Die Apostelgleiche Olga
Wir leben in einer Zeit in der die Christen einen Minderheit darstellen, die stetig kleiner wird. Innerhalb dieser Minderheit bilden wir, die Orthodoxen, eine kleine Gemeinschaft. … Und wie wenig Mut haben wir, uns als die zu präsentieren, die wir sind! … Wie fürchten wir uns, nach den Geboten des Evangeliums zu leben, das heißt, sie nicht nur in Worten, sondern mit unserem gesamten Leben zu verkündigen, zu sagen, dass wir zwar in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt sind und dass wir die ersten Boten des Himmelreiches sind, die in die Welt gesandt sind, um sie für Gott einzunehmen, nicht mit Gewalt, sondern mit unserem Leben, das wir für diese Welt hingeben!“ – aus einer Predigt über die Apostelgleiche Fürstin Olga von Metropolit Antonij von Sourozh
Статья

Wir leben in einer Zeit in der die Christen einen Minderheit darstellen, die stetig kleiner wird. Innerhalb dieser Minderheit bilden wir, die Orthodoxen, eine kleine Gemeinschaft. Wir sind also wenige sowohl unter den Christen im Ganzen wie auch innerhalb der säkularen Gesellschaft. Und wie wenig Mut haben wir, uns als die zu präsentieren, die wir sind! Wie wenig entschlossen sind wir, als Christen uns vor eine Welt zu stellen, die uns fremd ist, wie sie auch Christus, unserem Gott und Heiland, unserem Herrn und Bruder nach der Menschheit, fremd war. Wie wenig getrauen wir uns, unseren Glauben offen zu bekennen! Wie fürchten wir uns, nach den Geboten des Evangeliums zu leben, das heißt, sie nicht nur in Worten, sondern mit unserem gesamten Leben zu verkündigen, zu sagen, dass wir zwar in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt sind und dass wir die ersten Boten des Himmelreiches sind, die in die Welt gesandt sind, um sie für Gott einzunehmen, nicht mit Gewalt, sondern mit unserem Leben, das wir für diese Welt hingeben!

Das Leben der Heiligen Olga, derer wir heute gedenken, ist für uns einerseits Anklage, andererseits  aber auch Inspiration. Olga war eine Christin, bereits zwei Generationen bevor Russland sich im Ganzen zum Christentum bekannt hat. Sie war eine Christin, ganz allein zwischen den Bewohnern des Palastes ihres Mannes, der das Christentum als eine Religion der Schwachen verachtete. Er verhöhnte es uns machte sich zusammen mit seinen Kumpanen über die Fürstin Olga und ihren Glauben lustig. Und sie stand allein, ohne zu zweifeln. Sie fürchtete sich nicht, sich zu dem zu bekennen, wer sie war. Sie verkündete ihren Glauben an den Einen Gott, den Herrn über die  Herrscher und den König über die Könige, Den Erlöser der Welt.

Was können wir von ihr lernen! Auch wir leben in einer Welt, die uns belächelt und die so dahinlebt, als ob die christlichen Werte keine Bedeutung mehr hätten. Einer wirklichen Gefahr sind wir dabei aber nicht ausgesetzt, wie zum Beispiel in anderen Ländern, wo es gefährlich ist, sich zum Christentum zu bekennen. Vor nicht gar zu langer Zeit hätte es auch in Russland für jemanden, der offen zugibt, Christ zu sein, übel enden können. Er hätte sich Schwierigkeiten bereitet und  Probleme geschafft, nicht nur für sich selbst, sondern auch für seine Familie und seine Freunde. Doch ungeachtet dessen standen viele Menschen tapfer zu ihrem Glauben. Und so bekannten sich nach dem Beispiel der Heiligen Olga gerade viele Frauen mutig zu ihrem Christsein und hielten durch ihren Heldenmut und ihre Bereitschaft, Leid auf sich zu nehmen, ja sogar ihr Leben hinzugeben für das Christentum und für Gott, die Kirche in Russland am Leben.

Wir alle sollten deshalb sehr genau über unsere eigene Feigheit und unsere Ängste nachdenken und uns die Frage stellen, warum wir so feige sind? Weil wir ganz im Allgemeinen ängstlich sind und uns die Angst tief in Fleisch und Blut übergegangen ist? Oder aber weil wir bisher noch nichts begriffen haben oder vergessen, wer unser Herr Jesus Christus für uns ist? Weil wir Ihm nur irgendwo ganz am Rande Raum in unserem Leben geben, nicht aber in seiner Mitte und nicht in unserem Herzen? Weil Er nicht wirklich Herr und Gott für uns ist, weder in unseren Herzen noch in unserem Denken, geschweige denn in unserem Leben als Ganzes? Wir sollten uns fragen, was Er für bedeutet, wenn wir uns so davor fürchten, wegen Ihm von anderen verhöhnt zu werden! Warum fühlen wir uns von irgendwelchen Bemerkungen so getroffen oder erschrecken, wenn man uns mit Verachtung entgegentritt? In der Tat passiert uns ja nichts wirklich Gefährliches in dieser Welt, in der wir hier leben!

Verhalten wir uns etwa so zu Menschen, die wir wirklich lieben, wenn sich andere über sie lustig machen oder sie in den Schmutz ziehen und verhöhnen? Schweigen wir dann etwa und reihen uns ein in die Masse und lassen diejenigen allein, die wir lieben? Lassen wir es etwa zu, dass der Name unserer Mutter, unserer Braut, unseres Mannes, unserer Frau oder unseres geliebten Freundes von anderen verleumdet, verlacht oder durch höhnische Späße erniedrigt wird? Nein, wir würden es nicht zulassen. - So hoffe ich jedenfalls! - Niemand würde etwas solches hinnehmen. Doch gleichzeitig ertragen wir mit einer solchen Ruhe und Gelassenheit all die „Späße“, die über Christus, über Gott und Seine Redlichkeit und über die gemacht werden, die nach den Geboten Gottes leben. Bedeutet dies etwa, dass unsere lieben Menschen und Dinge uns wesentlich mehr bedeuten als Gott, Der uns liebt und uns das Leben geschenkt hat, ja, Der Sich in unsere Hände gegeben hat, auch als wir uns von Ihm abgewandt hatten – jeder von uns und wir alle zusammen? Der in die Welt gekommen ist, um unser Schicksal zu teilen und für uns und mit uns zusammen zu leben und zu sterben? …

Lasst uns darüber nachdenken, denn vor uns steht in voller Größe das Bild der Heiligen Olga, die allein war in einem ganzen Meer von Heiden! Nicht in einer solchen Gesellschaft wie der unsrigen, die bereits von der Botschaft des Evangeliums befruchtet ist und die wenig gemein hat mit den Heiden der damaligen Zeit. Sie stand allein und fürchtete sich nicht. Und gerade weil sie so standhaft war, konnte sie ihrem Enkel Wladimir ihre Sicht auf die Welt vermitteln, die ihm dann immer wieder wie ein Licht erschien und ihm keine Ruhe ließ, bis er nicht selbst eine Antwort für sich gefunden hatte. Sie hatte ihm eine neue Weite des Menschseins eröffnet und in ihm den Durst nach Größerem, Wahrhaftigerem und Heiligerem geweckt, als es die falschen Götter waren, die sein Vater und seine Gefolgschaft verehrten. Und weil sie der Verhöhnung durch die Palastbewohner ihres Mannes standgehalten hat, vermochte sie es auch, ihrem Enkel Gott in Christus nahezubringen und mit seiner eigenen offiziellen Bekehrung zu Ihm, auch Millionen von Herzen und die endlosen Weiten Russlands dafür zu öffnen, dass auch in ihnen Christus der Erlöser seine Herrschaft antreten konnte.

Lasst uns von dieser Frau lernen, die zerbrechlicher aber gleichzeitig auch viel stärker war, als alle Männer! Sie hatte wie die Gottesmutter jegliche Angst und jeglichen Zweifel überwunden. Lasst uns von ihr lernen, allein für unseren Glauben einzustehen und ihn zu verkünden - nicht nur mit Worten, denn Worte überzeugen heute niemanden mehr, weil die Menschen schon zu viel schönen und betrügerischen Worten gelauscht haben und ihrer überdrüssig geworden sind - sondern durch unser Leben nach den Geboten Gottes, als Volk, das zu Christus gehört!

Amen    

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