Sonntag der Heiligen Maria aus Ägypten
„Auch wir sollten uns nicht damit zufriedengeben, dass es uns nicht geling zu Gott vorzudringen ... . Auch wir sollten es lernen, uns so nach Ihm zu sehnen, ... dass endlich die Kraft Gottes und Seine Barmherzigkeit auf unser Flehen antworten, auf unsere Verzweiflung reagieren .... Wenn dies jedoch mit uns geschieht, dann sind wir nur einfach nur froh, dann gehen wir getröstet von dannen. Wir denken nicht darüber nach, dass uns etwas geschenkt wurde, was wir mit keiner Kraft dieser Welt selbst erreichen können. Maria von Ägypten hatte dies begriffen. Sie verwandelte ihr ganzes Leben in ein Leben aus ... freudiger und schmerzhafter Dankbarkeit." - aus der Predigt zum Sonntag der Heiligen Maria von Ägypten von Metropolit Antonij von Suroz.
Статья

5. Sonntag der Großen Fasten - 27. 3. 1977

Im Verlaufe dieser triumpfierendenWochen der Großen Fasten, die voller Hoffnung sind, gedenken wir heute derHeiligen Maria aus Ägypten. Warum gedenkt die Kirche ihrer in diesen Wochen?Können wir in ihr nicht den Triumpf Göttlicher Macht sehen wie ebenso auch dieGröße wahrhaft menschlicher Liebe? Erzählt sie uns nicht von dem Sieg, den ein verzweifelterSchrei eines Menschen um Hilfe errungen hat, ein Sieg, den Gott schenkt, ausSeiner Liebe, durch Seine Kraft und Seine Stärke?

Von der Heiligen Maria ausÄgypten wissen wir folgendes: Sie lebte in Alexandrien, war jemand, den mandann später „ein liederliches Frauenzimmer" genannt hätte.  Sie war eine Schande für ihre Mitmenschen,anstößig und verderbend für alle um sie herum. Eines Tages wollte sie dasHeilige Kreuz des Herrn verehren, ein Teil dessen sich in einer der Kirchen derStadt befand. Ohne über ihre eigene Sündhaftigkeit nachzudenken, ohne gewahr zusein, dass ihr Leben mit dem Gott der Reinheit und der Liebe, vor Dem sie sichja verneigen wollte, nichts gemeinsames hat, wollte sie einfach kühn und frechin die Kirche treten. Doch wurde sie von irgendeiner Kraft daran gehindert.Jedesmal, sobald sie sich der Kirchentür näherte, wurde sie zurückgeworfen. Darübererschrak sie sehr und sie wandte sich an die Heilige Gottesmutter um Hilfe undum Erbarmen. Daraufhin öffnete sich auch für sie der Weg in die Kirche.  Aus ihr jedoch kehrte sie nicht erneut in ihrfrüheres, schändliches Leben zurück. Sie ging fort, in die Wüste und verbrachtedort in unvollstellbarer Weise, in völliger Einsamkeit ihr restliches Leben biszu ihrem Tod. Ihr Leben war nicht das eines Engels, sondern es war wahrhaft einLeben im Geiste, ein Leben aus Buße und Gnade.   

Was können wir aus der Vita derHeiligen lernen? Maria aus Ägypten war eine Buhlerin, wie es in dengottesdienstlichen Texten heisst. Sie betrieb Unzucht, wie wir es heute nennen.Dieses Laster besteht jedoch nicht nur in der körperlichen Sünde, in der Verachtungdes eigenen Körpers und der Persönlichkeit eines anderen Menschen. Unzucht,bedeutet, dass ein Mensch ziellos umherzieht, dass die Ganzheitlichkeit  seiner menschlichen Liebe zerhackt ist undzerstreut, sodass dieser Mensch schon nicht mehr mit seiner ganzen Seele und einemganzen Herzen, mit all seinen Gedanken, seinem gesamten Leib, seinem ganzenWesen einen anderen Menschen lieben kann, ebensowenig  wie den Einen Gott. Unzucht, im weiten Sinne,wie die Heilige Schrift sie versteht, ist idolhafte Vergötterung der sichtbarenWelt. Wir sind verblendet von dem, was wir sehen. Wir sehen das Unsichtbarenicht, weil unsere Aufmerksamkeit und unser Blick nur darauf gerichtet sind,was wir sehen und anfassen können. Unzucht bedeutet auch, sein Herz nicht demzu geben, was der Liebe würdig ist. Unzucht bedeutet, dass wir unseren Willen,statt ihn auf das einzig notwendige auf die reine und heilige Liebe zu einemMenschen und zu Gott zu richten, so zerstreuen, dass er ganz anarchistisch nachallen Seiten gerichtet ist, so dass er allen Idolen dient, allen unserenBegehren und Lüsten. Leiden wir etwa nicht alle an dieser Krankheit „Unzucht"?Haben wir etwa ein reines Herz? Ist unser Denken nicht gespalten? Schwanktunser Willen etwa nicht ständig hin und her?

So sollte es uns also nichtschwer fallen uns selbst im Bild dieser Frau zu erkennen. Unser gesamtes Lebengleicht dem ihren. Und ebenso wie sie wollen auch wir uns von Zeit zu Zeit vordem Lebendigen Gott verneigen, wollen zu Ihm vordringen, um Seine lebensspendendeKraft zu verspüren, und wie oft gelingt uns dies dann nicht. Wie oft möchtenwir gerne beten, aber es kommt kein Gebet zustande. Wie oft wollen wir lieben,doch unser Herz bleibt kalt wie ein Stein, wie oft wollen wir unskonzentrieren, doch unsere Gedanken wandern zerstreut umher. Wie oft schonwollten wir von ganzem Herzen ein neues Leben beginnen, doch immer verlässt unsbald unser Wille dazu. Denn dieser ist zersetzt in irgendwelche Bestandteile:in Wünsche, Träume, Sehnsüchte. In allem ist keine Festigkeit. Wie oft gleichenwir den Wellen im Meer, die an die Felsenküste schlagen, sich aufrichten unddann wieder ins Meer zurückfallen, ohne etwas erreicht zu haben. Sehr sehrselten halten wir inne und werden uns dessen bewußt. In manchen Augenblickenerfüllt uns Trauer, in anderen leidet unser Herz, wenn es uns scheint, dass unsder Weg zu Gott verschlossen ist. Doch dann beruhigen wir uns wieder undvergessen und der Sumpf des Lebens zieht uns wieder in sich hinein. Bei derHeiligen Maria von Ägypten war dies nicht so. Sie war darüber tief erschrocken undbat um Hilfe, um Gnade und um Heilung.

Auch wir sollten das lernen. Auchwir sollten uns nicht damit zufriedengeben, dass es uns nicht gelingt, zu Gottvorzudringen und an Ihn heranzutreten. Auch wir sollten es lernen, uns so nachIhm zu sehnen, so zu Ihm hin zu wollen, dass endlich die Kraft Gottes und SeineBarmherzigkeit auf unser Flehen antworten, auf unsere Verzweiflung reagieren,die erfüllt ist von unfassbarer Hoffnung. Wenn jedoch dies mit uns geschieht,dann sind wir nur einfach nur froh, dann gehen wir getröstet von dannen. Wirdenken nicht darüber nach, dass uns etwas geschenkt wurde, was wir mit keinerKraft der Welt selbst erreichen können. Maria von Ägypten hatte dies begriffen.Sie verwandelte ihr ganzes Leben in ein Leben aus Dankbarkeit. Sie hattebegriffen, dass sie mit dem, was ihr geschenkt wurde, nicht mehr so lebenkonnte, wie früher, sondern nur noch in freudiger und schmerzhafter Dankbarkeit.Alles hat sie verlassen, was für sie Versuchung war, was sie gefangen gehaltenhatte, und hat dann auf so wundersame Weise ihr Leben vollendet.

Wir können ihre Mühen nichtverstehen, doch jeder von uns kann das tun, wozu er die Kraft hat. Wir solltenverstehen lernen, dass, wie der Apostel Paulus sagt, wir alles vermögen in derKraft und mit  Hilfe des Herrn JesusChristus, dass die Kraft Gottes in unserer Schwachheit handelt. Nicht jedoch injener Schwachheit, die man auch Faulheit nennen könnte und die keine Früchteträgt, unter der wir leiden, die uns quält und verdirbt, sondern in eineranderen Schwachheit, in jener Flexibilität und Empfänglichkeit, die in einemMenschen aus dem Bewußtsein entstehen, dass er das, wovon er träumt, nichterreichen kann, dass er das Einzige, wonach er strebt, mit seinen eigenenKräften nicht erlangen kann, sondern nur mit Hilfe der Kraft Gottes. Dann hilftdie Kraft des Herrn unserer Schwachheit auf, wie der Wind einem biegsamen undschwachen Segel, dass als einzigstes das Schiff in den Hafen zu bringen vermag.Dies ist jene gottempfängliche Schwachheit, die schon nicht mehr auf sichselbst hofft, sondern sich gehorsam und sanft in die Hände Gottes begibt undSeinen Willen durch Seine Kraft verrichtet. Mit Ihr ist alles möglich. DieKraft Gottes handelt in jener Schwäche.

Möge uns die Heilige Maria ausÄgypten in der Reihe der Evangeliumslesungen, die uns in diesen Wochen derHoffnung nun schon zur Karwoche hinführen, die dann nicht mehr nur die Zeit desGlaubens und der Hoffnung ist, sondern die Zeit der Schau der Göttlichen Liebe,Kraft geben mit ihrem Beispiel und ihrem Vorbild.

Amen

http://www.metropolit-anthony.orc.ru/inname/in_9.htm#01

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