Zur Eucharistie
„Was können wir den Herrn darbringen? Brot und Wein? Sie gehören auch so Ihm. Uns selbst? Aber gehören nicht auch wir Ihm? Er hat uns aus dem Nichts ins Sein berufen und uns ein großes ganzes Leben geschenkt. Er hat uns mit all dem, was wir sind und was wir haben, ausgestattet. Was also können wir ihm darbringen, was wirklich unser ist? Der Heilige Maximus Confessor meint, dass Gott alles vermag ausser eines: Er kann keines Seiner Geschöpfe zwingen, Ihn zu lieben, denn Liebe ist die höchste Form von Freiheit.“ – aus einer Predigt zum Thema Eucharistie von Metropolit Antonij von Sourozh
Статья

1969 

Am Abend vor Seiner Gefangennahme versammelte der Herr Seine Jünger um Sich, um das Sakrament unseres Glaubens, welches wir auch Liturgie oder Eucharistie nennen, zu begründen. Zu diesem Mahl waren die Apostel, die Ihm auch später ihre Treue erwiesen, wie auch der, der sich bereits entschlossen hatte, seinen Meister zu verraten, gekommen. Gemeinsam mit all Seinen Jüngern offenbarte Christus auch jenem, Judas, die unausprechliche Göttliche Liebe. Wenn jemand zu einem Mahl einlädt, bedeutet dies, das der Gastgeber seine Gäste als seines gleichen betrachtet, als seine Kameraden, denen es zukommt gemeinsam mit ihm das Brot zu brechen und so auch das Leben in seinem Wesen zu teilen. Hier macht der Herr Seine Jünger zu Seines Gleichen in der Göttlichen Liebe. Er macht Sie Gott ebenbürtig durch Seine Liebe zu uns. Dies ist die eine Seite dieses wundervollen Ereignisses, welches wir das Heilige Abendmahl nennen.

Wir bezeichnen dieses Ereignis jedoch auch noch mit einem anderen Namen: Wir nennen es ebenso  Eucharistie. Dieses Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet in dieser Sprache Gabe und Dank zugleich. In der Tat ist die Teilnahme am Abendmahl, der Verzehr von Leib und Blut Christi, eine unfassbare Anteilgabe, mit der Er uns bei Sich sein lässt. Es ist die größte Gabe, die der Herr uns geben kann. Er macht uns zu Seinen Brüdern und uns Sich Selbst ebenbürtig. Er macht uns zu Mitarbeitern Gottes und durch eine unfassliche und unbegreifbare Kraft und Macht des Geistes (denn das Brot ist nicht mehr nur Brot und der Wein nicht mehr nur Wein, denn sie sind zu Leib und Blut Ihres Gebers geworden) beginnen wir - zuerst dem Keime nach und dann immer mehr – an der Natur Gottes Anteil zu gewinnen. So werden wir in einem solchen Maß zu Göttern, mit welchem wir an der Natur Gottes  Anteil nehmen. So werden wir gemeinsam mit dem Mensch gewordenen Gottessohn, zum Ort der Existenz Gottes auf der Erde, zum „ganzen Christus“, von dem der Heilige Ignatius von Antiochien gesprochen hat. Und sogar noch mehr, noch höher und tiefer als das: In dieser Anteilnahme an der Natur und dem Leben des Eingeborenen Sohnes Gottes werden wir nach den Worten von Irenäus von Lyon in der Tat zu Gottes Söhnen.

Dies ist die große Gabe. Doch worin besteht die Danksagung? Was können wir den Herrn darbringen? Brot und Wein? Sie gehören auch so Ihm. Uns selbst? Aber gehören nicht auch wir Ihm? Er hat uns aus dem Nichts ins Sein berufen und uns ein großes ganzes Leben geschenkt. Er hat uns mit all dem, was wir sind und was wir haben, ausgestattet. Was also können wir ihm darbringen, was wirklich unser ist? Der Heilige Maximus Confessor meint, dass Gott alles vermag ausser eines: Er kann keines Seiner Geschöpfe zwingen, Ihn zu lieben, denn Liebe ist die höchste Form von Freiheit. Das Einzigste, was wir Gott darbringen können, ist die Liebe eines sich anvertrauenden und treuen Herzens.      

Aber warum bezeichnen wir gerade diese geheimnisvolle eucharistische Mahlfeier als Danksagung, nicht aber jeden anderen Gottesdienst oder irgendeine andere unserer Handlungen? Was können wir Gott mit dieser Danksagung geben? Jahrhunderte bevor Christus auf die Erde kam und uns das Geheimnis der Göttlichen Liebe offenbarte, stellte sich der Psalmensänger David diese Frage. Die Antwort, die er gibt, ist auf der einen Seite sehr ungewöhlich, auf der anderen Seite jedoch sehr ehrlich und wahrhaftig. Er sagt: Was kann ich Gott für all das Gute, was Er mir schenkt, geben? Den Kelch des Heils nehme ich an und rufe den Namen des Herrn. Ich preise Ihn in meinen Gebeten. Der höchste Ausdruck der Dankbarkeit besteht nicht darin, dass man etwas zurückgibt. Denn wenn man dies tut, dann ist es, als ob man für diese Gabe eine Quittung ausstellt und der Gabe somit ihren Geschenkcharakter raubt. Der der gibt und der, der bekommt, werden so unter einander quit, beide werden so zu Geber, doch die Gabe als Antwort hat auf irgendeine Weise die Freude beider kaputt gemacht.

Wenn wir eine Gabe mit all unserem Herzen annehmen können, dann drücken wir damit unser völliges Vertrauen und unsere Überzeugung darüber aus, dass die Liebe des jenigen, der gibt, vollendet ist. Wenn wir die Gabe von ganzem Herzen, in aller Einfachheit annehmen, dann schenken wir demjenigen, der uns beschenkt, große Freude. Das gilt ebenso für die Beziehungen unter uns Menschen. Wir bemühen uns meistens das Geschenk von jemandem, der uns nicht von ganzem Herzen liebt, mit einem Geschenk unsererseits zu „vergelten“, um von dem Gefühl „jemandem einen Dank schuldig zu sein“ oder „jemandem verpflichtet zu sein“ frei zu sein. Damit zeigen wir, dass auch wir diesen Menschen nicht richtig mögen, denn sonst könnten wir sein Geschenk einfach von ganzem Herzen annehmen.

Das ist der Grund warum die Eucharistie die höchte Form von Danksagung der Kirche und der Welt ist. Die Menschen, die an die Liebe Gottes mit offenem Herzen und ohne jegliche Hintergedanken für diese Liebe „bezahlen“ zu müssen, glauben, die sich einfach nur dieser Liebe erfreuen, die diese Gabe darstellt, erhalten von Gott nicht nur das, was Er zu geben vermag, sondern auch noch das, was Er selbst ist. Er lässt sie Anteil nehmen an Seinem Leben, an Seiner Natur, an Seiner Ewigkeit, an Seiner Göttlichen Liebe. Nur wenn wir in der Lage sind, diese Gabe mit vollkommener Freude anzunehmen und sie voller Dank annehmen, dann nehmen wir wahrhaftig an der Eucharistie teil. Nur dann wird die Eucharistie zur vollendetsten Form unseres Dankes.

Dankbar zu sein ist jedoch nicht einfach, denn dies fordert von uns Hoffnung zu haben, ein liebendes Herz, die Fähigkeit sich über eine Gabe zu freuen, sich ganz Dem anzuvertrauen, Der gibt, und an Dessen Liebe zu glauben. Sicher zu sein, dass diese Gabe uns nicht erniedrigen möchte oder uns zu Sklaven macht. Das ist es, warum wir jeden Tag immer mehr wachsen sollte in unserer Fähigkeit zu lieben und geliebt zu werden, dankbar zu sein und uns zu freuen. Nur dann wird das Abendmahl für uns zur vollkommenen Gabe Gottes und zur vollkommenen Antwort der gesamten Erde auf Seine Liebe.

Amen           

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