi im Bekenntnis des Apostels Petrus: „Du bist der Christus, der Sohn des Lebendigen Gottes!“ ...

Vor Seiner Kreuzigung offenbart sich Christus weiterhin als Gott vor seinen Jüngern. Nach Seiner Auferstehung zeigt Er sich vor ihnen immer wieder in einer Reihe von Erscheinungen als Mensch, der im Fleische auferstanden ist. Alle Erzählungen vom Auferstandenen Christus weisen uns eben gerade auf dies eine hin: Er ist kein Geist und nicht nur eine Vision. Seine Jünger hören nicht nur Seine Stimme, sie berühren auch Seinen Leib und sie sehen, wie Er mit ihnen isst. Der Apostel Johannes schreibt deshalb etwas später völlig zurecht: Wir reden davon, was unsere Augen gesehen, unsere Ohren gehört und wen unsere Hände berührt haben. Christus ist wirklich im Leibe auferstanden. In einem Leib, der geheiligt war, verklärt und ganz Geist geworden war, ohne aufzuhören Leib zu sein. Und so verneigen auch wir uns gemeinsam mit dem Apostel Thomas vor dem Auferstandenen Christus. Wir glauben an Ihn, wir begreifen Ihn als unseren Gott und als auferstandenen Jesus von Nazareth und rufen Ihm zu: Du bist mein Herr und Gott!

Auf diesem Bekenntnis fußt das gesamte Leben der Kirche, die gesamte christliche Weltsicht, die wahre Größe des Menschen und die grenzenlose Demut Gottes. In Christus offenbart sich uns sowohl das eine als auch das andere und wir freuen uns nicht nur darüber, dass Gott ein Gott der Liebe ist, das Er unser Heiland ist, sondern auch darüber, dass in Ihm uns gezeigt ist, was es wirklich bedeutet Mensch zu sein. Der Mensch ist so großartig, dass Gott selbst in Ihm leben kann, dass Christus durch die Pforten des Todes hindurch in das ewige Leben eingehen kann und uns, ebenso wie es das  fliessende Wasser tut, mit Sich nehmen kann in die Ewigkeit. Der Mensch ist so großartig, dass Christus, nachdem er uns in allem, ausser der Sünde gleich war, unserer menschlichen Natur und so auch uns vollends an Seiner Gottheit Anteil nehmen lässt, wenn nur wir uns Ihm und Seiner Gnade öffnen. Wie wunderbar ist dies!

In den kommenden vierzig Tagen erscheint der Herr immer wieder Seinen Jüngern, Er unterweist sie in den Geheimnissen des Gottesreiches, Er lässt sie begreifen, dass der Herrn die Liebe ist, Er gibt ihnen zu verstehen, dass die Kirche eine Gemeinschaft von Menschen ist, die die Liebe untereinander vereinigt. Er lehrt sie, dass auf sie das ewige Leben wartet, wenn sie auch das irdische Leben verlieren sollten oder dieses ohne Aufschub irgendeinmal zu Ende gehen wird. Dieses ewige Leben ist das Leben Gottes, das bereits in ihnen zu wirken begonnen hat und alles besiegen wird. In den kommenden Wochen wird uns jede Evangeliumslesung von diesem Triumpf des Lebens berichten, über seinen Sieg, über den Sieg der Liebe über alles andere. Lasst uns deshalb voller Freude sein und jubeln, dass der Auferstandene Christus nicht nur für Sich und in Sich den Tod besiegt hat, sondern das Er auch in uns und für uns den Tod, wie ebenso die Sünde, die Angst und alles überwunden hat und dass wir nun zu Ihm gehören zum Lebendigen Gott.

Amen     

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